Singspiel:Zum Wolfgangsee, juhe

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Viel Herzeleid und drei Verlobungen: Szene aus der Starnberger Inszenierung des Singspiels "Im Weißen Rössl". (Foto: Nila Thiel)

Die Heimatbühne Starnberg nimmt sich das harmlos-seichte "Weiße Rössl" vor

Von Patrizia Steipe, Starnberg

"Im Weißen Rössl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür, und ruft dir zu: Guten Morgen, tritt ein und vergiss deine Sorgen", trällert es von der Bühne der Schlossberghalle. Wir befinden uns nicht am Starnberger-, sondern am Wolfgangsee. Hier sitzen die Gäste vom "Weißen Rössl" statt im Bier- im Schanigarten und sehen ihrer Sommerfrische entgegen. Die Heimatbühne Starnberg entführte ihr Premierenpublikum in ihrer neuen Inszenierung in die heile Welt nach Österreich in das Salzkammergut.

Im "Weißen Rössl" führt die Wirtin Josepha Vogelhuber (Erika Zeitler spielt die resolute Gastronomin) ein strenges Regiment und scheint völlig unempfänglich gegenüber den Schmeicheleien des Oberkellners Leopold (Gerold Müller). Denn dieser hätte nur zu gerne das Herz der Witwe und damit den Gasthof gewonnen. Und dann gibt es noch die Gäste aus Berlin, für die das Salzkammergut so exotisch ist wie für heutige Urlauber der ferne Osten. Ribisel, Beuschel, Palatschinken? "Gibt es keine deutsche Speisekarte?", stöhnt Fabrikant Wilhelm Gisecke (Herbert Kraus). Dieser hatte die Herausforderung übernommen, den griesgrämigen Berliner samt Dialekt zu mimen - was natürlich zu großem Gelächter führte.

Die harmlos-seichte und wenig aktionsgeladene Handlung des Stücks ist dem damaligen Zeitgeist geschuldet. Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg hatten den Schwank geschrieben. 1897 wurde er mit großem Erfolg uraufgeführt. Später machte Ralph Benatzky aus dem Stück das Singspiel "Im weißen Rössl" und integrierte dazu seine sowie Ohrwürmer anderer Komponisten wie "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist" und "Die ganze Welt ist himmelblau". Heimatbühnenregisseur Gerold Müller hat beides kombiniert und selbst die Glanzrolle des Zahlkellners Leopold übernommen. Die Rolle des Charmeurs, der Schmäh und Etikette in einer Person vereint, war ihm wie auf den Leib geschnitten. Köstlich wie er in Richtung Stubenmädchen Mirzl (Petra Wernetshammer) und Piccolo-Kellner (Maxl Mammitzsch) austeilte, aber nach oben hin zur Chefin buckelte. Auch Müller musste für das Stück sein Bayerisch eintauschen, gegen den österreichischen Dialekt, und das gelang überzeugend.

In dem Stück geht es um Liebe, um Herzeleid und die Frage "wer kriegt wen?". Denn neben Gisecke ist dessen Tochter Ottilie (Julia Heinzinger als leicht zickige höhere Tochter), der Privatgelehrte Walter Hinzelmann (Werner Stöckl) mit seiner niedlich lispelnden Tochter Klärchen (Pauline Sattler) und der schwer in sie verliebte Fabrikantensohn Sigismund Sülzheimer im "Weißen Rössl" abgestiegen. Und natürlich Stammgast Rechtsanwalt Dr. Otto Siedler (Thomas Mack), der der Wirtin zum Leidwesen des Leopolds gar zu gut gefällt. Soviel sei gesagt: Am Schluss werden drei Verlobungen gefeiert. Natürlich wurde bei diesem Stück viel gesungen, und das sogar recht gut. Das Publikum honorierte die Leistungen der Laienschauspieler mit Szenenapplaus. Sonderbeifall gab es für die Band um Rita Nowak-Kreußer, Anna Wüstinger, Ludwig Stoll und Rufus Maiwald, die dem Gesang den nötigen Pfiff verliehen.

Weitere Aufführungen: 29. September, 3., 4., 5. Oktober, 20 Uhr sowie 30. September, 17 Uhr.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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