Radrouten für Alltagsradler:Der Problem-Atlas

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Viele Radwege sind alltagstauglich, bei manchen ist noch Nachholbedarf. (Foto: ipad)

Ein Ingenieurbüro hat die Radwege im Landkreis untersucht. Das Ergebnis: Es gibt relativ wenige ungeeignete Strecken. Aber genau die machen der Verkehrsmanagerin Kummer.

Von Christiane Bracht, Starnberg

Von pittoresken, verschlungen Wegen am See entlang, durch Wälder und über Felder schwärmen viele Ausflügler. Doch wer jeden Tag mit dem Rad im Fünfseenland unterwegs ist, weil er zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren muss, flucht gerne mal. Schlaglöcher, plötzlich endende Radwege, gefährliche Straßen und Kreuzungen sind keine Seltenheit.

Große Hoffnung setzen die Alltagsradler auf das Ingenieurbüro, das seit zwei Jahren mit der Analyse des Radwegenetzes beschäftigt ist und darüber hinaus auch ein Konzept für Verbesserungen entwickeln soll. Einen ersten Bericht über den derzeitigen Stand der Analyse hat Günter Bendias jetzt im Kreisumweltausschuss vorgestellt. Und das Ergebnis überrascht: Die Karte, in die die wichtigsten Verbindungen für Radfahrer eingezeichnet sind, ist relativ grün. Grün steht für alltagstauglich. "Das ist erfreulich", erläutert Bendias. Verkehrsmanagerin Susanne Münster ist mit ihrer Begeisterung etwas zurückhaltender: "Man darf nicht glauben, dass die Strecken optimal sind, nur weil sie grün sind. Es sind nur die Strecken, auf denen man erst einmal nichts tun muss", erklärt sie. Sie erfüllen nämlich die wichtigsten Kriterien der Alltagstauglichkeit: Sie sind direkt, haben einen guten Belag, sodass sie das ganze Jahr über genutzt werden können - auch im Winter und bei Nässe. Und die Straße, an der sie liegen, ist nicht übermäßig viel und schnell befahren.

Vollkommen untauglich für Alltagsradler sind indes die roten Linien. Zwar sind es überschaubar viele, aber es sind Routen, die die Verkehrsmanagerin und die Gemeinden meist schon seit Jahren beschäftigen und für die es schwierig ist, eine gute Lösung zu finden. Vom Ingenieurbüro erhofft sich Münster nun neue Ideen oder gute Alternativen, die anderswo vielleicht schon erfolgreich waren. Das Büro hat nämlich viel Erfahrung mit der Radverkehrsplanung. Es hat für das Land Baden-Württemberg gearbeitet und dort bewiesen, dass es den Blick aufs Ganze hat. Und, was Münster besonders überzeugt: Ein Mitarbeiter ist alle Wege im Landkreis selbst abgeradelt und hat sich die Situation nicht nur am "grünen Tisch" angeschaut, sondern aus der Perspektive des Radfahrers. "Das zeigt sich jetzt auch in den Erkenntnissen, die das Büro gewonnen hat", sagt sie. Viele gelbe Verbindungen, also bedingt alltagstaugliche Straßen und Wege seien leicht zu optimieren, etwa durch Markierungen oder eine andere Beschilderung. "Ich bin froh, um die Vielfalt der Hinweise", sagt sie.

In den nächsten Monaten wird wohl vor allem noch um die roten Linien auf der Karte gerungen. Es gilt eine gute Lösung zu finden beispielsweise für die Seestraße von Pöcking bis Feldafing. Die Strecke ist schmal ist und sehr befahren, im Sommer tummeln sich dort auch unendlich viele Badegäste. Ein Radweg wäre also nicht das Allheilmittel. Die Fußgänger würden ihn blockieren.

Große Schwierigkeiten bereitet auch der Hanfelder Berg in Starnberg. Wenn die Radler selbstbewusst mit den Autos auf der Straße fahren, werden sie und ihre relativ hohe Geschwindigkeit bergab besser wahrgenommen als auf einem Fahrradschutzstreifen, erklärt Münster. Deshalb überlegt man nun, Ausweichrouten anzubieten. Dies gehe aber nur im Einvernehmen mit der Stadt und deren Planung. Auf der Straße von Oberpfaffenhofen nach Unterbrunn ist wegen der Kieswerke viel Lastverkehr, der die Straße zudem verschmutzt. Die einzige Möglichkeit für Radler, sich dort sicher bewegen zu können, ist ein eigener Weg neben der Fahrbahn.

Zwischen Breitbrunn und Herrsching ist ein solcher Radweg schon lange geplant, aber der Grunderwerb ist "mehr als schwierig", sodass man bereits über Alternativen nachdenkt, auch wenn die Radler dafür heftig bergauf in die Pedale treten müssen. Auf der Staatsstraße von Herrsching nach Seefeld macht der Pilsensee Probleme. Ein Radweg müsste auf dem schmalen Uferstreifen angebaut und besonders befestigt werden. "Das ist weder kurz- noch mittelfristig zu bewerkstelligen", sagt Münster. Trotzdem ist eine sichere Route für Radler gerade dort sehr wichtig, deshalb denkt man über Alternativen nach. Sehr gut wäre auch ein Radweg von Herrsching nach Andechs, um den Radverkehr zu fördern.

Im Juli soll das Alltagsradroutennetz fertig sein. Damit die Gemeinden einen Anhaltspunkt haben bei ihren Planungen, werden die nötigen Maßnahmen nach Wichtigkeit eingeordnet.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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