Politik:Wechsel in der SPD Tutzing

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Werner Hensel soll fortan die SPD Tutzing führen. Der 54-Jährige lebt seit drei Jahren in der Gemeinde (Foto: Privat)

Renate Geiger will Ortsvorsitz an Werner Hensel übergeben

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die langjährige Spitzenfrau der Tutzinger SPD zieht sich aus ihren Ämtern zurück. Renate Geiger, 71, will aus Alters- und Gesundheitsgründen den Ortsvorsitzabgeben. Auch für den Gemeinderat wird sie nach 18 Jahren bei den Wahlen im März 2020 nicht mehr antreten. Sie ist dort derzeit die einzige Vertreterin der Sozialdemokraten. Zu ihren besten Zeiten Anfang der 90er Jahre stellte die SPD vier Gemeinderäte. Wieder aufwärts gehen soll es mit einem jüngeren Ortsvorsitzenden. Und als jung gilt im Tutzinger Vorstand mit überwiegend älteren Rentnern schon einer mit 54 Jahren. Werner Hensel ist Geigers Wunschkandidat als ihr Nachfolger. Über den neuen Vorstand wird die Mitgliederversammlung am 16. April bestimmen.

Geiger ist schon seit Jahren gesundheitlich angeschlagen. Ihr Amt als SPD-Kreisrätin hatte sie daher nach der Wahl 2014 schon nach einem halben Jahr wieder abgeben müssen. Die Traubingerin, die sich in der Flüchtlingsarbeit am Ort engagiert und in der Nachbarschaftshilfe Feldafing, will künftig mehr Zeit für ihre drei Kinder und vier Enkel haben.

Als Ortsvorsitzende freut sie sich, dass der "Schulz-Effekt" - die Kanzlerkandidatur 2017 von Martin Schulz für die SPD - die Mitgliederzahl auf 29 erhöht hat. Auch zwei Jusos sind aktiv. Allerdings fehle es an Frauen, vor allem im Vorstand, bedauert Geiger. Für das Gremium stehen zur Verfügung: Ernst von der Locht weiterhin als stellvertretender Vorsitzender, Helmut Popp, der zusätzlich auch das Amt des Kassiers übernehmen würde, weil Manfred Schlotter in dieser Funktion nicht mehr antritt, sowie Peter Zapletal als Beisitzer und Peter Hanke als Kassenprüfer. Renate Geiger würde auf den Posten als Beisitzer wechseln. Werner Hensel, bisher Schriftführer, soll den Ortsvorsitz übernehmen. Ein neuer Schriftführer ist noch nicht in Sicht.

Hensel stammt aus dem Ruhrgebiet. Er ist Sproß einer ur-sozialdemokratischen Familie. "Mein Großvater ist am Schalker Markt geboren - mehr geht nicht", sagt er lachend. Der 54-Jährige lebt mit seiner Frau seit rund drei Jahren in Tutzing. Zuvor hatten sie sich zehn Jahre in Windach nahe dem Ammersee niedergelassen. Er arbeitet als Jurist beim Beck Verlag in München. Was er feststellt, wenn er mit dem Hund Gassi geht: "Die Leute in Tutzing reden gern über Politik." Das müsse der Ortsverein nutzen und Menschen gewinnen, die vielleicht nicht in den beiden Tutzinger Akademien zu Hause sind. Durchaus selbstkritisch schaut er auf die Politik der Bundesgenossen. Die SPD habe ihre guten Ideen schlecht verkauft. "Nur Mitleid mit uns reicht nicht", ist Hensel überzeugt und plädiert für positives Denken, um wieder attraktiver für Wähler zu werden.

Konkret plant der Ortsverein im Vorfeld der Europa-Wahlen eine Podiumsdiskussion unter Leitung von Peter Hanke. Arbeitstitel: "Solidarität oder zerbricht die EU?". Vermutlich wird Hensel die Tutzinger SPD als Spitzenkandidat auch in die Kommunalwahl führen. Er sei gerade dabei, sich Zeit "freizuschaufeln" für die Aufgabe, die einen doch sehr beanspruche. Für seinen neuen Heimatort will er aber gern was tun. "Denn Tutzing ist ein Geschenk", schwärmt er, "wenn man aus dem Ruhrgebiet kommt".

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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