Nepomuk:Recycling im Wahlkampf

Lesezeit: 2 min

In der Politik werden jetzt nicht mehr nur die alten Sprüche neu aufgewärmt, auch die Plakate werden aufpoliert - und zwar von einer Partei, in der alles möglich scheint

Kolumne von Eurem Nepomuk

Müll vermeiden, Sachen wiederverwenden, Recycling - eine großartige Sache, da bin ich voll dabei. Das kann ja auch richtig meditativ sein. Bin gerade dabei, einen gebrauchten Teebeutel richtig zu sortieren: den Beutelinhalt in die Biotonne, das Lipton-Zettelchen ins Altpapier und die kleine Klammer zum Metall. Gut so. Aber während ich so sortier', kommt mir ein Gedanke: Das Recyceln könnte man doch auch in der Politik viel mehr zum Zuge kommen lassen.

Jetzt wird ja alles gut. Arbeit und Wohlstand für alle, mehr Natur und weniger Verkehr, bessere Verbindungen mit Bus und Bahn und auch mit dem Dings geht es wieder aufwärts. Es ist eine wahre Freude. Doch, doch, das könnt Ihr mir schon glauben, steht doch überall auf den Wahlplakaten von Krailling bis Seeshaupt. Das kommt Euch bekannt vor, liebe Leute? Das stimmt, mir schon auch. Aber nicht nur die Versprechen, sondern auch die Gesichter.

Vorbildlich läuft das Recycling eigentlich bei den Slogans, die schon recht wirksam in die Wiederverwertungskette eingegliedert sind. Bei den Konterfeis der Kandidaten gäbe es da noch Optimierungspotenzial. Man fragt sich doch, ob es wirklich effektiv ist, die Plakate in gut zwei Wochen von den Stellwänden einfach herunterzureißen und wegzuwerfen. Wo bleibt da der Recycling-Gedanke?

Die lokale Politprominenz ist hier gefordert. Martina Neubauer aus Starnberg und Britta Hundesrügge aus Gauting zum Beispiel. Was die nicht schon alles werden wollten: Landrätin, Landtagsabgeordnete, Europaabgeordnete. Da braucht es doch nicht jedes Mal neue Plakate. Die sind doch nach einer Kandidatur noch pfenningguad, wie neu quasi.

Die stets progressiven und allem Neuen aufgeschlossenen Freien Wähler gehen hier mit gutem Beispiel voran. Am Ortsrand von Gauting hängt ein Banner mit dem Landesvorsitzenden, Wirtschaftsminister und Spitzenkandidaten Hubert Aiwanger. Das haben sie auch bei der Landtagswahl schon aufgestellt, hat mir der Direktkandidat Rasso von Rebay aus Weßling erzählt. Und das könnte man doch mit Sicherheit noch mal verwenden und das mehrfach. Aiwanger müsste nur ein wenig achtgeben, dass er in Form bleibt, und dann kann man den sicher noch ein paar mal ein- und ausrollen. Passender Slogan drauf und fertig ist die Laube: unser Mann im Maximilianeum, unsere Stimme in Berlin, in Straßburg (EU-Parlament), in Paris (Unesco) oder in Rom (Vatikan).

So weit für heute mein Vorschlag zum Recycling im Wahlkampf. Eine Frage noch: Weiß jemand, wo die Schnur am Teebeutel hingehört?

© SZ vom 04.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: