Politiker:Starnberger Genussmensch

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So kennt man ihn in Starnberg. Holger Knigge mit Fliege und seiner geliebten Pfeife. Am Sonntag wird er 80. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Holger Knigge feiert seinen 80. Geburtstag

Von Sabine Bader, Starnberg

Preisfrage des Tages: Wer ist gefühlt schon seit seiner Einschulung in der SPD, trägt meist Fliege und ist viele Jahre ungeniert mit einem schmucken Jaguar durch die Stadt gebraust? Richtig, das kann nur Holger Knigge sein. Knigge ist eines jener Starnberger Originale, die es heute viel zu selten gibt. Knigge trägt seine Fliegen mit der selben Selbstverständlichkeit durch die Straßen, wie Willi Großer das mit seinen Lederhosen tut.

Den 70. Geburtstag hatte er groß gefeiert, mit einem Fest für Familie, Freunde und politische Weggefährten im kleinen Saal der Schlossberghalle. Zum 75. ist der dann mit seiner Frau Gloria nach Venedig gefahren, um die Architektur-Biennale zu besuchen. Und beim 80. jetzt macht er ganz in Familie: mit Ehefrau, Tochter, Schwiegersohn, den beiden Enkeln und der bald zweijährigen Urenkelin. Die Knigges sind also am Jubeltag - Sonntag, 17. September - nicht daheim, Anruf zwecklos. Sie verbringen das Wochenende in einem Hotel mit Golfplatz. Das ist wieder typisch Knigge: Zur Fliege und zum Jaguar mit feien Ledersitzen gesellt sich nun also noch der Golfschläger. Sozis sind eben doch die wahren Genussmenschen.

Seit 1971 bereits ist Knigge in der bayerischen SPD. Wer das schafft, ist Kummer gewohnt. Knigge nimmt's locker. In einem Interview hat er auf die Frage, "ob er denn Masochist" sei, geantwortet: "Nein, die SPD hat sich in Starnberg zwar nie in der Mehrheit fühlen können, wir stellten auch nie einen Ersten Bürgermeister. Aber wir hatten wenigstens das Gefühl, mitreden zu dürfen." Immerhin das.

Zweimal war Knigge in den 36 Jahren im Stadtrat Starnbergs dritter Bürgermeister. Annähernd 1000 Sitzungen hat er in dieser Zeit absolviert. Viele davon waren nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig. Aber als pensionierter Bundeswehroffizier weiß er, was Disziplin heißt. Unermüdlich setzte er sich für den Tunnel und die Seeanbindung ein und ermahnte seine Kollegen im Gremium auch, die Sportler nicht zu vernachlässigen.

Etwas entspannter - mit Butterbrezen und Kaffee - ging es hingegen im Kreistag zu. Ihm gehörte Knigge auch 25 Jahre lang an. Die politischen Ämter hat er inzwischen abgegeben. Vorsitzender des SV Söcking ist er aber noch. Und rammt hier auch freudig den Spaten für einen Kunstrasenplatz in die Erde. Ein echter Sportler eben.

Ach ja, und Golf soll er auch schon ganz passabel spielen. Das hat ihm sein Enkel Max beigebracht, der ein wirklich guter Golfer sein soll und - übrigens wie sein Opa Fliege trägt.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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