Pöcking:Viel Lärm um nichts

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Angefangen hat alles mit der Idee, die Seestraße in Pöcking für den Verkehr zu beruhigen. Auch wenn es keine Pläne gibt, ist die Aufregung groß.

S. Böhm-Haimerl

Es werden Unterschriften gesammelt, Begehungen gemacht, und fast jede Partei und Gruppierung in Pöcking bietet Info-Veranstaltungen an. Nur eines gibt es nicht: eine Trasse oder wenigstens Pläne. Dafür schon die Bezeichnung: Nordumfahrung. Von der Aufregung unter den Bürgern ist selbst Bürgermeister Rainer Schnitzler überrascht, der das Thema in der Öffentlichkeit verzerrt dargestellt sieht. Die Bürgerversammlung am 25. November soll Klarheit bringen. Die Abstimmung im Gemeinderat hat er auf Dezember verschoben. Möglicherweise werde es sogar eine Sondersitzung geben, kündigte er an.

Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler ist überrascht, wie heftig seine Bürger über eine mögliche Verkehrsberuhigung der Seestraße reagieren. (Archiv) (Foto: Georgine Treybal)

Den Stein ins Rollen brachte die Diskussion um die Abstufung der Seestraße. Um sie verkehrsberuhigt gestalten zu können, soll jede Gemeinde ihren Verkehr von der Seestraße zur Bundesstraße 2 leiten. Pöcking befürchtet, dass dann der Verkehr mitten durch den Ort gehen könnte und will sich die Option für eine Umfahrung offen halten. "Wir reden von einer Sache, die womöglich erst in zehn Jahren relevant ist", sagt Schnitzler. Die Problematik sei nur aktuell, weil der Ausbau der Maxhof-Kreuzung anstehe und eine Anschlussmöglichkeit für die Nordumfahrung in die Planungen einbezogen werden müsse. Es sei weder eine Trasse geplant noch geprüft, betonte er.

Doch die Bürger befürchten, es könnte erneut der "Seeabstieg" entstehen, der in den siebziger Jahren anstand und wegen des Widerstands der Bevölkerung ad acta gelegt wurde. Insbesondere die Niederpöckinger lehnen eine Umfahrung ab, da die Trasse in der Nähe ihrer Grundstücke verlaufen könnte. Florian Kaiser sammelt auf einer Internet-Seite Unterschriften für eine Petition gegen die Nordumfahrung. Mehr als 300 Bürger haben sich seit 1. November eingetragen, bis zu 40 E-Mails bekommt er pro Tag. "Es ist die alte Debatte um den Seeabstieg. Die neue Trasse hat eine Lawine los getreten", sagte Kaiser.

Den Vorwurf, dass er als Anwohner aus Eigeninteresse handelt, weist er zurück. Christoph Plathner (ÜWG) unterstützt Kaiser, denn er hält eine Nordumfahrung "für eine Sünde an der Landschaft". Die jüngste Sperrung der Seestraße habe gezeigt, dass die B2 gar nicht die Kapazität habe, den Verkehr aufzunehmen. Wenn die Bürgermeister der Seegemeinden tatsächlich so solidarisch sind, wie sie sagen, sollten sie stattdessen die von Pöcking favorisierte Kreisellösung an der Maxhof-Kreuzung unterstützen, meint er.

© SZ vom 13.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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