Nepomuk:Ohrenschmaus unter Wasser

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Fast jeder der Dampfer auf dem Starnberger See war in dieser Saison schon einmal defekt. (Foto: Nila Thiel)

Warum die Pannenserie der Dampfer auf dem Starnberger See für die Schifffahrt blöd ist, für einen Wassergeist aber die reinste Traum-Saison bedeutet.

Kolumne Von Euerem Nepomuk, Starnberg

Heute wollen wir mal schauen, was von Eurer Schulbildung noch übrig geblieben ist. Ich seid doch sicher recht gebildet? Logo. Hab' ich auch nicht anders erwartet. Mir geht's heute ums Thema Physik. Nein, kommt mir jetzt bitte nicht damit, dass ihr nur auf dem Neusprachlichen Gymnasium wart und von Naturwissenschaften keine Ahnung habt. Das zieht nicht. Die Grundzüge der Physik hat wirklich jeder von euch in der Schule gehabt.

Sowie zum Beispiel: Wasser ist nass. Klar. Und Wasser kommt auf der Erde in drei Aggregatzuständen vor: fest, flüssig und gasförmig. Auch noch klar. Und wenn es sauber ist, kann man es sogar trinken. Soweit sind wir uns einig, oder? Aber jetzt wird's etwas schwieriger: Warum fühlen wir uns im Wasser leichter als an Land? Ich sag's euch. Weil unser Körper zu einem großen Prozentsatz aus Wasser besteht. Darum schwimmt er fast schon von allein. Das hat etwas mit "Dichte" zu tun, also wieder mit Physik. Auch breiten sich Schallwellen im Wasser viel schneller aus als in der Luft. Während das Wasser eigentlich den Schall dämpft, ist tieffrequenter Schall im Wasser sehr weit hörbar - also auch die Motoren von Dampfern.

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Nun, vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich den Sommer im Starnberger See normalerweise furchtbar blöd finde. Natürlich nicht wegen der Touristen auf den Badewiesen. Die stören mich wenig. Die sind ja hauptsächlich am Sonnenbaden. Was mich stört ist der elende Lärm unter Wasser. Denn die ratternden Motoren machen immer einen Riesenlärm. Ein gemütliches Mittagsschläfchen auf dem Seegrund? Kannste normalerweise vergessen.

Aber heuer lief's bisher spitzenmäßig: Die "MS Starnberg" hatte nämlich ein Antriebsproblem, obwohl der erst im Winter erneuert worden war. Folge: Das Schiff konnte nicht auslaufen. Juhu! Bei der "MS Seeshaupt" haperte es an der Kupplung. Aber die war immerhin schon zehn Jahre alt. Das kleine Elektroschiff "Berg", das sonst nur in der Südhälfte herumbraust, war nahe der Roseninsel auf Grund gelaufen und musste repariert werden. Natürlich ist mir die Berg noch die Liebste von allen, schließlich ist sie leise. Und in der vergangenen Woche ist dann noch die "MS Bernried" wegen eines Defekts an der Steuerung ausgefallen. Ja, und ganz zu schweigen von der "MS Bayern": Die ist seit längerer Zeit fahruntauglich. Und wer weiß, ob sie überhaupt jemals noch einmal in See sticht.

Was für Michael Grießer, Chef der Bayerischen Seenschifffahrt, die reinste Pannenflotte ist, die ihm die diesjährige Bilanz wohl sauber verhageln dürfte, ist für mich eine Traum-Saison. Ein wahrer Ohrenschmaus! Ach ja, und jetzt sollte ich dringend mein Mittagsschläfchen einlegen - solang die Lärmschiffe über mir noch schweigen. Gute Träume wünscht sich von Herzen

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