Luftfahrtindustrie:Die Ruag heißt jetzt GA-ATS

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Soll bald auch vom Boden aus zu steuern sein: Techniker beim Bau einer Do228, die mit neuer Technik ausgestattet wird. (Foto: General Atomics AeroTec Systems GmbH)

Seit Montag ist das Unternehmen in der Hand des US-Konzerns General Atomics. Dieser will in Oberpfaffenhofen neue Schwerpunkte setzen.

Von Patrizia Steipe, Oberpfaffenhofen

Die Übernahme ist erfolgt: Seit Montag ist die Ruag Aerospace in Oberpfaffenhofen Tochter der General Atomics Europe GmbH. Das Unternehmen heißt jetzt General Atomics AeroTec Systems GmbH, kurz: GA-ATS. Für den Standort sei eine strategische Neuausrichtung als europäisches Luftfahrt-Zentrum der GA-Gruppe geplant, betonte der neue Geschäftsführer Harald Robl. "Ein 'weiter so' wird es nicht geben". Mit der Übernahme erweitert das Dresdner Unternehmen sein Produktportfolio um die Bereiche Wartung, Instandsetzung von Geschäftsflugzeugen und militärischen Hubschraubern sowie Produktion und Wartung der Dornier 228. Die ersten Schritte unter neuer Leitung stehen bereits fest.

Neuer Unternehmensschwerpunkt wird die Entwicklung von unbemannter ziviler Luftfahrt. Hier sei der amerikanische GA-Konzern marktführend. In Oberpfaffenhofen soll die neue Technik in ein Dornier 228-Flugzeug transferiert werden. "Wir trauen uns die Rolle eines Innovationstreiber in der zivilen Frachtfliegerei zu", sagte Robl. In etwa zwei Jahren soll das erste Testflugzeug starten, das sowohl von einem Piloten an Bord als auch vom Boden aus gesteuert werden kann. Bereits jetzt lud Robl für den Jungfernflug den bisherigen Ruag-Geschäftsführer Felix Ammann ein. Dieser nutzte die virtuelle Pressekonferenz, um sich bei seinen Mitarbeitern für ihren "Top-Einsatz" in den vergangenen 18 Jahren zu bedanken. Er freue sich, dass mit GA-Europe ein strategischer Investor gefunden wurde, damit es "am Standort für das Unternehmen und die Mitarbeiter weiter geht".

Bei der Übergabe wurden alle laufenden Verpflichtungen der Ruag Aerospace- von der Flugzeugwartung bis zur Produktion der DO 228 - übernommen. "Es gab keine Rosinenpickerei", sagte Robl. Der Standort werde zu den Verpflichtungen stehen und diese erfüllen. Die 419 Mitarbeiter hätten ein Übernahmeangebot bekommen. Mittelfristig soll das Beschäftigungsniveau erhalten und sogar gesteigert werden. Was die schwächelnde Produktion der DO 228 betrifft, so soll ein "starkes Signal in den Markt gesendet werden", um die Auftragsbücher wieder zu füllen.

Roland Weigert, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, hatte die wochenlangen Verhandlungen begleitet. Vom Ergebnis zeigte er sich mehr als zufrieden: Er sei erleichtert, durch die Übernahme "in einer krisengebeutelten Branche wie der Luftfahrttechnologie Hightech-Arbeitsplätze in Bayern zu sichern". "Wir passen genau hierher", betonte Robl angesichts des Luft- und Raumfahrtclusters am Standort Oberpfaffenhofen. Aber auch aus persönlichen Gründen freute er sich über die neue Tochtergesellschaft in der Gemeinde Weßling. "Ich komme aus München und kehre somit wieder in die Heimat zurück". Er versprach "Innovation und Impulse" für den Standort. Dabei wird es Konzepte im zivilen und militärischen Bereich sowie im bemannten wie unbemannten Bereich geben. "Auch für die Bundeswehr werden wir ein attraktives Produkt- und Leistungsspektrum bieten", versicherte er.

Um alle Ideen zu realisieren, soll ausgebaut werden. Laut Robl gibt es bereits Gespräche mit der Betreibergesellschaft des Sonderflughafens. Geplant ist die Modernisierung der Hangars, um Service- und Wartungsangebote zu erweitern. Die Vorbereitungen für eine neue Triebwerkswartung liefen bereits, zudem soll der Ersatzteilvertrieb forciert werden. Dafür werden Lieferanten gesucht und Qualifizierungsmaßnahmen gestartet. Die Ruag wird übrigens nicht ganz verschwinden: Die Ruag Aerostructures, eine Tochter des Schweizer Mutterunternehmens, bleibt und wird sich auf ihre Aktivitäten im Flugzeugstrukturbau konzentrieren.

© SZ vom 02.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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