Neues Management-System:Neue Technik hilft im Wiesn-Chaos

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Härtetest am Italiener-Wochenende: Erstmals setzt die DLR auf der Wiesn ein Verkehrsmanagement-System ein, um die Polizei beim Lenken von Besucherströmen zu unterstützen.

Christian Deussing

Das größte Volksfest der Welt ist der erste Härtetest für "Vabene" - ein Verkehrsmanagement-System für Großereignisse und Katastrophen. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben ihr neues Verfahren am Freitag erstmals auf der Wiesn eingesetzt. Sie halfen der Münchner Polizeizentrale dabei, dem schwierigen bis chaotischen An- und Abreiseverkehr beim Oktoberfest zu bewältigen. An dem Projekt sind 20 Experten des DLR in Oberpfaffenhofen beteiligt.

Die Massen strömen zum Oktoberfest . Die Wissenschaftler des DLR haben nun ein neues Verfahren entwickelt, um Prognosen zur Verkehrsentwicklung bei Großereignissen abgeben zu können. (Foto: AFP)

Eine besondere Herausforderung ist der alljährliche Ansturm der Italiener auf die Wiesn wie an diesem Wochenende. Ermittelt wurden zum Beispiel über "Floating Car Data" (FCD) Reisezeiten, die eine Gruppe von Fahrzeugen wie Taxen anhand von GPS-Daten liefern, erläutert eine Sprecherin des DLR-Oberpfaffenhofen. Und: Straßen, über die keine oder zu wenige Informationen vorliegen, könnten per "luftgestütztem Monitoringsystem erfasst werden".

Für die Polizei ist die neue DLR-Technik hochinteressant, um potentielle Engpässe bereits frühzeitig zu erkennen. Vabene helfe "bei der Aufgabe, die großen Besucherströme abzuwickeln", sagt Siegfried Benker, Polizeioberrat im Präsidium München. In dessen Verkehrsleitzentrale unterstützten am Freitag DLR-Wissenschaftler die dortigen Mitarbeiter.

Die Experten lieferten Verkehrsdaten aus rund 4000 Taxen der FCD-Flotte und Messstellen im Großraum München. Daraus konnten die Beamten und Tester Prognosen über die Verkehrsentwicklung in den nächsten 30 Minuten ableiten. Diese Infos ergänzten die Daten der 330 Münchner Verkehrskameras, die nach Angaben des DLR ein Straßennetz von 100 Kilometern überblicken. Damit sei es möglich, Staus frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Mit Simulationen seien "erste gute Erkenntnisse und Erfolgserlebnisse" erzielt worden, sagte am Sonntag DLR-Projektleiter Marc Hohloch aus Berlin. Es gebe aber noch "Entwicklungspotential". Die Forscher wollen mit dem System, das in drei Jahren regelmäßig eingesetzt werden soll, auch Polizei und Rettern helfen, noch schneller durch den Verkehr zu kommen - um beispielsweise Verletzten auf dem Oktoberfest zu helfen, bei Massenschlägereien einzugreifen oder um Hilfsgüter in ein Überschwemmungsgebiet zu liefern. Das DLR-Projekt kostet zirka 15 Millionen Euro, auch der Freistaat ist daran beteiligt.

© SZ vom 27.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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