Seit 100 Tagen im Amt:Im Zeichen der Kontinuität

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"Es war nie mein Anspruch, alles anders zu machen": Bürgermeister Georg Malterer vor dem Bernrieder Rathaus. (Foto: Nila Thiel)

Bernrieds Bürgermeister Georg Malterer macht da weiter, wo Josef Steigenberger aufgehört hat

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Im Bürgermeisterzimmer im Bernrieder Rathaus hat sich nichts verändert seit der Amtsübernahme von Georg Malterer. Die Möbel hat er von seinem Amtsvorgänger Josef Steigenberger übernommen. Auch der Schreibtisch, von dem aus der Rathauschef die wunderschöne Aussicht über den Kirchturm und den Starnberger See genießen kann, steht noch an seinem alten Platz. "Ich habe alles übernommen, sogar die letzten Aktenstapel", sagt Malterer und schmunzelt.

Bislang war der 43-Jährige Dritter Bürgermeister und Baureferent. In diesen Funktionen hatte er seinen Vorgänger im Sommer vertreten. Als er im Mai sein neues Amt angetreten habe, sei das kein neues Gefühl gewesen, meint Malterer rückblickend. "Ich habe mich an den Schreibtisch gesetzt, den Computer hochgefahren und angefangen." Der neue Rathauschef steht für Kontinuität. Die Ziele seiner Gruppierung ÜFW sowie die Vorgaben des früheren Gemeinderats verfolgt er konsequent weiter.

Bevor der promovierte Biologe und Virologe zum Bürgermeister gewählt wurde, war er Auditor beim TÜV. Von dieser Berufserfahrung profitiere er nicht nur in Zeiten der Pandemie. Es gebe auch deutliche Parallelen zur Arbeitsweise, wie etwa die Einhaltung bestimmter Normen oder Verfahren. Die Einarbeitung in die sich ständig ändernden Corona-Bestimmungen sei für ihn leichter. Und dennoch ist alles anders. "Jetzt stehe ich vorne und muss Verantwortung tragen." So müsse er beispielsweise entscheiden, ob die Gemeinderatssitzungen nach der Sommerpause wieder im Rathaus stattfinden sollen oder ob im kommenden Jahr die 900 Jahr Feier nachgeholt werden kann. Die traditionelle Wallfahrt nach Andechs jedenfalls soll wieder stattfinden, das hat er schon beschlossen. Die Feste und Feiern mit der Dorfgemeinschaft vermisst Malterer. Denn dort komme man mit den Leuten ins Gespräch und erfahre, was sie bewege.

Das laufende Alltagsgeschäft müsse weitergehen, unabhängig davon, wer an der Spitze des Rathauses sitzt: "Es steht vieles im Zeichen der Kontinuität", sagt Malterer und nennt Themen wie Bauanträge, das Projekt Betreutes Wohnen, die Entscheidungen zur Erweiterung des Kindergartens um zwei neue Gruppen oder den Umbau der Alten Schule. Auch den Haushalt für das laufende Jahr habe er "geerbt", genauso wie das Projekt "Wunderwelt Bernried", das zum Ziel hat, dass das Buchheim-Museum und das Dorf näher zusammenrücken. Das Künstler-Colloquium etwa, bei dem es um die Umsetzung eines Kunstwegs zwischen Dorf und Museum geht, soll weitergeführt werden. Und Malterer hat sich vorgenommen, den Ausbau des Sommerkellers in einem Jahr abzuschließen. Jetzt müsse das schon lange geforderte Nutzungskonzept entwickelt werden. Für Verwaltung und Vermietung der Räume würde er gerne ein Kommunalunternehmen gründen. Doch das ist ebenso ein Zukunftsthema wie die künftige Entwicklung des Klosters. Darin will er die Missionsbenediktinerinnen unterstützen. Denn das Kloster liege allen Bernriedern am Herzen. "Wir sind ein Klosterdorf, ein Museumsdorf und eine tief verwurzelte Dorfgemeinschaft. Da haben wir eine große Verantwortung", sagt Malterer.

Sein Fazit zu den ersten 100 Tagen im Amt: "Ich glaube nicht, dass ich Grundsätzliches verändert habe. Es war nie mein Anspruch, alles anders zu machen." Doch die täglichen Telefonate mit Altbürgermeister Steigenberger seien weniger geworden, sagt er. Jetzt bespreche er sich nur noch einmal pro Woche mit seinem Amtsvorgänger.

© SZ vom 15.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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