Neuried:Warten auf das Votum der Bürger

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Die Neurieder Gemeinderäte wollen erst nach der Dialog-Runde entscheiden, wie groß der Neubau des Rathauses sein darf

Von Julian Raff, Neuried

Auf Bauvolumen und Projektkosten fürs neue Rathaus und dessen künftige Nachbargebäude wird sich der Gemeinderat erst nach Abschluss des laufenden Bürgerdialogs festlegen, also frühestens im Juli. Entsprechend offen formuliert sind aktuelle Ratsbeschlüsse zu den Zwischenergebnissen einer fünfköpfigen, fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe.

Erste "Pflöcke einschlagen" wollten erklärtermaßen fast alle Räte. Ein Begrenzungszaun für die seit Januar zusammengetragenen Bürgerwünsche sollte daraus aber auf keinen Fall werden. Warum der Arbeitskreis unter "Excel-Gruppe" lief, leuchtete nicht auf Anhieb ein. Der Name wurde aber verständlich, als Dieter Maier (Grüne) das Zahlenmaterial vortrug, mit dem die Immobiliengutachter das gleichnamige Tabellen-Programm gefüttert hatten. Sie wollten so alle Planungsvarianten samt Preis aufzeigen: Die wichtigsten Parameter des Rathaus-Neubaus, Geschossfläche und Baukosten, haben die Experten in einen Mindeststandard und eine realistische Spanne gegliedert. Das Flächen-Minimum liegt demnach bei 1800 Quadratmetern, die wahrscheinliche Bandbreite zwischen 2100 und 3000. Die Unterkante der Baukosten bilden 2000 Euro pro Quadratmeter, wahrscheinlicher sind 2100 bis 2600 Euro. Mit in die Kalkulation gehören außerdem eine neue EDV für 0,4 bis 0,8 Millionen Euro sowie die anteiligen Kosten einer Tiefgarage für Mitarbeiter, Anwohner und Ladenkunden.

Zwischen den Varianten "groß/teuer" und "klein/günstig" tut sich demnach eine Spanne von 10,5 bis 15,1 Millionen Euro auf. Die reine Sparvariante von 6,3 Millionen Euro wäre nur ohne die Tiefgarage fürs Ortsmitten-Ensemble zu haben, was bei einem absoluten Minimum von 150 benötigten Stellplätzen eigentlich ausscheidet. Mindestens so variabel wie die Baukosten fürs Rathaus erscheinen vorerst die Einnahmen aus der Verwertung des restlichen Grundstücks. Der Bereich zwischen Haderner Weg, Münchner und Planegger Straße soll von einem Investor bebaut werden. Je nach Anteil der frei verkauften beziehungsweise genossenschaftlichen Wohnungen schwankt die Renditeprognose zwischen 3,3 und 8,2 Millionen Euro. Ein 50/50-Mix als wahrscheinliche Lösung brächte demnach 5,7 Millionen Euro.

Der Ertrag aus einem Geschäfts- und Bürohaus hängt unterdessen stark vom öffentlich geregelten Anteil an Arztpraxen ab. Bei sechs Praxen wären demnach 8,7 Millionen Euro zu erwarten. Bis auf Bernd Quintenz (Bürgerinitiative Neuried), der auch die Zwischenkalkulation gerne für die Bürger zur Diskussion gestellt hätte, einigten sich die Räte auf sechs Beschlüsse, die den bisherigen Kurs bestätigen: Unter anderem bekräftigt die Gemeinde ihre Absicht, das Rathaus-Grundstück zu behalten. Ein neuer Bebauungsplan soll aber dieses und das benachbarte Investoren-Areal gemeinsam abbilden.

Außerdem soll der endgültigen Festlegung ein Mobilitätskonzept zugrunde liegen. Drei weitere Anträge hat die Arbeitsgruppe bis Juli zurückgestellt. Michael Zimmermann (CSU) befürchtete, der Rat könnte bereits mit den jetzigen Grundsatzbeschlüssen am Bürgerdialog vorbeipreschen, und musste sich von Andreas Dorn (Parteilos/SPD) an seine frühere Skepsis in Sachen Bürgerbeteiligung erinnern lassen. Vor allem die CSU habe lange gefordert, der Gemeinderat möge "endlich in die Puschen kommen", was nun ja ohne voreilige Schritte passiere, so Dorn. In die abschließende Runde geht der Bürgerdialog am 9. Juni. Ein Bürgerforum berät dann über die Ergebnisse des "Kreativtages" vom 12. März. Die Ergebnisse gehen an den Gemeinderat.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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