Seeshaupt:Das Beste aus zehn Jahren

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Sie könnten ein Sinnbild des Sommers sein: das Pfützenbild von Juschi Bannaski und der Kranich auf regennasser Wiese von Sebastian Heinsdorff. (Foto: Arlet Ulfers)

Juschi Bannaski und Bildhauer Sebastian Heinsdorff zeigen ihre bekanntesten Werke in Seeshaupt

Von Katja Sebald, Seeshaupt

Das "Pfützenbild" mit den bunten Lichtflecken im schlammgrauen Wasser und der "Kranich", der mit Grandezza durch die regennasse Wiese stolziert - sie sind nicht nur die bekannten Aushängeschilder der retrospektiv angelegten Ausstellung von Juschi Bannaski und Sebastian Heinsdorff in der Seeshaupter Seeresidenz, sie könnten auch zu Sinnbildern für diesen Sommer werden, in dem alle über das Wetter sprechen.

Eine launig musikalische Liebeserklärung an die beiden Künstler gab der Musikkabarettisten Josef Brustmann auf der Vernissage: Der Begriff leite sich vom französischen "Vernis" für Lack ab. Es sei der Termin vor der Ausstellungseröffnung, an dem die Künstler im Beisein von Freunden letzte Hand an ihre neuesten Werke anlegten und sie mit dem abschließenden "Firnis" überzogen.

Einziger Kritikpunkt an der schön arrangierten Seeshaupter Ausstellung von Bannaski und Heinsdorff, die seit langem in der Gruppe der "Ateliertage" am Ostufer des Starnberger Sees miteinander verbunden sind, wäre die Tatsache, das unter den Exponaten kaum eines ist, an dem der Firnis noch trocknen müsste.

Bannaski, die in Aufkirchen lebt, zeigt Arbeiten aus den zurückliegenden zehn Jahren, das jüngste Bild ist mit 2015 datiert. Seit einiger Zeit arbeitet sie nahezu ausschließlich in Öl hinter Glas, eine Technik, die sie für sich entdeckt hat, um ihren eigenen Gestaltungswillen zu überlisten, wie sie sagt. Auch das "Pfützenbild" ist ein solches Hinterglasbild, das seine intensive Wirkung aus dem ungegenständlichen Nebeneinander von starken Farben und Nicht-Farben bezieht.

Eine Sonderstellung nimmt in dieser Werkgruppe die "Nachtfahrt" ein, eine scheinbar von hinten beleuchtete, sehr dynamisch wirkende Szene, die trotz der weitgehenden Abstraktion wie eine im kleinen Format verdichtete Skizze zu Goyas berühmtem Nachtbild "Die Erschießung der Aufständischen" wirkt. In Seeshaupt sind aber nun noch einmal die großformatigen Arbeiten auf Leinwand zu sehen, die Farbflächenmalerei, starke Farbklänge und zeichenhafte, auch figürliche Elemente vereinen. Daneben gibt es eine ganze Reihe von kleineren Papierarbeiten, die 2011 während eines Malaufenthalts in Indonesien entstanden.

Auch Heinsdorff zeigt in Seeshaupt ein "Best of" seiner Arbeiten. Berühmt gemacht hatten ihn einst seine Windspiele und kinetischen Plastiken, insbesondere der "Wassermann" aus dem Jahr 1996. Wie der aus vier schlanken Aluminiumrohren bestehende "Kranich", der sich sachte und elegant im Wind bewegt, oder wie das sich öffnende und schließende schwarze Quadrat "Tomalewitsch" und die weiße "Taube" haben diese Arbeiten, die als Multiple immer wieder hergestellt werden, bis heute nichts von ihrem Reiz verloren. Im Foyer und in den Galeriegängen zeigt der Bildhauer kleinformatige Arbeiten, zumeist als Skizzen oder Modelle für die spätere Umsetzung im Freien erdacht. Die kinetische Kleinplastik "Quartett - Gespräch" allerdings wird mit einem kleinen Motor betrieben: Auf beweglichen Gestellen angebrachte Becher gießen einander wechselseitig Wasser zu, das dabei entstehende Geräusch symbolisiert das "Plätschern" des Gesprächs.

Bis zum 23. Juli 2016 in der Seeresidenz "Alte Post". Am 23. Juni, um 20 Uhr noch einmal Musikkabarettist Josef Brustmann mit seinem Programm "Fuchstreff - Nix für Hasenfüße"

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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