Sitzung des Abfallwirtschaftsverbands:Ungeliebter Klimaschutz

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Heftig kritisiert: Josefine Anderer-Hirt, die Klimaschutzmanagerin des Landkreises. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In der Sitzung des Abfallwirtschaftsverbands wird überraschend heftige Kritik beim Thema Umwelt laut. Gleich drei Bürgermeister stellen die Arbeit der Klimaschutzmanagerin in Frage und sprechen von "Alibi-Konstrukt"

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Ist der Klimaschutzpakt nur eine Alibi-Veranstaltung? Verschwendet der Landkreis nicht unnütz Geld dafür? Und verursacht die Vereinbarung in den Rathäusern nicht noch mehr Bürokratie? Das waren die Fragen, die im Mittelpunkt einer heftigen Diskussion am Mittwoch im Werksausschuss des Abfallwirtschaftsverbandes (Awista) beim Thema Klimaschutz standen. Christian Schiller, der Herrschinger Bürgermeister, war der Kragen geplatzt, zur Überraschung aller. Schiller gilt eigentlich als umgänglicher Mensch. Bei diesem Thema war es anders. Er sprach von "Bürokratisierung", von dem Zwang, "möglichst positive Berichte abzuliefern". Er bezweifelte, ob es überhaupt eine Klimaschutzmanagerin brauche. "Wir haben in den vergangenen Jahren in Herrsching 30 Millionen Euro für den Klimaschutz ausgegeben - ohne sie zu brauchen." Bislang ist die Gemeinde noch kein Mitglied des Klimapakts. Das Thema steht demnächst an.

Unterstützung erhielt er mit seiner Kritik von den Bürgermeistern Bernhard Sontheim (Feldafing) und Rupert Monn (Berg). Sontheim verstieg sich zu der Aussage, der Klimapakt sei ein "Alibi-Konstrukt, damit wir alle beruhigt schlafen könnten", und fragte in diesem Zusammenhang, warum denn Berg einen Beitritt abgelehnt hatte. "Das ist jene Gemeinde, die mit den vier Windrädern ganz konkret etwas für den Klimaschutz getan hat." Monn griff dankbar den Hinweis auf und kritisierte den Landkreis: Dieser gebe einen "Haufen Geld" für Personal und Broschüren aus, zu viel, nach seiner Ansicht. Landrat Karl Roth verteidigte die Arbeit der Klimaschutzmanagerin Josefine Anderer-Hirt. "Sie kann nur Anstöße geben, damit es in die Köpfe kommt", sagte er. Für Sontheim ist es aber "zu wenig, was da rüber kommt". Sontheims Groll kam nicht von ungefähr: Gegen seinen Willen hatte der Feldafinger Gemeinderat beschlossen, dem Pakt beizutreten.

Wie weit die Meinungen über Sinn und Unsinn des Klimapaktes auseinander gehen, zeigten die anderen Redebeiträge, die nicht weniger heftig ausfielen. "Ich finde die Kritik völlig daneben", polterte der Seefelder Kreisrat Oswald Gasser (FDP). Obwohl er nicht der "Kurie der Umwelt-Päpstin" angehöre, sei der Klimaschutz ganz wichtig. "Machen Sie doch das, was Sie in ihrer Gemeinde umsetzen können", lautete sein Rat. Wie die Diskussion zeigte, ist es von Gemeinde zu Gemeinde verschieden, wie ernst das Thema Klimaschutz genommen wird. In Krailling, so berichtete Bürgermeisterin Christine Borst, kümmert sich ein Arbeitskreis um das Thema: "Da kommt etwas raus." In Inning gibt es einen Kümmerer, der sich des Klimaschutzes angenommen hat, sagte Vizebürgermeisterin Monika Schüßler-Kafka. "Das macht nicht die Verwaltung." Was heißen soll: Damit gibt es auch keine neue Bürokratie. Kreisrat Tim Weidner (SPD) mahnte an, dass andere Landkreise beim Klimaschutz wesentlich weiter seien. "Wir haben noch eine Menge zu tun." Er verstehe den Klimapakt als Appell an alle Institutionen und Bürger, hier etwas zu tun. Die "Tonlage ist der Sache nicht angemessen", kritisierte er und meinte damit Schiller und Sontheim. Letzterer ließ es sich nicht nehmen, noch einmal zu poltern: "Wir nehmen in Feldafing den Klimaschutz viel ernster als im Pakt drin steht. Es bringt mich regelrecht auf, dass so getan wird, wir hätten nichts getan." Sontheim meinte den Energiebericht, in dem dargestellt wird, wie weit die Gemeinden beim Klimaschutz voran gekommen sind. Klimaschutzmanagerin Anderer-Hirt sagte auf Anfrage: "Ich weiß, dass sich die Bürgermeister gegängelt fühlen, aber der Klimapakt ist ein geniales Werkzeug, um weiter zu kommen." Man müsse lernen, mit kleinen Schritten zufrieden zu sein.

Fast vergessen wurde in all der Aufregung, dass es eigentlich um den Beitrag des Awista zum Klimaschutz ging. Geschäftsführer Peter Wiedemann berichtete, dass es Elektroräder für Mitarbeiter geben soll und auf der Grüngutsammelstelle eine Fotovoltaikanlage installiert werde. Da herrschte wieder große Einigkeit.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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