Krailling:Zuhause in der ganzen Welt

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Weltenbummler aus Leidenschaft Krailling Die Weltenbummler Holger und Margit Hiller aus Krailling verarbeiten ihre Reisen zu Vorträgen (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Margit und Holger Hiller wollten immer schon reisen. Aber erst seit sie ein Ehepaar sind, touren sie durch fremde Länder. Sie betreiben eine Website, bieten Abendspaziergänge an und zeigen ihre Erlebnisse in Bild-Vorträgen.

Von Carolin Fries, Krailling

Holger Hiller wollte immer mal die Pyramiden in Ägypten sehen. Und ein Känguru. Als Junge verschlang er Karl-May-Romane und träumte von einem Abenteurerleben. Margit Hillers Wunsch war es stets, einmal den Grand Canyon zu bereisen und nach Afrika zu fliegen. Der Besuch eines neusprachlichen Gymnasiums machte für das Mädchen allein deshalb Sinn. Doch erst als die beiden 1986 ein Paar wurden, machten sie sich daran, sich ihre Wünsche zu erfüllen. Bis heute hat das Ehepaar aus Krailling so viele Reisen unternommen, dass sie selbst fast den Überblick verloren haben. Wie viele es waren? "Keine Ahnung", sagt Holger Hiller.

Der 53-Jährige steht im Büro der Drei-Zimmer-Wohnung in Krailling, an der Wand über den Computer-Bildschirmen hängt eine Weltkarte, auf der die Hillers ihre absolvierten Reiseziele mit einem Fähnchen markiert haben. "Ganz aktuell ist die Karte aber nicht", sagt Margit Hiller, 52. Rund herum im Raum hängen gerahmte Fotos von Landschaften, Naturdenkmälern, berühmten Gipfeln oder Gebäuden, nur wenige Zentimeter Wand sind in diesem Zimmer zu sehen. Das Büro ist ein Ort der Erinnerung und ein Ort der Sehnsucht zugleich. Wer täglich den Blick aus einem kleinen Postflugzeug hinunter auf eine Inselgruppe in Neuseeland vor der Nase hat, kann vermutlich gar nicht anders, als sich an solche türkis schimmernde Plätze zu wünschen. Doch Margit Hiller sagt: "Es ist nicht so, dass es uns hier nicht gefällt. Aber wir wollten auch andere Länder gesehen haben."

Margit und Holger Hiller in Chile. (Foto: Privat)

Am liebsten reisen die Eheleute mit dem Wohnmobil. Ihre erste Reise führte sie 1989 nach Ägypten, im selben Jahr ging es noch nach Kenia. 1990 dann vier Wochen USA. Indien, Chile, Nepal, Myanmar, Australien, Neuseeland, Tansania, Südafrika, Namibia, Mexico, Malediven, Galapagos-Inseln, Irland - irgendwohin ging es jedes Jahr. Beide sind Software-Entwickler, beide haben sie jedes Jahr wieder ihre Urlaubstage und Überstunden für lange Urlaube gehortet, am liebsten vier Wochen am Stück oder noch länger. Zur Freude der Arbeitgeber und Kollegen verabschiedeten sie sich bevorzugt im November aus dem Büro.

Die Planungen laufen freilich lange im Voraus. "Wenn man beispielsweise ein so großes Land wie Chile in wenigen Wochen machen will, muss man sich schon gut überlegen, wie man das angeht." In Ausnahmefällen buchen sie auch Touren von der Stange, eine Expedition auf den Kilimandscharo zum Beispiel. Oder eine Kulturwoche in Mexiko. Doch meist verfolgen sie ihre eigenen Pläne, wenn auch mit größter Flexibilität. "Manchmal kommen wir an Orte, dort ist es so schön, dass wir einfach länger bleiben müssen als die eingeplante Zeit." Andersherum wurden sie auch schon enttäuscht von Reisezielen, etwa dem Taj Mahal in Indien. "Nichts als eine Kulisse", wie Holger Hiller erzählt. Asien sei grundsätzlich nicht ihr Ding, womöglich auch wegen der sprachlichen Barrieren. Ihr Lieblingsland ist Neuseeland, fünf Mal waren sie bislang dort. Was sie abgesehen von der landschaftlichen Schönheit dieses Landstrichs begeistert, ist das Bewusstsein der Bewohner für ihre Umgebung. "Die gehen sehr behutsam mit ihrem Land um", sagt Holger Hiller, und seine Frau erzählt, die Kinder in Neuseeland hätten in der Schule Naturunterricht. Dort ihren Lebensabend zu verbringen, das könnten sich die Hillers schon vorstellen.

Das Büro von Margit und Holger Hiller ist mit den vielen Reisefotos ein Ort der Erinnerung und der Sehnsucht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Aber das ist jetzt noch zu weit weg. Es gibt noch ein paar Ziele auf der Liste - Peru, Bolivien, Patagonien, Chile noch einmal. Und Gipfel. Denn wenn die Hillers nicht durch die Welt tingeln, dann betrachten sie die nähere Umgebung am liebsten von oben. "Im Sommer fahren wir nie weg, da ist es hier einfach zu schön". Vor allem im Gebirge. Margit Hilller hat sämtliche ihrer Bergtouren - inzwischen mehr als 600 - auf ihrer Website steinundkraut.de versammelt und kartiert dort mehr als 400 Gebirgspflanzen. Inzwischen arbeitet sie nebenbei als Lektorin für den Bergverlag Rother. In ihrer Vorstellung einer perfekten Landschaft gibt es immer auch Berge. Und Blumen. Im Sommer bietet sie kostenlose Feierabendspaziergänge zu Orchideenwiesen nach Andechs an, "kleine Schatzkasterl" nennt sie die Flecken. Warum sie sich die Arbeit macht? "Weil es sonst verloren geht", sagt sie.

Auch von ihren Reisen erzählen die Eheleute seit ein paar Jahren in informativen wie unterhaltsamen Bild-Vorträgen, die sie mit Video-Sequenzen und Musik gestalten. Die Zuschauer planen oft selbst eine Reise in das vorgestellte Land oder waren selbst vor vielen Jahren schon einmal dort. "Das ist immer sehr interessant. Da meint man, man hätte selbst Abenteuer erlebt", sagt Holger Hiller. "Und dann legen die Alten los und erzählen, wie es damals war."

Ob chillen in Chile oder klettern in den Hohen Tauern, die Weltenbummler aus Krailling waren fast schon überall. (Foto: Privat)

Am Freitag, 20. April, zeigen Margit und Holger Hiller beim Kraillinger Literaturfrühling ihren Bilder-Vortrag "Namibia - Afrika für Anfänger" in der Bücherei.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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