Nepomuk:Die liebe Verwandtschaft

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Der  Herrschinger Gemeinderat wird immer mehr zum Familienfest

Kolumne von Eurem Nepomuk

Liebe Leut', langsam werd' sogar ich mal trübsinnig. Erst vor Kurzem hab' ich Euch doch von unserem nächstes Familientreffen erzählt. Ihr wisst schon: die Sache mit dem schnöseligen Cousin aus Silicon Valley, dem ich mal so richtig zeigen wollt', wo der Barthel den Most holt, oder besser gesagt: Dass mir sein amerikanisches Superreich schnurzpiepegal ist, weil ich Besseres hab'. Den Starnberger See, die Roseninsel, den Ammersee, den König Ludwig II., die Seeburg und was alles noch. Aber Pfiffkas': Die gesamte Geisterverwandtschaft traut sich wegen Corona nicht aus ihren Reichen raus. So ein Unsinn! Oder habt Ihr schon mal von einem positiv getesteten Wassergeist gehört?

Dabei hätt' ich mich diesmal nicht nur über den Silicon-Cousin gefreut, sondern auch über ein Wiedersehen mit meiner schottischen Tante und ihrem Butler. Das ist immer wie in "Dinner for one", aber live und in Farbe. Dabei, jetzt plaudere ich aus dem Nähkästchen, ist der Butler eigentlich feiner als meine Tante. Der ist sogar adlig, hat aber einen recht dunklen Fleck auf seiner vermeintlich weißen Weste. Der hat mal sein Reich verzockt, irgend so ein "Loch" im A' Ghaidhealtachd, wie wir auf gut Gälisch noch das schottische Hochland bezeichnen. Na ja, und nun gehört das Gewässer meiner Tante. Und jedes Mal, wenn die Verwandtschaft hinter vorgehaltener Hand darüber spricht, muss ich an den Weßlinger See denken. 200 000 Mark hat die Gemeinde dafür vor gut 50 Jahren bezahlt. Auch so ein Unsinn. Der See gehört schon immer nur einem hier, und zwar MIR.

Das hätte ich zumindest meinem Cousin erzählt, dem Silicon-Valley-Yuppie. Aber is ja nich heuer. Also auch kein Familienfest mit allem Getratsche. Schad'. Bleibt mir nur mehr eines: Künftig häufiger nach Herrsching zu gehen. Dort arten die Gemeinderatssitzungen immer mehr zu einem Familientreffen aus. 24 Mitglieder hat das Gremium und einen Bürgermeister, und acht davon sind mittlerweile miteinander verwandt. Da sind die beiden Großcousins Ludwig und Wolfgang Darchinger. Der eine sitzt für die CSU, der andere für die Grünen im Rat. Da ist Christiane Gruber von der Bürgergemeinschaft Herrsching, deren Sohn Leo nun auch im Gremium ist. Und natürlich Valentin Schiller, der Sohn von Bürgermeister Christian Schiller, der die Grünen unterstützt. Und jetzt, ganz neu als Nachrücker, also auch noch Florian Lübeck, der Sohn von CSU-Fraktionssprecher Roland Lübeck. Ist das nicht allerliebst? Ich jedenfalls vergess' da gleich mal meine Trübsinnigkeit und freu' mich auf die nächste Familiensitzung. Schlimmer als bei Wassergeistern kann's da auch nicht werden, glaubt Euer Nepomuk

© SZ vom 26.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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