Projekt "Zeit für Schüler":Erfolgreiche Starthelfer

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40 Schülerpaten fördern in Starnberg Kinder, die im Unterricht etwas hinterherhinken oder sich dort langweilen. Weitere Ehrenamtliche werden gebraucht

Von Marcella Rau, Starnberg

Nicht jedes Kind, nicht jeder Jugendliche ist gleich begabt, vor allem nicht in allen Fächern. In Klassenverbünden, in denen oft bis zu dreißig Schüler gemeinsam unterrichtet werden, kann das ein Problem sein. Um die Schüler aufzufangen, die sich im Schulalltag schwertun, gibt es in Starnberg seit mittlerweile zwölf Jahren das Projekt "Zeit für Schüler". Schulpaten übernehmen hier je nach Interesse und Eignung unterschiedliche Aufgaben. Sie fördern Schüler, die vielleicht etwas hinterherhinken, aber auch jene, die besonders begabt sind, ganz speziell. Etwa indem sie Nachhilfe geben, die Schüler als Lesepaten unterstützen oder Mittags- und Hausaufgabenbetreuung bei Kindern mit Migrationshintergrund übernehmen.

Der Wunsch zu helfen - etwas beizutragen, war es auch, was Gustav von Biron dazu gebracht hat, sein Wissen an Schüler der Starnberger Mittelschule weiterzugeben. Im fünften Jahr gibt der Pensionär nun kostenlosen Nachhilfeunterricht in Mathe an der Starnberger Mittelschule. Bisher hat er vor allem die Schüler der höheren Klassen betreut, von der siebten oder achten Klasse bis zum Quali oder dem mittleren Schulabschluss. In diesem Jahr jedoch will er sich einer ganz neuen Herausforderung stellen und sich einer Gruppe Fünftklässler annehmen. Er selbst habe vor allem beruflich ein wirklich gutes Leben gehabt, berichtet der 78-Jährige. Auch seine Kinder haben mittlerweile erfolgreiche Karrieren. Doch nicht für alle ist der Einstieg ins Arbeitsleben einfach. Gerade wer sich auf der Mittelschule schwertut, habe später oft Probleme damit eine Ausbildungsstelle zu finden.

Gertraud Strauss hilft als Schulpatin. (Foto: Georgine Treybal)

Er möchte deshalb einen Beitrag dazu leisten, dass diese jungen Leute eine Chance bekommen. Biron erzählt von einer Schülerin, die er einst mit Vierern und Fünfern übernommen hat. Mittlerweile hat die junge Frau eine gute Ausbildungsstelle. Der Arbeitgeber hat ihr sogar in Aussicht gestellt, das Abitur zu machen. Noch immer ist der Kontakt zu ihr nicht abgebrochen, obwohl sie die Schule bereits verlassen hat - mit einem Schnitt von 1,7. Negative Erfahrungen habe er eigentlich nie gemacht. Nur in Einzelfällen sei es vorgekommen, das jemand den Förderunterricht abgebrochen habe. Denn, so Biron, er erwarte von seinen Schülern auch, dass sie sich Mühe geben und sich engagieren. Wenn jemand nur mit seinem Handy beschäftigt ist oder gar nicht erst zur Nachhilfe erscheine, mache das Ganze schließlich keinen Sinn.

Auch Gertraud Strauss engagiert sich seit vielen Jahren als Unterrichtsassistentin in der Schlossbergschule für die Initiative "Zeit für Schüler". Auf gar keinen Fall wollte die ehemalige Leiterin einer Berufsfachschule für Krankenpflege in der Rente als "Couchpotato" enden, berichtet sie.

Einmal in der Woche geht sie nun in eine Klasse der Grundschule und unterstützt dort die Lehrerin. Wenn etwa gemeinsam gelesen wird, kann die Klasse so in zwei Gruppen geteilt werden, eine Gruppe ließt mit der Lehrkraft, eine Gruppe übernimmt Strauss. Oder Schüler benötigen spezielle Förderung. Dann nimmt Strauss diese beiseite und übt etwa am Computer Rechnen mit ihnen. Entweder weil die Kinder noch nicht ganz auf dem Stand der anderen sind, oft aber auch, weil sie sich im Unterricht langweilen und bereits weit voraus sind. Es kommt auch vor, dass sie einzelnen Kindern, oft aus höheren Klassen, außerhalb des Klassenverbandes Nachhilfeunterricht gibt. Alles was sie tue, so Strauss, erfolge dabei aber ausnahmslos in genauer Absprache mit den zuständigen Lehrkräften. Sie sei keinesfalls so etwas wie eine Ersatzlehrerin. Die Arbeit mit den Kindern bereite ihr viel Freunde, berichtet die Pensionärin. Das liege unter anderem auch an der Lehrerin, die sie nun von Anfang an begleitet. Mittlerweile ist daraus eine gute Freundschaft entstanden.

Nimmt sich "Zeit für Schüler": Gustav von Biron. (Foto: Georgine Treybal)

Etwa 40 Schülerpaten gibt es in Starnberg. Doch das Projekt wächst weiter, noch immer werden engagierte Ehrenamtliche gesucht, die den Kindern und Jugendlichen ihren Start ins Leben ein kleines bisschen leichter machen. Derzeit werden vor allem an der Grundschule Starnberg Paten für die Mittags- und Hausaufgabenbetreuung von Kindern mit Migrationshintergrund und an der Mittelschule Starnberg Ehrenamtliche gesucht, die die Schüler in den Hauptfächern, Mathe, Deutsch und Englisch unterstützen. Interessierte können sich beim Seniorentreff unter der Nummer 08151/652080 melden.

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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