Neuried:Wir basteln uns einen Platz

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Die Neurieder Ortsmitte soll nach den Wünschen der Bürger umgestaltet werden und ihren trennenden Charakter verlieren. Es gibt vier Vorschläge

Von Johannes Korsche, Neuried

Die Ortsmitte soll lebendiger und das Gewerbe gestärkt werden - das sind die großen Ziele der Neurieder Bürger. Seit Januar läuft der Bürgerbeteiligungsprozess, bei dem die Neurieder für die Neugestaltung der Ortsmitte Ideen einbringen können. Nun wurden in der Aula der Grundschule vier Gestaltungsvorschläge vorgestellt, etwa 70 Bürger waren gekommen, um sich zu informieren.

Zwei Punkte stehen im Vordergrund aller Überlegungen: Die Ortsmitte soll zusammenwachsen. Derzeit trennt die viel befahrene Planegger Straße den nördlichen Teil der Ortsmitte rund ums Rathaus vom südlichen Teil entlang der Gautinger Straße. Und besonders lebhaft diskutierten die Neurieder eine Lösung für den örtlichen Durchgangsverkehr. Die bisherigen Ergebnisse fließen in eine Gemeinderatsklausur ein, die voraussichtlich nach der Sommerpause stattfindet.

Die vorgestellten Pläne waren auf dem Kreativtag im März entstanden und in einer Architektenwerkstatt unter anderem von Martina Schneider vom Stadtplanungsbüro "stadt-raum-planung" fachlich aufgearbeitet worden. "Wir finden in den Vorschlägen viele Qualitäten immer wieder, und trotzdem gibt es eine Bandbreite an Ideen", sagt sie. Vor allem bei der Verbindung des Rathausplatzes und der Gautinger Straße bis zur Dorfkirche Sankt Nikolaus gibt es viele Ansätze. So könne mit einem großzügigen und barrierefreien Ausbau der Neurieder Unterführung ein zweiter Platz entstehen. Schneider gibt zu bedenken: "Welche Breite, welche Farben braucht man, damit die Unterführung angenommen wird?" Zusätzlich wird der Straßenbelag vereinheitlicht, um die beiden Teile des Ortes auch optisch stärker zu verbinden. Ein Plan sieht als Abschluss der Ortskerns einen Biergarten im Bereich der Dorfkirche vor. An einem Platz vor dem Rathaus wünschen sich die Neurieder einen Wochenmarkt, so wie er derzeit vor der Apotheke an der Ecke Planegger Straße und Gautinger Straße stattfindet. "Der Markt ist nicht nur zum Einkaufen, sondern auch als Treffpunkt gedacht", sagt Schneider. Zusätzlich könne man den Bereich der Gautinger Straße in "Neurieder Platz" umbenennen, der mit Bäumen und Bänken ein angenehmes Flair erhalten soll. Um den Ortskern auch für den Autoverkehr deutlich zu kennzeichnen und für den Durchgangsverkehr möglichst unattraktiv zu gestalten, sieht Schneider vor, dass in diesem Bereich die Staatsstraße verengt und die Gautinger Straße verschwenkt wird. Als Beispiel diente der Fischbrunnenplatz in Eggenfelden. Er verbindet Autoverkehr, Parkplätze mit Freischank- und Aufenthaltsflächen. "Denn den Verkehr werden Sie nicht wegbekommen", stellt Schneider klar. Ein Tempolimit von 20 Stundenkilometer auf der Gautinger Straße und eine Tempo-30-Zone vor der Schule an der Staatsstraße könnte jedoch den Durchgangsverkehr umleiten.

Die Bürger diskutierten in der Folge vor allem, welche Rolle der Autoverkehr in der Zukunft einnehmen wird. "Wir reden hier über die eierlegende Wollmilchsau", sagte ein Bürger. Eine lebendige Ortsmitte bedeute zwangsläufig Verkehr. Bei dem Thema erinnerten sich einige Bürger an alte Pläne für einen Ausbau der Südost-Umfahrung. Doch der Verkehrsplaner Till Burkhardt machte klar: "Die halbrunde Südost-Umfahrung ist gestorben."

Auch die Frage nach der Finanzierung und einem Zeitplan der Umgestaltung kam auf. Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) konnte keine eindeutige Antwort geben: "Wir können das erst umsetzen, wenn Geld da ist - es ist momentan nicht da." Insgesamt zeigten sich die Neurieder mit den Ergebnissen zufrieden. Es liegt nun am Gemeinderat, aus den Vorschlägen ein tragfähiges Konzept zu entwickeln.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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