Nepomuk:Die Letzten werden die Ersten sein

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Wer steht schon gern als einsamer Verlierer da? Landrat Karl Roth jedenfalls nicht

Kolumne von Eurem Nepomuk

Liebe Leute, Ihr wisst ja, dass ich immer wieder mal gerne durch den Landkreis fahre, und so nach dem Rechten schau' und mich dabei ein bisserl erhole. So wie vergangene Woche in Andechs, wo ich kurz in der Kirche vorbeigeschaut und dann etwas länger im Bräustüberl gewallfahrtet habe. Gab ja noch das süffige Winterbier, das eigentlich nur bis Josefi, also bis vergangenen Dienstag, ausgeschenkt werden soll. Aber die Mönche sind ja nicht nur fromm, sondern auch schlaue Köpfe, die rechnen können: Ehe sie den Rest vom süffigen Winterbier wegschütten, haben sie ihn halt ein bisserl länger als Josefi verkauft. Ja, schlaue Köpfe, die mag' ich, und da red' ich jetzt mal ausnahmsweise nicht von mir selber. Und ich mein jetzt auch nicht Schlaumeier, die das ABC rückwärts aufsagen können, oder alle Primzahlen bis 1000 kennen, das ist totes Wissen. Ich rede von Menschen, die zwar wissen, was sie wollen, das aber ganz schnell vergessen, wenn sie sich nicht durchsetzen können.

Wie das geht, hat mein Freund Carlo neulich gezeigt. Er ist ja auch ein schlauer Fuchs, der Roth Karl, der in seinen mehr als zehn Jahren als Landrat natürlich gelernt hat, zu hören, wie das Gras wächst, und zu spüren, woher der Wind weht. War ja mal glühender Anhänger von diesen Drehpropellern, die da an der Autobahn bei Schäftlarn stehen, bis zu viel Gegenwind aus den Gemeinden kam. Also, der Carlo, was sag' ich Euch, geht in seinem vorletzten Amtsjahr, weil er ja lieber auf dem Heiligen Berg Winterbier trinken will, als dröge Sitzungen zu leiten, noch mal so richtig in die Vollen: ein Gymnasium in Herrsching, eine FOS in Starnberg und ein viel schöneres und größeres Landratsamt für seinen Nachfolger - kostet alles krass viel Geld. So 100 Mio. oder so. Da kommt es auf die paar Kröten fürs Gymnasium Tutzing auch nicht mehr an, das meine Freundin Marlene, die Tutzinger Bürgermeisterin Greinwald mein' ich, so gern an den Carlo verscherbeln will - für lau sogar. Weil die armen Tutzinger sich die Schule angeblich nicht mehr leisten können. Ein Wunsch, den Carlo eigentlich nicht erfüllen wollte, aber im Kreisausschuss bahnte es sich gegen ihn an - und wusch, hebt er den Arm bei den Befürwortern. Das ist clever, denn wer steht schon gerne als einsamer Verlierer da. Es grüßt Euch mit einem gewinnenden Lächeln

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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