Pflegeplätze:Geringer Mangel 

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Zwischen Krailling und Tutzing gibt es sogar ein Überangebot. Nur im westlichen Landkreis fehlen Möglichkeiten

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Die Selbständigkeit bis ins hohe Alter zu bewahren, ist der Wunsch vieler Senioren. Nicht immer geht dieser Wunsch aber in Erfüllung. Mit 85 Jahren fängt meist die Gebrechlichkeit an - und damit die Abhängigkeit von Pflegediensten und von Pflegeheimen. Das bestätigen die Leiter von Alten- und Pflegeheimen. Da die Zahl der älteren Menschen im Landkreis Starnberg weiter steigt, rechnet das Starnberger Sozialamt auch mit einer höheren Nachfrage nach Pflegeplätzen. Deshalb hat man sich entschlossen, schon vier Jahre nach der letzten Bedarfsermittlung heuer die weitere künftige Entwicklung bis zum Jahr 2021 zu erfragen. Das Ergebnis: Der Landkreis steht besser da als gedacht. Teilt man ihn, wie bisher, in drei Versorgungszonen ein, fehlen insgesamt 62 Plätze. Bestens gerüstet sind das Würmtal mit Krailling und Gauting und die Gemeinden rund um Starnberg. Dort gibt es sogar ein Überangebot von 27 Plätzen. Unterversorgt sind die westlichen Landkreisgemeinden mit Herrsching und Gilching, wo 120 Plätze fehlen.

Über diese Zahlen informierten der Leiter des Sozialamts, Friedrich Büttner, und Peter Distler-Hohenstatt, Leiter des Teams Persönliche Sozialhilfe, die Kreisräte in der Sitzung des Sozialausschusses am Mittwoch. Wie Distler-Hohenstatt berichtete, ergab die Bestandsaufnahme im Rahmen des seniorenpolitischen Gesamtkonzepts, dass sich 32 Pflegedienste um 2000 Patienten im Landkreis kümmern, mit steigender Tendenz. Dabei wird das Angebot größer. So wird es in der Tagespflege im nächsten Jahr schon 64 Plätze geben, wobei Distler-Hohenstatt den Bedarf bei 77 sieht. In Feldafing und in Gauting bemühe man sich ebenfalls, mehr Angebote zu schaffen. Sein Fazit: "Bei der Tagespflege sind wir auf gutem Weg." Was fehlt, ist die Möglichkeit, für die Nacht einen Platz zu bekommen. Das wäre für die Angehörigen eine Erleichterung, da diese auch einmal Ruhe brauchen. "Wenn Sie sich um einen Menschen rund um die Uhr kümmern müssen, sind Sie nach vier Tagen fertig", drückte sich der Teamleiter deutlich aus.

Trotz des relativ guten Angebots an Pflegeplätzen ist die bisherige Einteilung in drei Versorgungszonen nach Ansicht der beiden Leiter wenig optimal. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn im westlichen Landkreis ein Mangel an Plätzen herrscht, müssen die dortigen Gemeinden entsprechende Möglichkeiten schaffen, obwohl in der Nachbargemeinde, die zu einer anderen Region gehört, genügend vorhanden wären. "Wenn man es so lässt wie bisher, muss man mehr Plätze vorhalten", meinte Kreisrat Andreas Lechermann (CSU), der sich dafür aussprach, die Einteilung aufzulösen und künftig als Versorgungsregion den gesamten Landkreis zu nehmen. Dafür sprachen sich auch die Gautingerin Eva-Maria Klinger (CSU) und die Andechserin Anna Neppel (Freie Wähler) aus. Nur der Gilchinger Peter Unger von den Grünen kritisierte die neue Einteilung. Er befürchtet, dass Investoren nur noch in großen Gemeinden Heime errichten werden, da dort die Nachfrage größer ist als in kleinen Ortschaften. "Die Gemeinden haben dadurch keine Steuerungsmöglichkeit mehr", sagte er.

Auch bei der Vorstellung des Sozialberichts 2015 ging es um Senioren. Sozialamtsleiter Büttner wies darauf hin, dass trotz gleichbleibender Armutsquote im Landkreis die Zahl der älteren Menschen weiter steigt, deren Rente nicht reicht und die deshalb Mittel aus der Grundsicherung erhalten. "Die Altersarmut wächst bei uns", sagte er.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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