Nepomuk:Rettet das Suppenhuhn!

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Legehennen sollen ihr Gnadenbrot auf privaten Wiesen erhalten, fordert der in Deutschland und Österreich aktive Verein "Rettet das Huhn". (Foto: Imago)

Warum der Wassergeist Nepomuk neuerdings mit dem Gedanken spielt, einen Verein zu gründen - und zwar einen ganz besonderen.

Von eurem Nepomuk, Starnberg

Kennt ihr das? Ihr wart ordentlich im Fasching feiern, jeden Abend, jede Nacht - und jetzt seid ihr krank. Die Nase läuft, der Kopf brummt, der Magen - na ja, der mag auch nicht so, wie er soll. Deshalb folgt bei uns Wassergeistern seit jeher auf den Fasching eine Hühnersuppen-Kur. Mindestens fünf Tage, am besten aber eine Woche lang. Mal mit Pfannkuchen, mal mit Backerbsen, mal mit Buchstabennudeln. Letztere mag ich ganz besonders, weil sich damit so vortrefflich Schimpfwörter im Teller bilden lassen. Aber leider gibt es diese Art Nudeln kaum mehr. Was ich gar nicht verstehe.

Noch weniger verstehe ich aber, dass die Hühnersuppen-Kur heuer bei uns ausfällt. Dabei wäre sie so gesund: Schon die alten Ägypter wussten um die heilende Wirkung dieser Suppe gegen Erkältungen zum Beispiel. Oder Entzündungen. Der jüdische Gelehrte Maimonides behauptete sogar im 12. Jahrhundert, sie sei "gut zur Wiederherstellung gestörten Humors". Gut, das hab' ich gerade gegoogelt, aber ist das nicht großartig? Ich persönlich hab' sofort verstanden, warum die meisten von uns Wassergeistern als Spaßexperten bekannt geworden sind. Also ich zumindest. Deswegen habe ich den kleinen Hinweis, dass mit "Humor" zu Maimonides' Zeiten was anderes gemeint war, nämlich Körpersäfte, geflissentlich ignoriert. Das klingt ja nun auch wirklich wenig spaßig.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Der Sinn für Spaß ist jetzt aber sogar mir vergangen. Die Nepomuka hat nämlich behauptet, ihre Lieblingsbäuerin verkaufe keine Suppenhühner mehr. Stimmt gar nicht. Die Nepomuka ist nur in einem neuen Verein. Noch dazu in einem, den es hier bei uns im Fünfseenland nicht einmal gibt. Dafür aber in vielen anderen Gegenden Deutschlands und in Österreich. "Rettet das Huhn" heißt der. Und der Name ist Programm: Die vermitteln ausgediente Legehennen an Privatleute - allerdings nur unter strengsten Auflagen. Im Winter beispielsweise, so sagen die, sollte man das Federvieh mit warmem, aber nicht zu heißem Tee verwöhnen.

Angeboten werden auf den Vereins-Webseiten auch Hühnerpullis aus Stoff gegen die Kälte. Samt Schnittmuster, sollte man die selbst nähen wollen. Und bricht sich das arme Geflügel ein Bein, ist das nicht so schlimm: Nach der Operation werden dort Hühnerrollstühle verliehen. Gegen 100 Euro Kaution.

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Ihr glaubt mir nicht? Dann schaut doch selbst ins Internet. Die Nepomuka hat es getan. Und jetzt will sie ihre Lieblingsbäuerin davon überzeugen, keine Suppenhühner und Eier mehr zu verkaufen, sondern in Tee, Pullis und Rollstühle für ihre Hühner zu investieren. Oder sie an uns zu vermitteln. Von meinem dezenten Hinweis, dass unsere Domizile am Grunde der Seen nicht so ganz hühnertauglich seien, wollt' sie partout nix wissen. Und von der traditionellen Hühnersuppen-Kur erst recht nicht. Sie meinte, eine Fischsemmel täte es stattdessen doch auch.

Eine Fischsemmel! Ausgerechnet: Ich ess' doch nicht meine Nachbarn! Der Renken-Richard ist ganz blass geworden, als ich ihm die ganze Misere erzählt hab'. Der Saibling-Siegfried und der Waller-Walter auch. Der Karpfen-Karl hat sich die Seeforelle Sarah geschnappt und ist abgehauen. Und Heinrich Hecht redet nur noch vom Auswandern. Klar, dass ich dagegen etwas tun muss. Was? Ich gründe jetzt einfach auch einen Verein. Wie der heißt? Ist doch klar: "Rettet das Suppenhuhn".

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