Schließung:Baumschule liegt brach

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Der Betrieb der Baumschule in Traubing ist eingestellt. Jetzt wird das 86 000 Quadratmeter große Areal verkauft. (Foto: Georgine Treybal)

Der Gartenbaubetrieb "Handel" gibt nach 64 Jahren seinen Standort bei Traubing auf. Einer der Gründe ist der Fachkräftemangel, sagt Geschäftsführerin Steffi Handel.

Von Armin Greune, Tutzing

Die Traditionsfirma "Baumschulen Handel", einer der größten Gartenbaubetriebe des Landkreises, hat seine Tutzinger Filiale geschlossen. Das fast neun Hektar große Grundstück an der Garatshauser Straße westlich von Traubing steht bereits zum Verkauf, ein Makler bietet es als "privilegiertes Areal" in einer "hügeligen Bilderbuchlandschaft am Westufer des Starnberger Sees" an. Von Wiesen, dichten Thujenhecken und kleinen Waldstücken umgeben, sei "dieses Stück Land prädestiniert, um eine ökologische Landwirtschaft zu etablieren, um die Bedürfnisse der ansässigen Bevölkerung zu bedienen", heißt es im Portfolio der Immobilie, die für 1,75 Millionen Euro zu haben wäre.

Ein Bürohaus mit Betriebsleiterwohnung, ein Nebengebäude mit Werkstatt und Lager, eine Kühlhalle, eine Traktorengarage, eine Holzhütte und Gewächshäuser in unterschiedlichen Stadien der Auflösung stehen auf dem Baumschulgelände. Nur im Bienenhaus herrscht noch Betrieb. Die 86 700 Quadratmeter strahlen inzwischen ein Ambiente zwischen Industriebrache und Landschaftspark aus. Die nächste Siedlung ist fast einem Kilometer entfernt.

Gärtnerei und Baumschule wurden bereits am 1. März geschlossen, was bis jetzt in der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt blieb. Ihren Firmenkunden sei die Schließung natürlich nicht entgangen, sagt Geschäftsführerin Steffi Handel. Baumschule und Gärtnerei arbeiten am Stammsitz der Firma im schwäbischen Metzingen weiter. Von dort aus werden auch die bayerischen Kunden wie schon oft in den Jahren zuvor beliefert. "Aber beide Betriebe sind über 250 Kilometer Distanz schwierig zu führen", hat die Chefin erfahren. Bislang hatten bewährte Mitarbeiter die Tutzinger Filiale betreut, doch angesichts des "dramatischen Fachkräftemangels" seien Nachfolger bei den hohen Mieten und Wohnungspreisen im Fünfseenland nicht zu finden. Sie wolle auch nicht, "dass sich ein Lohngefälle entwickelt, das gegenüber den Mitarbeitern in Baden-Württemberg nicht mehr zu verantworten ist", sagt Handel auf Nachfrage.

Wichtig war ihr, dass die Schließung sozial verträglich ablief: Von den je nach Saison fünf bis zehn Mitarbeitern in Tutzing seien vier in der Branche untergekommen und der Rest in Rente gegangen. Am bayerischen Standort hatte Handel vor allem Forstpflanzen für härtere Klimabedingungen aufgezogen. Zunächst habe man versucht, den Tutzinger Betrieb über einen Kunden weiterzuführen, doch die Verhandlungen scheiterten schließlich. "Jetzt lassen wir uns überraschen, was damit passiert", sagt Steffi Handel, die selbst viele sentimentale Erinnerungen an die oberbayerische Filiale hat: "Ich kann gar nicht mehr hinfahren, so sehr schmerzt es."

Ihr Großvater Emil Handel hatte das Areal bei Traubing von 1954 an "Parzelle für Parzelle zusammengekauft", 17 Jahre nachdem er die erste Baumschule für Forstpflanzen erworben hatte. Sein Sohn Dieter wurde 1968 Mitinhaber, 1974 wurde dessen Tochter Steffi Handel geboren, die den Betrieb 2002 übernahm. Dieter Handel starb 2012.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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