Nepomuk:Visitez ma Landratsamt

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Von Sukkulenten, Helmen und leeren Aktenordnern.

Von Nepomuk, Starnberg

Fisimatenten. Schönes Wort. Kennt Ihr den Ausdruck Fisimatenten? Das ist sowas wie Sperenzchen, Scherereien und so. Das kommt wohl von dem französischen "Visitez ma tente", mit dem Napoleons Soldaten Frauen in ihr Zelt locken wollten. Naja. Andersrum heißen in Frankreich Oberlichter oder so Klappfenster über der Tür bis heute "Vasistas". Das soll daher kommen, weil die Deutschen bei Visiten im Nachbarland immer gefragt haben: "Was ist das?"

Das jetzt nur am Rande. Aber das kam mir alles jüngst in den Sinn bei einem kleinen nachmittäglichen Streifzug durch die Gänge des Starnberger Landratsamts. Mal gucken, ob die Mitarbeiter von meinem alten Freund, dem Landrat Stefan Frey, dort auch recht fleißig sind. Und da denk' ich mir : "Ach, guck mal an, was ist denn das?" Sind doch durch so ein Oberlicht Stücker sechs weiße Bauhelme zu erspähen, die oben auf einem Regal abgelegt sind. In der Abteilung Gebäudewirtschaft.

Da fragt man sich natürlich schon, was das zu bedeuten hat für den Zustand der Gebäude, die da so bewirtschaftet werden. Da sind ja auch Schulen dabei und Beratungsstellen. Betritt man die am besten nur behelmt, weil jederzeit etwas von oben herabbröseln könnte? Oder sind womöglich die landkreiseigenen Liegenschaften aus Sparsamkeit zum Teil so niedrig, dass man sich den Kopf anhauen könnte? Man weiß es nicht.

Dass die Kreisbehörde in der Weise durchsichtig ist und solche Einblicke überhaupt gewährt, ist allerdings absolut zu begrüßen. Quasi gelebte Transparenz. Es stünden in anderen Amtsstuben bestimmt schon auch sehenswerte Dinge herum, die den meisten Menschen aber verborgen bleiben: harmonische Familienaufnahmen im Ikea-Rahmen, ein Zinnkrügerl hier, ein getöpferter Leguan dort. Bunte Kinderzeichnungen, die den Beschäftigten im öffentlichen Dienst den grauen Alltag im Büro versüßen, in Blumentöpfen und Blähton auch gerne Sukkulenten und Schwiegermutterzungen. Und all die Teller und Bildbände, die stets bei Besuchen und Jubiläen nolens volens als Gastgeschenke entgegenzunehmen sind: Die müssen ja auch alle irgendwo gestapelt sein. Liebe Leut', das wäre doch mal 'ne Aufgabe, solche Büro-Rumstehsel von Andechs bis Zeismering gründlich zu erfassen und als regionale Zeitdokumente zu archivieren.

Bis es aber so weit ist, möchte ich euch noch eine weitere Entdeckung meines Spähzugs durchs Landratsamt nicht vorenthalten: Dutzende Aktenordner. Schon klar, keine Überraschung in einem Amt. Aber: Die sind alle leer! Stehen mit der offenen, verräterischen Rückseite zum Vasistas auf der Gangseite. Und für jeden Besucher ist offenkundig: Da gibt's nichts zu sehen. In der Abteilung Personalwesen. Was das wohl zu bedeuten hat, rätselt noch immer Euer Nepomuk

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