Sanierung Wasserpark:Baden neben der Baustelle

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Ausgestattet mit Sonnenschirm und Liegestuhl zum Baden ins Starnberger Strandbad: Wegen der Bauarbeiten ist der Eintritt ins Freibad gratis. (Foto: Georgine Treybal)

Der Wasserpark kann seine Stammgäste halten - und gewinnt mit freiem Eintritt neue Gäste hinzu

Von Armin Greune, Starnberg

Nebenan auf der Baustelle lassen es die Arbeiter eine Spur langsamer angehen als sonst - kein Wunder bei 29 Grad im Schatten. Und der Kollege, der gerade einen Schubkarren voll Bauschutt füllt, schuftet in der prallen Mittagsonne. Thomas Baumgart hat es heute besser getroffen: Der Schwimmmeister hat Dienst im Container am derzeitigen Wasserpark-Zugang. Er ist Ansprechpartner für alle Gäste, verleiht Schirme und Liegen, reinigt die WCs. Eintrittskarten muss er nicht verkaufen. Während der Sanierung ist der Besuch des Freibads kostenlos. Deshalb ist die Stadt auch von der Rechtspflicht der Wasseraufsicht befreit und drei der sechs Schwimmmeister sind vorübergehend in andere Verwaltungsbereiche versetzt. Und die Kollegen, die weiter im Bad arbeiten, müssen auch als Bauhelfer mitanpacken.

An diesem Mittwoch herrscht reger Betrieb, Schulkinder feiern hitzefrei, Urlauberfamilien wappnen sich mit Öl gegen die UV-Strahlung und die alten Platzhirsche haben ihre Liegen rund um die Bäume im Schatten gruppiert. Von der Baustelle ist heute kaum etwas zu hören - als mit schweren Hämmern die Betonwände abgerissen wurden, war das anders, sagt Baumgart. Auch das Hochwasser von See und Würm schränkt den Badegenuss nicht mehr ein: Nur die braunen Flecken auf der Liegeweise erinnern daran, dass dort das Wasser abgepumpt werden musste.

Ludwig Schmidhofer ist voll des Lobes über den gar nicht so provisorischen Freibadbetrieb. Seit 53 Jahren baden sie hier am Starnberger See, sagt seine Frau Hildegard - 13 Jahre länger also, als der Wasserpark existiert. Die Toiletten und einige Container wurden auf die Ostseite des Areals verlagert, anstelle des Beach-Volleyballplatzes steht da auch die Strandbar. "Das haben's ganz gut gemacht", sagt Schmidhofer, den alle nur Wiggerl rufen. Und auf einem Sandstreifen kann Wiggerls Runde sogar weiter Boccia spielen, wenn nicht gerade kleine Kinder dort Sandkuchen backen. Die Duschen vermisst er nicht: "Der See ist ja sauber und des Hallenbad muss i ned ham." Nur die mit dem Umbau verschärfte Parkplatznot macht den Schmidhofers zu schaffen. Bei schönem Wetter kommen sie täglich mit dem Auto aus München. Einhellig wird in der Runde unter der Kastanie bedauert, dass die Stadt bei der 18 Millionen Euro teuren Erweiterung des Wasserparks auf ein Parkdeck verzichtet hat.

Den Anteil der Stammgäste schätzt Wamek Rahimi auf 10 bis 15 Prozent. "Seit der Eintritt frei ist, sehe ich aber auch sehr viele neue Gesichter", sagt der freundliche Mann, der an der Strandbar Essen und Getränke ausgibt. Sein provisorischer Arbeitsplatz, den Pächter Frank Kunzlmann in Absprache mit der Stadt errichtet hat, habe sich eigentlich bewährt. "Nur dass wir mit weniger Strom auskommen müssen, bereitet manchmal Probleme", sagt Rahimi: Beim Ansturm an vorletzten Wochenende fiel es schwer, die Getränke ausreichend zu kühlen. "Da herrschte Mallorca-Hochsaison-Stimmung", sagt Eliane Droemer. Auch vor ihrem Stehpaddelbrett-Verleih bildeten sich lange Schlangen. Im Gegensatz zur Strandbar - die im verregneten Frühsommer eine lange Durststrecke überwinden musste - ist der Umsatz von Droemers "SUP-Club" konstant geblieben: Das Interesse am Paddeln nehme zu, mit speziellen Kursen und Fitnessübungen konnte sie neue Kunden gewinnen, sagt Droemer.

"Mit dem kostenlosen Eintritt hat sich das Publikum geändert", sagt auch Baumgart. Gerade konnte er einen verzweifelten Vater sehr glücklich machen, als er für dessen Sprössling ein paar Schwimmflügel im Container auftrieb. Just in diesem Moment kommt sein schweißtriefender Kollege mit dem Schubkarren um die Ecke - ihm wäre eine klassische Wasseraufsicht jetzt wirklich zu gönnen.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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