Seeanbindung:Stillstand und Sprachlosigkeit

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Der Bahnhof gewährt einen herrlichen Ausblick auf den Starnberger See und die Berge. Doch Bahnsteige und Dächer sind marode - und nichts passiert. (Foto: Franz Fuchs)

Der Verein "Schöner zum See" will die Zustände rund um den Bahnhof See in Starnberg verbessern, hält aber die 1987 zwischen Stadt und Bahn vereinbarte Gleisverlegung für unbezahlbar. Die Zeit drängt, eine Lösung ist nicht in Sicht

Von Christian Deussing und Peter Haacke, Starnberg

Die "unhaltbaren Zustände" am Starnberger Bahnhof See und an der Promenade sollen endlich beendet werden, das "Drama und Trauerspiel" um das Bahnhofsprojekt sei nicht mehr länger hinnehmbar. Das ist jedenfalls Meinung von Maximilian Ardelt, WPS-Stadtrat und Vorsitzender des Vereins "Schöner zum See" (SzS), der nach eigenen Angaben 500 Mitglieder zählt. Ardelt und sein Stellvertreter Günther Krawitz forderten am Freitag in einem Pressegespräch, dass die Stadt und insbesondere die Verantwortlichen der Deutschen Bahn (DB) die "Realitäten" anerkennen sollen und nicht länger an der nicht finanzierbaren Gleisverlegung für eine Seenanbindung festhalten. Die "uralten Bahnverträge" dazu würden zwar zum Jahresende 2017 auslaufen, doch es sollten schon vorher Gespräche geführt werden.

Der Verein verweist darauf, dass das ursprüngliche Vorhaben statt 63 mindestens 115 Millionen Euro kosten würde. Das sei laut Ardelt für die Stadt aber unbezahlbar und somit nicht zu akzeptieren - genauso wenig, dass am Bahnhof und im teilweise verwahrlosten Umfeld "nichts passiert und für ankommende Touristen ein Schock" bedeute, kritisierte Ardelt. Folgen dieses Stillstands und der "falschen Erwartungen" seien fehlende Dächer an den Bahnsteigen, "gravierende Sicherheitsmängel, enge und verkommende Unterführungen zum See" und keine Barrierefreiheit. Zudem herrsche eine "chaotische Parkplatzsituation". Es bestehe also "dringender Handlungsbedarf" auch seitens der Deutschen Bahn, die Sanierung jetzt anzugehen - zum Beispiel der Bahnsteige.

Ardelt betonte, dass die lange geheim gehaltenen Vereinbarungen von 1987 nur ein Vorvertrag gewesen seien und bald verjähren - womit die gegenseitigen Ansprüche entfielen. Dass nun aber der Projektausschuss "Bahnhof See" am kommenden Dienstag ausfällt und das umstrittene Thema stattdessen im Stadtrat erörtert werden soll, halten Ardelt und sein Mitstreiter für nicht besonders sinnvoll. Im Ausschuss hätte man sich intensiver mit der Angelegenheit beschäftigen können, was ohnehin "längst überfällig" sei. Der WPS-Stadtrat berichtete auch davon, dass Bürgermeisterin Eva John sich weiterhin um Gesprächstermine bei der Bahn bemühe.

Allerdings lehnte der Konzern zuletzt einen Gesprächswunsch der Stadt ab. Das Anliegen sei für eine konkrete Planung, wie es bei dem Projekt weiter gehen solle, "zu vage", sagte am Freitag ein DB-Sprecher der SZ. Für einen Auftrag brauche man einen Beschluss des Stadtrats - vor allem zur Gleisverlegung. Ob es zu Schadensersatzansprüchen wegen nicht erfüllter vertraglicher Vereinbarungen kommen könnte, wollte er nicht beantworten. Die Frage stelle sich nicht, weil man davon ausgehe, "sich zu einigen", sagte er.

Stefan Frey (CSU) kritisierte die passive Haltung der Stadt. Die Bürgermeisterin solle dringend Kontakt zur Bahn aufnehmen; es herrsche "völlige Rat- und Planlosigkeit, wie man dieses Problem angehen will", sagte Frey. Stattdessen habe man sich darauf beschränkt, nichts zu tun. "Dafür sind auch Herr Ardelt und sein Verein mitverantwortlich", sagte Frey. Er forderte, einen konkreten Vorschlag der Stadt an die Bahn auf Basis der bestehenden Verträge zu erarbeiten, um ein "gegenseitiges Entgegenkommen auszuhandeln".

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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