Pentenried:Neues Leben in der alten Brennerei

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Kraillings Gemeinderäte begrüßen die Umbaupläne für Gewerbetreibende und Veranstaltungen. Umstritten ist ein Anbau.

Von Carolin Fries, Krailling

Dass der neue Eigentümer der Brennerei in Pentenried das alte und ortsprägende Gebäude erhalten will, hat der Kraillinger Bauausschuss kürzlich ausnahmslos begrüßt. Doch nicht alle Fraktionen zeigten sich begeistert von der Idee eines 300 Quadratmeter großen geplanten Anbaus. Dadurch ginge der Charme der Brennerei verloren, sagte etwa Werner Engl (Grüne). Auch Ute Richter (CSU) sprach von einem "massiven Riegel".

Andreas Krause aus Stockdorf hat das Gebäude Ende vergangenen Jahres gekauft, nachdem er "lange darum gekämpft" habe, wie er betonte. Er habe vor, dort selbst zu wohnen. Doch auch kreatives Arbeiten für Gewerbetreibende soll möglich sein. Zudem soll die Brennerei ein Ort für die Öffentlichkeit werden, in dem Vernissagen und Veranstaltungen möglich sein sollen. Krause sprach von einem "Multi-Konzept", welches er in der Sitzung vorstellte.

Haben viel vor in der Pentenrieder Brennerei: Architekt Cornelius Dier (li.) und Bauherr Andreas Krause. (Foto: Nila Thiel)

Seit sechs Monaten entkernt er das Gebäude, in dem einst aus Kartoffeln Alkohol gebrannt wurde. 40 Tonnen Stahl und Eisen habe er bereits entsorgt sowie 20 Tonnen Holz. Sein Ziel sei es, die Brennerei "in neuem Glanz wiederzubeleben". Um das finanzieren zu können, brauche es den Anbau, welcher deutlich größer ausfällt, als der zuletzt vorhandene Maschinenraum, welcher marode war. Wenn es nach Krause geht, sollen Gewerbetreibende in den Anbau als Mieter einziehen. In der Brennerei will er im Dachgeschoss wohnen, im Erdgeschoss möchte ein Fotograf sein Büro und Atelier einrichten. Zudem will Krause, der als Produktdesigner selbst ein produzierendes Gewerbe unterhält, hier Räume nutzen. Für den Keller hat ein Weinhändler Interesse angemeldet.

Die Visualisierung zeigt links einen Anbau für Gewerbe. (Foto: Andreas Krause)

Als Veranstaltungsraum ist der verbindende Gebäudeteil angedacht, der ehemalige Brennraum mit meterhohen Wänden. Hier will Krause den Kamin integrieren, der den Gebäudekomplex auch von weither als ehemalige Brennerei erkenntlich machen soll. Beraten und unterstützt wird er bei seinen Plänen von Architekt Cornelius Dier aus Gilching. Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) sprach den beiden seine Anerkennung aus. "Eine gewisse Liebhaberei ist klar erkennbar." Auch Ute Richter (CSU) sagte trotz aller Bedenken: "Ich finde den Mut beachtlich." Doch viele Punkte blieben umstritten. So wurde diskutiert, ob der Anbau wirklich sieben Meter hoch sein muss und wo bei einer Veranstaltung die Besucher parken sollen. Auch dass der Eigentümer im Dachgeschoss wohnen wolle, "birgt ein Konfliktpotenzial", so Hans Wechner (CSU). In dem Dorfgebiet, das im Bebauungsplan künftig als Mischgebiet gelten soll, habe der Schutz des bestehenden Gewerbes höchste Priorität. Zugleich gelte es, die Bewohner vor zu viel Lärm zu schützen. Letztlich aber stimmte der Bauausschuss mehrheitlich zu, den Bebauungsplanentwurf nach Krauses Vorstellungen zu überarbeiten.

Der Bereich des ehemaligen Kartoffelkellers, welcher sich östlich der Brennerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet, soll künftig nicht mehr Bestand des Bebauungsplanes sein. Für das Gebäude war ursprünglich ebenfalls eine Mischung aus Gewerbe und Wohnen angedacht, doch noch gibt es weder einen Interessenten noch eine konkrete Planung, das Grundstück ist nach wie vor in Besitz der Brennereigenossenschaft. Haux plädierte dafür, mögliche Gestaltungsideen nicht durch frühzeitige Festlegungen auszuschließen. Stattdessen wolle man offen für diverse Nutzungen bleiben. Unklar ist ebenfalls, wer die Gebäude bauen will, die nördlich der Brennerei eingeplant sind . Die Fläche ist ebenfalls in Genossenschaftshand, das bestehende Wohngebäude steht leer. Möglich würde hier der Bau von zwei Mehrfamilienhäusern mit jeweils sechs Wohneinheiten. Aktuell hat Hilke Jäger vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum die erforderlichen Parkplätze im Westen des Wohnhauses angeordnet, "weil man einen Ort von der Straße aus wahrnimmt", wie sie sagte. Von dort wären die Autos dann nicht zu sehen. Im Gremium aber war man der Meinung, dass die künftigen Bewohner den Sonnenuntergang über unverbaute Landschaft anstatt über Garagendächer hinweg genießen sollten. Deshalb wird überprüft, ob eine Verlagerung möglich ist. Auch der Umweltbericht muss noch angepasst werden, bevor das Gremium abschließend über die Pläne beraten kann.

© SZ vom 22.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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