Sanierungsgebiete:Starnberg soll schöner werden

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Schön ist anders: Der zentral gelegene Platz in Söckings Ortsmitte weist aus städtebaulicher Sicht "gestalterische und funktionale Defizite" auf. (Foto: Nila Thiel)

Der Stadtrat will neben dem Gebiet um den Bahnhof Nord nun auch zentrale Areale und den Ortsteil Söcking umgestalten lassen. Zuvor soll ein städtebauliches Konzept erstellt werden

Von Peter Haacke, Starnberg

Als ausgesprochene Schönheit unter den Städten gilt Starnberg bislang weder bei Einwohnern noch Touristen. Die Vorzüge ergeben sich vielmehr aus der Lage der Stadt am See und ihrem vermeintlich exklusiven Ambiente. In städtebaulicher Hinsicht entstand jedoch Wildwuchs mit diversen Mängeln, die binnen der nächsten 15 Jahren zumindest teilweise behoben werden sollen: Der Stadtrat hat nach dem Gebiet rund um den Bahnhof Nord am Montag nun auch weite Teile der Innenstadt sowie den Ortsteil Söcking zu sogenannten Sanierungsgebieten erklärt. Ziel der aufwendigen Verfahren ist die "Behebung städtebaulicher Missstände", die durch ein staatliches Förderprogramm finanziell unterstützt wird. Doch ist Starnberg wirklich ein Sanierungsfall, oder soll es einfach nur schöner werden?

Der Begriff Sanierungsgebiet bezeichnet ein Areal, in dem eine Gemeinde eine städtebauliche Umgestaltung vorsieht. Voraussetzung für eine Aufnahme ins Förderprogramm, von der viele Gemeinden auch im Osten der Bundesrepublik in den vergangenen 30 Jahren profitierten, ist eine Festlegung des Gebiets und eine entsprechende Satzung. Ziel ist in aller Regel, städtebauliche Missstände oder funktionelle Schwächen zu beheben, zu verbessern oder umzugestalten. Unterschieden wird zwischen Substanz- und Funktionsschwächen. Städtebauliche Missstände liegen vor, wenn das jeweilige Gebiet nach seiner Beschaffenheit nicht den Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse entspricht oder in der Erfüllung der Aufgaben erheblich beeinträchtigt ist.

Wie in Starnberg wesentliche Verbesserungen oder Umgestaltungen konkret behoben werden können, ist im Detail noch unklar. Der Stadtrat hatte sich 2017 für eine Erweiterung des Sanierungsgebiets "Innenstadt" ausgesprochen, das sich zunächst aber auf die Kernstadt beschränkte. Auf Vorschlag der Verwaltung sollen nun auch die Bereiche zwischen Vogelanger und Schlossweg, Rheinlandstraße und Münchner Straße, das Heimatmuseum sowie das Seeufer zwischen Georgenbach und Wasserpark einbezogen werden. Für den Vorplatz des Alten Rathauses - der heutigen Bücherei - etwa soll eine Machbarkeitsstudie für 20 000 Euro die Möglichkeiten einer Umgestaltung ausloten, die auch einen barrierefreien Zugang von der Hauptstraße zum Rathaus mit einschließt.

Für den Ortsteil Söcking konstatierte das Amt für Stadtplanung eine "unzureichende Aufteilung der Nutzung und Gestaltung öffentlicher Flächen", eine "geringe Aufenthaltsqualität", gestalterische und funktionale Defizite der Verkehrs- und Freiflächen, ein "aufwertungsbedürftiges Einzelhandelsangebot", ungeordnete und überdimensionierte Verkehrsflächen sowie "Defizite in der Verkehrsführung von Fußgängern und Radfahrern", unter anderem auch im Bereich des Krankenhauses. Um diese Defizite zu beseitigen, sollen Flächen neu geordnet, gestalterisch aufgewertet und verbessert, die Attraktivität des Einzelhandels optimiert, Fuß-, Rad- und Schulwege sicherer werden.

Voraussetzung für die Neuordnung in Söcking ist zuvor allerdings die Erstellung eines sogenannten "Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts" (ISEK), das inklusive vorbereitender Untersuchungen und Bürgerbeteiligung voraussichtlich rund 70 000 Euro kostet; 60 Prozent der Kosten können durch die Regierung von Oberbayern gefördert werden. Der Bauausschuss stimmte dem Vorhaben mit 8:4 Stimmen zu, der Stadtrat winkte es am Montag ohne weitere Debatte durch. Stadtrat Otto Gaßner (UWG), der die Debatte über Söcking angestoßen hatte, votierte im Ausschuss gegen das Vorhaben: Er hatte nur den zentralen Platz in Söckings Ortsmitte überarbeiten lassen wollen.

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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