Schülerlokal Absofort:Schwerer Abschied

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Gläser, Stühle, Kisten: Ausverkauf im Lokal Absofort in Starnberg, dessen Inventar günstig an diesem Wochenende zu haben ist. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Starnberger Lokal Absofort verkauft seine Ausstattung. Nicht nur seine Stammgäste sind traurig

Von Lilly Werny, Starnberg

Im Café Absofort liegen die Stühle ineinander gestapelt, die Tische sind an die Wände gerückt. Auf ihnen stehen Gläser aller Art, Geschirr und Kühlbehälter. Das Absofort sieht nun nicht mehr aus wie eine Gaststätte, sondern eher wie eine Flohmarkthalle.

Bereits seit Mai ist das Starnberger Lokal an der Brunnangerhalle geschlossen. Das Mobiliar wird dieses Wochenende, jeweils von 10 bis 15 Uhr, für wenig Geld verkauft. Besucher können in dem ehemaligen Lokal zum Beispiel Stehtische, Barhocker und Biergartengarnituren kaufen. Natürlich gibt es auch viele Kleinteile wie Teelichtgläser, Pfeffer- und Salzstreuer. Auch Shirts und Drink-Sets von bekannten Marken wie Havanna Club, Heineken oder Jägermeister werden verkauft.

Vera Nemeth, der Mutter des Besitzers Sandor Nemeth, fällt der Verkauf schwer. Sie sieht sich in dem Raum um und spricht von den 16 Jahren, die sie dort erlebt hat: "Hier haben sich Leute kennengelernt, die dann geheiratet haben und nun ihr erstes Kind haben." Auch die Schüler des nahe gelegenen Gymnasiums habe man aufwachsen sehen, da sie oft in ihren Pausen zum Mittagessen in das Café kamen. "Es war einzigartig", findet Nemeth. Ihr Sohn Sandor, der Besitzer des Absofort, ist bei dem Verkauf nicht dabei. Es ist wohl zu schwer für ihn. Der Abschied geschieht allerdings nicht aus wirtschaftlichen Gründen.

Der ewige Spagat zwischen zwei Lokalen und die viele Bürokratie seien Schuld, hatte Sandro Nehmet im Gespräch mit der SZ damals im Mai erläutert. Außerdem habe man nicht genügend Personal gefunden. "Die Köche waren meist von außerhalb und konnten keine bezahlbare Wohnung in der Nähe finden", sagt Vera Nemeth. Sie bleibt aber optimistisch: Ihr Sohn könne sich jetzt mehr um seine Familie kümmern und sich auf seine andere Gaststätte auf dem Starnberger Bahnhofsplatz konzentrieren. Dort führt er das Sowieso Essen & Trinken und die KostBar, in der es besondere Weine und Speisen für Feinschmecker gibt.

Die Besucher, die im Absofort stöbern, finden es schade, dass das Lokal geschlossen hat. Sie sind aber froh, dass es noch das Sowieso und die KostBar gibt. Gerlinde Rothermund stöbert in dem Inventar, sie interessiert sich für Korbstühle, Gläser und T-Shirts. Die Starnbergerin ist sehr traurig über den Auszug, denn sie wohnt nur ein paar Straßen weiter und kam sehr oft in die Kneipe. "Meine Tochter hat mich vor vielen Jahren zum Geburtstag hierher eingeladen", sagt sie und weist auf eine Wand, an der jetzt Verkaufsgegenstände stehen. "Hier haben wir damals gesessen."

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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