Nepomuk:Dicke Kürbisse und lange grüne Daumen

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Wer zieht den dicksten Flaschenkürbis auf? Der Wettstreit ist eröffnet. (Foto: Virginia Lauterbach/oh)

Warum der Seegeist von Gärtnern und Gemüserekorden beeindruckt ist und jetzt die Lust am Gendern entdeckt hat.

Kolumne von Eurem Nepomuk, Dießen

Liebe Leute, ihr wisst ja, dass mich Verbote erst recht zum Verstoß verlocken. Bisher war ich zwar kein großer Fan von den Versuchen, die deutsche Sprache auf Teufel komm raus zu entmännlichen. Doch seitdem unser großartiger Ministerpräsident Gendern und Sternchen zur Chefsache erklärt und beides quasi aus dem Freistaat verbannt hat, fühle ich mich herausgefordert. Und deshalb werde ich euch heute so konsequent wie möglich als Freund*innen ansprechen. Ich, Nepomuk, lasse mir nichts verbieten - weder von Reaktionären noch von der Redaktion!

Aber eigentlich will ich etwas ganz anderes erzählen. Ihr erinnert euch doch gewiss, wie ich an dieser Stelle vor einem Jahr von der Luffa berichtet habe: Das war diese ägyptische Schwammgurke, die das Landratsamt Landsberg von seinen Bürger*innen auch am Ammersee aussäen ließ, um damit den Verbrauch an Plastikspülschwämmen zu senken. Dazu gab es natürlich auch einen Wettbewerb, wer bis zum Herbst aus den Samen die mächtigste Luffa im Garten heranziehen kann. Die Deutschen lieben es ja, sich zu messen. Es soll aber auch im Landratsamt abfällige Stimmen von Mitarbeiter*innen gegeben haben, die sich etwa über die phallische Form der Früchte mokierten.

Der Nepomuk hat viel zu erzählen. (Foto: Bernd Schifferdecker)

Aber wem war denn nun der größte Luffaschwamm gewachsen, fragt ihr euch bestimmt. Der Herbert Kirsch, der als emeritierter Dießener Bürgermeister jetzt ja viel Zeit für seine großzügige Grünanlage hat, konnte mit einem Eumel von 57 Zentimetern immerhin Platz fünf unter mehr als 230 Gurkenbändiger*Innen belegen. Den längsten grünen Daumen bewies freilich eine Frau aus Fuchstal, deren Luffa es auf stolze 67 Zentimeter brachte.

Das rege Interesse am Wettstreit hat den Landkreis Landsberg veranlasst, auch heuer den gärtnerischen Ehrgeiz seiner Bürger*innen anzustacheln. Für die Neuauflage wurde mit der Kalebasse wieder ein exotisches Gewächs mit afrikanischen Wurzeln ausgewählt, dessen Frucht erinnert aber eher an die Familie Barbapapa als an einen Elefantenpenis. Die Anregung nahmen die Landsberger in ihrem tansanischen Partner-Landkreis Newala auf.

Dort werden die Flaschenkürbisse getrocknet, um etwa als Transport- und Vorratsgefäße zu dienen - allerdings droht die Kalebasse, als Alltagsgegenstand von der Plastikflut davongespült zu werden. In Afrika war man vom Willen zur Nachhaltigkeit am fernen Ammersee so beeindruckt, dass man Holzschnitzkunst als Preise für den Wettbewerb spendieren will.

Tja, da fragt man sich ein bisserl neidisch, warum der Landkreis Starnberg diese feine Idee nicht längst aufgegriffen hat. Doch um welches Gemüse sollten unsere Gärtner*innen wetteifern? Es muss ja auf jeden Fall glänzender, glamouröser und größer sein als das der popeligen Nachbar*innen am anderen Ammerseeufer. Das könnte freilich schwierig werden: Flaschenkürbisse werden bis zu zwei Meter lang.

Bevor wir hier aber noch Äpfeln mit Birnen vergleichen, schenke ich euch lieber einen Spruch, den ich in Herrsching auf einem Schaufenster lesen durfte: "Söder*innen aller Länder, verkleinigt euch!" In diesem Sinne wünsche ich allen großartige Ostern!

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