Planegg:"Sehr aufwendig und schön"

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Gutachten über den mysteriösen Helm vom Wertstoffhof liegt vor

Das Rätsel um den Helm, der vor einigen Wochen von einem Mitarbeiter des Wertstoffhofes im Alteisen des Planegger Wertstoff-Containers gefunden worden ist, ist gelöst. Offenkundig ist die Basis des Helms alt, jüngeren Datums sind allerdings einige Verzierungen und Lötungen. Nach Auskunft von Experten des Bayerischen Nationalmuseums in München ist die metallene Basis des Helms offensichtlich älter als andere Teile daran.

Raphael Beuing, Referent für Waffen, Uhren, wissenschaftliche Instrumente und unedle Metalle, hat das Planegger Prachtstück untersucht. Seine Expertise, so berichtet die Planegger Archivarin Erika Klemt, kommt zu dem Ergebnis, dass derartige Helme "Birnhelme" oder "Cabasset" genannt wurden. Sie wurden im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts von Fußtruppen und Schützen genutzt.

Das Dekor des Fundstücks zeigt inmitten von Ranken diverse Vogelmotive, die sich Greifvögeln zuordnen lassen, sowie einzelne Waffen und Rüstungsteile. Ein derartiger Schmuck befindet sich oft auch auf italienischen Harnischen des späten 16. Jahrhunderts. Der Fachmann hat eine kursorische Durchsicht von Objekten und Katalogen bedeutender Waffensammlungen vorgenommen, jedoch kein Exemplar mit einem derart überwiegend ornamentalen und getriebenem Dekor gefunden. Nach Aussage des Metallrestaurators Andreas Kreil besteht der Helm überwiegend aus Eisenblech, wie es im 18. und 19. Jahrhundert verwendet wurde. Es lassen sich keine Hammerspuren erkennen, wie sie bei mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Exemplaren zu erwarten seien. Die Zinnlötung im Innern stammt offenbar erst aus dem 20. Jahrhundert. Auch die Lötung des gedrehten Drahtes zwischen Krempe und Helmglocke ist eher jüngeren Datums, sagen die Experten; im 16. Jahrhundert hätte man eine andere Lösung gewählt. Die Expertise des Museums spricht insgesamt von einem "sehr aufwendigen und schönen Stück". Aussagen über den Wert, der wohl eher ideeller Natur sein dürfte, wurden nicht gemacht.

Der Helm wird im Planegger Archiv einen Ehrenplatz erhalten.

© SZ vom 25.08.2015 / rar - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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