Planegg:Der Urwald von Maria Eich

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Auf acht Hektar rund um die Wallfahrtskirche in Planegg stehen mehr als 50 mächtige, jahrhundertealte Eichen. Ein neues Zonenkonzept soll die Bäume und die dort lebenden seltenen Arten schützen

Von Rainer Rutz, Planegg

Etwa 40 Hektar misst der Klosterwald zwischen Maria Eich und der Ortsgrenze von Gräfelfing, acht Hektar finden sich rund um die beliebte Wallfahrtskirche - und eben diese acht Hektar haben es in sich. Dort stehen mehr als 50 mächtige, jahrhundertealte Eichen, ein Drittel sind bereits abgestorben, viele in schlechtem Zustand. Fachleute der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt München fanden im vergangenen Jahr in den Bäumen weit mehr als 200, teils ausgestorben geglaubte Käferarten, 88 dieser Arten stehen auf der Roten Liste.

Entdeckt wurden zudem seltene Vogelarten und weitere Käfer, von denen - und das wird als Sensation gewertet - acht sogenannte Urwaldreliktarten sind, die in Deutschland nur noch extrem selten vorkommen. Deshalb haben das Landratsamt München, die Gemeinde Planegg, der Verband Bayerischer Staatsforsten und die Erzdiözese München und Freising nun die "Allianz zum Schutz des Klosterwaldes Maria Eich" gegründet.

Am Dienstag wurde in der Klosterkirche eine begleitende Ausstellung eröffnet, im gesamten Gebiet wurden an den Wanderwegen Schautafeln aufgestellt, die die Besucher auf die Bedeutung der Naturschätze hinweisen. Vor allem aber haben die Vertreter der Waldbesitzer und der Forstbetriebe beschlossen, eine umfangreiche Aktion zum Schutz der "spektakulären Funde", wie Pater Mätthaus vom Augustinerorden in Maria Eich sagte, ins Leben zu rufen. Eine Initiative, die "mindestens hundert Jahre über die Generationen hinweg" andauern werde, betonte Landrat Christoph Göbel (CSU).

Wunderbarer Buchenbestand um Maria Eich. Mehr als 50 Baumriesen gibt es in diesem Bereich. (Foto: Robert Haas)

Ziel ist es, möglichst viele der knorrigen Bäume zu retten, neue Bäume anzupflanzen, das Gehölz um die Veteranen herum zu lichten, um Raum und Licht zu schaffen. Einfach ist das nicht, denn die 50 Bäume, um die es letztlich geht, stehen weit verteilt teilweise als Solisten mitten im Wald, oft total eingewachsen von Wildholz und anderen Bäumen. Man wolle Zukunftsbäume schaffen, sagte Michael Wagner von der Unteren Naturschutzbehörde, zu diesem Zweck wurde über die gesamte Fläche hinweg ein Zonenkonzept geschaffen.

In Zone eins stehen jene Bäume, die über eine sehr gute Krone verfügen und sich dynamisch weiterentwickeln sollen. In Zone zwei befinden sich Bäume, deren Kronen zumindest noch ein Restleben aufweisen; das will man fördern und so die Bäume möglichst lange erhalten. Dazu müssen die Kronen allerdings frei in den Himmel ragen können, weshalb andere Bäume in den nächsten Wochen und Monaten geschlagen werden müssen. Die teilweise bis zu 300 Jahren alten Eichen werden dabei jedoch nicht angetastet, beteuert der Forstbeamte. Besucher müssen also die Sägearbeiten, die schon demnächst beginnen werden, nicht fürchten. "Natürlich entsteht das eine oder andere hässliche Loch", sagen Wagner und der Planegger Umweltreferent Richard Richter, der an der ganzen Aktion maßgeblich beteiligt ist. Doch werde man unter anderem wieder mit heimischen jungen Eichen aufholzen.

Bei der Begutachtung des Baumbestands erläutert Michael Wagner vom Landratsamt München das Zonenkonzept. (Foto: Robert Haas)

Die dritte Zone schließlich umfasst die bereits abgestorbenen Bäume oder solche, "die wir in Würde sterben lassen wollen", sagt Michael Wagner, dort wird nichts angetastet. Die gefallenen Bäume bleiben weitgehend im Wald liegen, um der Insektenwelt weiterhin Nahrung und sicheren Unterschlupf zu bieten.

Die Rettungsaktion für die Bäume wird über die nächsten Jahre hinweg fortgeführt. Man müsse dann sehen, wie sich der Bestand entwickelt, sagt der Forstfachmann Michael Wagner vom Landratsamt. Und er ist mit Landrat Christoph Göbel einig: "Das ist eine Aufgabe für die folgenden Generationen."

Die Ausstellung in der Klosterkirche ist bis zum 27. November täglich von 8.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet; der Eintritt ist frei. Von Mitte Januar 2017 an ist die Ausstellung im Planegger Rathaus zu sehen.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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