Neuried:Gegen die Barrieren

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Der Helferkreis "Wir in Neuried" sucht dringend Sprachpaten und Aktive, die beim Fahrradtraining mitmachen

Von Julian Raff, Neuried

Auch wenn vor gut 70 Jahren keine sprachlichen und keine nennenswerten kulturellen Barrieren zu überwinden waren, so bewältigte die Gemeinde nach Kriegsende doch einen Zuzug, der den Begriff "Flüchtlingswelle" in die richtige Dimension setzen kann. Neurieds Zweiter Bürgermeister Markus Crhak (CSU), 1971 als Kind einer aus Mähren geflüchteten Familie geboren, erinnerte beim jüngsten öffentlichen Treffen des Asylhelferkreises "Wir in Neuried" daran, wie das Bauerndorf quasi über Nacht von 450 auf 700 Einwohner gewachsen ist. Und er erinnerte daran, dass dies auch damals nicht ohne Spannungen für alle Beteiligten blieb.

Der Blick in die Geschichte kann nicht schaden - und so sind sich fördernde und aktive Mitglieder des seit einem halben Jahr eigenständigen Vereins ihrer vergleichsweise komfortablen Situation natürlich auch so bewusst. Gut aufgestellt bleiben Gemeindeverwaltung und private Helfer auch, wenn die Ankunftszahlen wieder ansteigen sollten, das Landratsamt knapp 100 Flüchtlinge in der Unterkunft am Maxhofweg unterbringt und die Zahl der Neubewohner von derzeit 22 auf 150 ansteigt. Der Verein mit über 40 Mitgliedern gliedert seine Aktivitäten in die Arbeitskreise Paten, Lernen, Arbeit, Gesundheit, Recht, Freizeit, Sport und Homepage.

Vorstandsmitglied und Anwalt Andreas Porsch hat eine offen und flexibel gehaltene Satzung ausgearbeitet, die diverse nachbarschaftlich-soziale Aktivitäten ermöglicht, falls sich das Thema Flüchtlingshilfe in mittlerer Zukunft doch einmal erledigt haben sollte. Das Treffen mit rund 50 Teilnehmern diente einer ersten öffentlichen Zwischenbilanz ebenso wie der Gewinnung neuer Mitglieder und Helfer. Dringend gefragt sind unter anderem "Sprachpaten", die 14-tägig bis zwei Mal wöchentlich bei der Vorbereitung für Deutschtests helfen, die vor einer Berufsausbildung erforderlich sind. Eine didaktische Ausbildung ist dabei nicht zwingend nötig, es geht vor allem um Lernen durch Konversation. Als Kontakt- Vertrauenspersonen sucht der Verein außerdem Paten für zehn Bewohner einer dezentralen Unterkunft, die demnächst bezogen wird.

Stets willkommen sind außerdem Helfer beim Fahrradtraining, das den Neu-Neuriedern sportliche Betätigung und Mobilität sichert. Zur besseren Vernetzung der Aktivitäten hat der Kreis unlängst eine Internet-Plattform mit geschütztem Zugang eingerichtet. Sachspenden nimmt der Verein nach Absprache an, allerdings keine Möbel, da diese auch in den dezentralen Unterkünften vom Landratsamt gestellt werden.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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