Singspiel:Sei schlauer, werd Bauer!

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Unter der Leitung von Willi Großer und Ferdinand Pfaffinger wird Georg Queris "Mattheis bricht's Eis" zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in Starnberg aufgeführt. Das Stück dreht sich um einen Lehrer, der lieber Landwirt wäre

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Fensterln für Fortgeschrittene: Szenen aus den Proben fürs Singspiel "Mattheis bricht's Eis". (Foto: Georgine Treybal)

Der Spruch "Dahoam is dahoam" steht längst für die gleichnamige BR-Seifenoper. Doch kaum jemand weiß, dass der Starnberger Volksschriftsteller Georg Queri damit bereits vor mehr als 100 Jahren sein bayerisches Heimatgefühl ausgedrückt hat. Der Redakteur und Journalist hatte 1907 einen Dreijahresvertrag bei der deutschsprachigen "Staatszeitung" in New York bekommen. Queri war aber schon nach zweieinhalb Monaten wieder zuhause mit der Begründung: "Da paß i net hi, des is koa Land für mi (. . . ), dahoam ist dahoam."

Nur wenige Schriftsteller haben den Alltag der kleinen Leute in der Heimat so treffend beschrieben wie Queri, der in Freiding bei Andechs geboren, in Starnberg aufgewachsen ist und als Hüter und Sammler des bayerischen Volksliedes galt. Allerdings ist sein deftiges Vokabular immer wieder als schockierend, sexistisch und frauenfeindlich eingestuft worden. 1912 wurde ihm für sein Buch "Kraftbayerisch" sogar ein Sittlichkeitsprozess gemacht, den er aber gewonnen hat. Der ehemalige Kreisheimatpfleger Willi Großer ärgert sich über die abwertende Beurteilung von Queris Sprache. "Wir sind so gewesen", sagt er. Queri habe auf seine lustige Art den Finger in die Wunde gelegt.

Das Stück handelt von einem Dorflehrer, der in den Sommerferien auf dem Hof des Gschwendnerbauern aushilft und sich in die schöne Enkelin und Erbin Stasi verliebt. (Foto: Georgine Treybal)

Zum Gedenken an den 140. Geburtstag und den 100. Todestag des Heimatschriftstellers sowie zum 80. Todestag des Starnberger Musikers und Komponisten Heinrich Gerstetter haben Großer und der ehemalige Starnberger Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger die Aufführung von Queris Singspiel "Mattheis bricht's Eis" initiiert. Derzeit wird fleißig geprobt. Premiere ist am Samstag, 5. Oktober, 20 Uhr, in der Schlossberghalle Starnberg.

Alle helfen zusammen und sind mit Eifer dabei. Insgesamt 50 Mitglieder des Heimat- und Volkstrachtenvereins Starnberg wirken vor- und hinter der Bühne mit, unterstützt von den Theaterfreunden Hochstadt. Einige der Spieler nehmen sogar einen weiten Anfahrtsweg zu den Proben in Kauf. Sie kommen aus dem Chiemgau, aus Garmisch oder Weilheim. Die Heimatbühne Starnberg stellt die Kulissen sowie den Proberaum zur Verfügung.

Eigentlich hatte Großer an einem Heimatabend gedacht, um Queri zu gedenken. "Ich hätte nie gedacht, dass ein Singspiel zusammengeht", sagt er. Doch Pfaffinger wusste es besser. Die Mitglieder des Heimat- und Trachtenvereins sind seiner Ansicht nach bestens geeignet für die Aufführung. "Wir haben im Trachtenverein so viele junge Sänger und Musikanten wie lange nicht mehr", sagt er.

Derzeit wird fleißig geprobt. Premiere ist am Samstag, 5. Oktober, 20 Uhr, in der Schlossberghalle Starnberg. (Foto: Georgine Treybal)

Das einzige Problem war, dass Gerstetter die Musik für großes Orchester geschrieben hat. Es enthalte Elemente der Operette, aber auch des Volkslieds, erklärt Pfaffinger. Daran könne man erkennen, dass Gerstetter Konzertmeister am Münchener Gärtnerplatztheater gewesen sei. Pfaffinger hat das Werk umgeschrieben, damit es von acht Musikern gespielt werden kann. Er und Großer teilen sich die Spielleitung. 35 Darsteller werden im Oktober auf der Bühne stehen.

Das Singspiel ist erstmals 1922 in Starnberg aufgeführt worden. Die Heimatbühne hat es 1931 unter der musikalischen Leitung von Gerstetter auf die Bühne gebracht. Die Originalpartitur ist übrigens noch immer in der Hand der Familie Gerstetter, die Heimatbühne hat jedoch eine Kopie. Großer und Pfaffinger sind beide erstmals 1969 zum 50. Todestag Queris in dem Singspiel aufgetreten. Pfaffinger bedauert, dass das Werk seit 1999 nicht mehr aufgeführt worden ist. Die alten Kulissen der Heimatbühne gibt es aber noch, sie werden für die aktuelle Aufführung wiederverwendet.

Die Aufführungstermine: von 5. bis 8. Oktober sowie am 10. und 12. Oktober in der Schlossberghalle. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Karten sind im Vorverkauf im Kulturamt des Rathauses (Telefon 08151/772136) sowie in der Touristeninformation an der Hauptstraße 1 (08515/90600) zu haben.

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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