Platzmangel:Kinder, Kinder!

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Beide Kitas in Utting müssen rasch ausgebaut werden

Von Armin Greune, Utting

Eine zentrale Aufgabe der Gemeinde wird in den kommenden Jahren sein, mehr Krippen- und Kindergartenplätze zu schaffen. Zum Saisonstart im September ist zwar das Kunststück noch einmal gelungen, allen Kindern einen Betreuungsplatz zu verschaffen - doch man ist dabei auf zwei Übergangslösungen angewiesen. Im kommenden Jahr, wenn das "Haus für Kinder" auf der Ludwigshöhe umgebaut werden soll, kommen weitere Provisorien mit angemieteten Containern hinzu. Auch für das "Telos-Kinderhaus" in Holzhausen bestehen schon konkrete Pläne für eine Erweiterung, um eine weitere Gruppe unterzubringen. Doch selbst mit diesen Bauvorhaben wird sich der Bedarf auf Dauer wohl nicht decken lassen, wenn in zwei Jahren die 88 Mietwohnungen auf dem Schmucker-Gelände bezogen sind - dort schafft die Gemeinde günstigen Wohnraum, der vor allem Familien zu Gute kommen soll.

"Wir haben einen wahnsinnig hohen Bedarf an Betreuungplätzen für Kinder von ein bis drei Jahren", sagt Uttings Bürgermeister Florian Hoffmann, "was ja auch verständlich ist, wenn wegen der hohen Mieten beide Eltern arbeiten müssen." Derzeit am dringendsten wird eine Lösung für den Umbau auf der Ludwigshöhe gesucht: Während der etwa einjährigen Sanierungsarbeiten müssen vier der derzeit fünf Gruppen in Containern untergebracht werden. Die "Bienen"-Krippe bleibt bis zum Abschluss des Umbaus weiter in der ehemaligen VR-Bankfiliale an der Bahnhofstraße. Das Gebäude am Feuerwehrhaus hatte Utting 2015 erworben, im vergangenen Jahr wurde dort in Rekordzeit für 120 000 Euro ein Provisorium für die Krippe eingerichtet.

Für die übrigen Gruppen war erst angedacht worden, die 30 mal 15 Meter großen Container auf einem unbebauten Grundstück am Sportplatz zu stapeln. Doch der Gemeinderat verwarf in der jüngsten Sitzung die zweigeschossige Variante aufgrund der hohen Kosten: Wegen der Brandschutz-Anforderungen für Kitas hätte das Provisorium 750 000 Euro gekostet - wohlgemerkt nicht als Kaufpreis, sondern an Jahresmiete. Jetzt erarbeitet die Verwaltung ein Alternativkonzept, das in der Sitzung am 29. Oktober vorgestellt werden soll. Die Zeit drängt, denn die Container sollen bereits im kommenden Frühjahr benutzt werden.

Das älteste Gebäude der katholischen Kita stammt aus den 1960-er Jahren. Im Südbau steht eine energetische Sanierung mit neuer Dämmung und Lüftung an, auch am Dach besteht Handlungsbedarf. Wasserleitungen und WCs sind zu erneuern, auf der Ostseite werden zwei Notrutschen als Fluchtwege installiert. Der Mittelbau soll abgerissen und durch ein zweigeschossiges Gebäude ersetzt werden: Auf einem Grundriss von 16 mal elf Metern bietet es Raum für eine Krippengruppe. Die Investition wird auf 3,2 Millionen Euro geschätzt - zuzüglich der Kosten für Planung und Provisorium. Für den Gemeinderat ist das Vorhaben jedoch alternativlos: Er segnete den Bauantrag einstimmig ab, man rechnet mit einer Förderung bis zu 33 Prozent.

Auch im 2009 eröffneten Kinderhaus in Holzhausen herrscht akute Raumnot. Nur mit Sondergenehmigung darf dort der bisherige Mehrzweckraum vorübergehend für eine der drei Kindergruppen genutzt werden. Die Kita wird von der Telos-Gesellschaft betrieben, die sich am von Alfred Adler entwickelten Menschenbild der Individualpsychologie orientiert. Für das Haus hat der Gemeinderat einstimmig einen Anbau im Nord-Westen beschlossen. Auf einer Fläche von 8,60 mal 7,50 Metern wird ein Gruppenraum geschaffen, darüber soll eine Galerie entstehen. Der Anbau erhält ein leicht geneigtes, begrüntes Dach, das auch als Bienenweide dient. Großzügige Glasflächen im Süden sollen viel Licht ins Innere lassen, auf der Nordfassade wird mit Rücksicht auf die Nachbarn auf Fenster verzichtet. Was die Kostenschätzung betrifft, hält sich Hoffmann noch bedeckt: Erst müssten die Verhandlungen mit der Bezirksregierung über den Zuschuss abgeschlossen sein, bevor er Zahlen nennt.

Bei beiden Vorhaben habe die Gemeinde im Blick, sich damit nicht Erweiterungsmöglichkeiten zu verbauen, sagt Hoffmann. Wenn in zwei oder drei Jahren auf dem Schmucker-Gelände etwa 200 Neubürger wohnen, könnte auch der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen weiter steigen. "Die Lage ist ernst - aber mit Aussicht", sagt der Bürgermeister. Utting setzt für die Zukunft auch auf einen Waldkindergarten, der aber noch eine Bauleitplanung erfordert.

© SZ vom 17.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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