Seeshaupt:Ärger um Bebauung des Gärtnerei-Areals

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Anwohner kritisieren Zahl der geplanten Häuser in der Nähe der Seeshaupter Ortsmitte und die Zufahrt

Von Kia Ahrndsen, Seeshaupt

Die Bebauung des Gärtnerei-Geländes in Seeshaupt stößt auf Widerstand. Der Beschluss des Gemeinderates, für den östlichen Teil des Geländes per Bebauungsplan rechtliche Grundlagen zu schaffen, bringt die Anwohner auf die Barrikaden. Sie stören sich vor allem an der geplanten Erschließung. Eine unbefestigte Stichstraße, Privatbesitz der Anrainer, soll als Zufahrt zu den künftigen Baugrundstücken dienen. Petra Renger, die als Mieterin in einem der Häuser wohnt, kritisiert auch die Zahl der geplanten Wohneinheiten. Es gebe einen Vertrag zur Erschließung der Grundstücke, der beziehe sich aber nur auf vier Bauplätze, gemäß der "lockeren Villenbebauung", die entlang der St. Heinricher Straße üblich sei. Der Entwurf des Architekten Bernhard Landbrecht sehe aber acht bis neun Reihenhäuser vor. Für den Fußweg müsste ein Eigentümer Grund abtreten.

Die Formulierung im Gemeinderatsbeschluss, der Fußweg sei "unabdingbar", lässt zudem bei den Anrainern die Furcht vor Enteignung aufkommen. Der Besitzer hatte in einer Email die Gemeinderäte über seine Ablehnung informiert. Auch alle anderen Anrainer haben - bis auf eine Familie - in den Gesprächen und teils schriftlich klargemacht, dass sie mit dem Projekt nicht einverstanden sind. Bürgermeister Michael Bernwieser (PfB) und Eigentümerin und Architektin Katharina Heider hatten in Einzelgesprächen mit den Anwohnern versucht, ihnen das Projekt nahezubringen. Damit sind sie aber offenbar gescheitert. Ein Ehepaar weist in einer Stellungnahme an die Grundbesitzerin darauf hin, dass schon jetzt der Straßenlärm und die Feinstaubbelastung von der St. Heinricherstraße den Aufenthalt im Garten nahezu unmöglich machten, die geplante Erschließungsstraße entlang der östlichen Grundstücksgrenze würde abgesehen von weiterem Lärm auch eine erhebliche Wertminderung bedeuten.

Der Gemeinderat hat bisher in mehreren Beschlüssen für das Projekt gestimmt. Da das Rahmenkonzept für das Quartier modellhaften Charakter hat, winken auch staatliche Zuschüsse zu den Planungskosten. Lediglich Armin Mell von der FDP war von Anfang an skeptisch und verweigerte die Zustimmung. Er verstehe nicht, warum die Gemeinde Planungskosten für ein Privatgrundstück tragen soll, egal, wie groß es ist. Diese Umwandlung von landwirtschaftlich genutzter Fläche beschneide die Eigentumsrechte der Nachbarn. Er kritisiert vor allem die Art des Vorgehensweise. Ihn störe die stückweise Planung. "Ein Bebauungsplan für das ganze Gebiet hätte den Vorteil, dass die Informationen für das Vorhaben gleich fließen würden", sagte er im Gespräch. Jetzt werde erst ein kleines Teilstück beplant, ohne Klarheit über die Pläne für den viel größeren Rest.

Das Gelände beträgt 1,5 Hektar und liegt nur wenige Schritte von der Ortsmitte entfernt. Vor zwei Jahren hatte Landbrecht im Gemeinderat seine Ideen für das "Gärtnereiquartier" vorgestellt. Ein Rahmenkonzept statt eines Bebauungsplans sollte bei der Entwicklung Raum für Anpassungen auch während des Planungsprozesses lassen. Auch die umliegenden Grundstücke wurden dabei miteinbezogen, so dass es um eine Fläche von etwa vier Hektar geht.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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