Schulabschluss:Selbstbewusst ins Berufsleben

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15 Schüler des Starnberger Berufsschulzentrums schlossen mit 1,0 ab. Schulleiter Dahmer (4. v. re.) und Landrat Tim Weidner (Mitte) überreichten die Preise. (Foto: Georgine Treybal)

Absolventen feiern in der Schlossberghalle ihren Schulabschluss und nutzen den Festakt für handfeste Forderungen

Von Christiane Barth, Starnberg

Es gibt Momente, in denen scheint die Zeit stillzustehen. Für einen Augenblick halten die Menschen inne, Ruhe kehrt ein. Die Gedanken können ungestört schweifen, kein Mucks lenkt ab. So andächtig ging es zu, als das Berufsschulzentrum in Starnberg seine Absolventen in der Schlossberghalle verabschiedete. Voller Stolz saßen sie da, ein Schüler neben dem anderen, und genossen den Tag, an dem sich alles um sie drehte. Nur das zarte und träumerische Spiel von Vibraphonen, Gitarren und Flöten, das die Feier eröffnete, war zu hören - ein krönender Abschluss für die Schulzeit also.

Den hatten sich die Absolventen der Berufsschule plus, der Fachakademie für Sozialpädagogik und der Berufsfachschule für Kinderpflege laut Schulleiter Peter Dahmer auch redlich verdient. "Sie haben in diesem Schuljahr hervorragende Ergebnisse erzielt", sagte der Oberstudiendirektor. Gleich 15 Schüler hatten die Bestnote 1,0 erreicht - darunter Felicitas Bauer, die in einem Kraillinger Supermarkt zur Kauffrau im Einzelhandel ausgebildet wurde, Raphaela Heim, die ihre Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten im Policenter in Starnberg absolviert hat, und Bianca Hönigschmid, Auszubildende bei der Stadt Starnberg. Von Tim Weidner, der Landrat Karl Roth vertrat, wurden sie mit dem Staatspreis für hervorragende Leistungen ausgezeichnet.

Auch wenn die Absolventen einen Abschluss haben, mit dem ihnen viele Türen offenstünden, legte ihnen Schulleiter Dahmer nahe: "Trachtet nicht nur nach Geld und Erfolg, sondern auch nach Zufriedenheit." Viele Menschen wüssten oft nicht, welcher Reichtum in ihnen schlummert. Jeder habe eigene Talente, die einen wertvoll machen. "So tragen Sie zum Fortbestand unserer gesellschaftlichen Werte bei", sagte der Schulleiter. Er wünsche den Absolventen die Weisheit, sich ihrer selbst bewusst zu sein, und die Abschlusszeugnisse nicht nur nach Hause zu tragen, sondern etwas daraus zu machen.

Die Schüler ließen jedenfalls keinen Zweifel daran, dass sie ihren eigenen Wert kennen und sich entsprechend auch für ihre Leistungen starkmachen wollen. Bei einer Perkussion-Vorstellung forderten sie nicht nur mehr Geld für Erzieher. Sie prangerten Vorurteile an, "die die Meinung von gestern vertreten". Die Vorstellung, dass "Kindergärtnerinnen doch eh alle nur rumbasteln", werde den neuen Anforderungsbereichen wie Inklusion in keiner Weise gerecht. Die Absolventen werden sich das Abschlusszeugnis also wohl kaum nur ins Zimmer hängen, sie wollen etwas verändern. Zu allererst wollen sie aber eins: den Moment genießen. Das machte Leonhard Eder, Klassensprecher einer Klasse der Fachakademie, deutlich, indem er Buddha zitierte: "Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment."

Auch an vielen anderen Schulen wurde den Absolventen dieser gegenwärtige Moment so unvergesslich wie möglich gestaltet. Die Carl-Orff-Mittelschule in Dießen und die Gautinger Mittelschule zum Beispiel entließen ihre Neunt- und Zehntklässler jeweils mit einer Feier. Die Christian-Morgenstern-Volksschule in Herrsching richtete für die Absolventen der neunten und zehnten Klassen abends eine Abschlussfeier aus. Für die scheidenden Gautinger Realschüler ging es ein letztes Mal an Bord - und zwar der MS Starnberg - bevor sie ihre Segel setzen und neue Ziele ansteuern. Dem Abschlussjahrgang wurden die Zeugnisse während einer Rundfahrt auf dem Starnberger See überreicht.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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