Naturschutz:Eine Bresche für die Vielfalt

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Die Biotope des Landkreises brauchen viel Pflege. Darum kümmert sich Petra Gansneder vom Landratsamt. Ihre Hauptaufgabe besteht bei den Mooren und Moränenhügeln darin, das Zuwachsen der wertvollen Flächen zu verhindern

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Betriebswirtschaftler würden von einem Synergieeffekt sprechen: Man nehme Waldschafe, setze sie auf einen Moränenhügel und lasse sie fressen. Heraus kommt am Ende ein schönes Biotop.

Mit dieser doch etwas eigenwilligen Methode hat es Petra Gansneder, Landschaftspflegeberaterin des Landkreises, geschafft, einen Moränenhügel bei Monatshausen von lästigen Pflanzen wie den Neophyten zu befreien. "Als Nebeneffekt erhalten wir durch die Schafe noch Wolle und Fleisch", sagte sie am Dienstag im Kreisumweltausschuss bei der Vorstellung des Landschaftspflegeberichts. Da die Waldschafe den Japanknöterich, eine Neophytenart, fressen, konnte diese Pflanze in diesem Bereich zurückgedrängt werden, sodass durch die regelmäßige Beweidung eine wachsende Pflanzenvielfalt zu erkennen ist. Seit 2011 kümmert sich Gansneder um die landkreiseigenen Biotope.

Sie hatte in den vergangenen Jahren gut zu tun. Bei 2,76 Hektar hat sie begonnen, nun sind es 50 Hektar, die sie regelmäßig bearbeiten lässt - entweder mit Maschinen oder, was doch oft der Fall ist, mit der eigenen Hand. Das sind Flächen im Wildmoos bei Gilching, die verbuscht sind und der Renaturierung im Wege stehen, im Leutstettener Moos, die immer mehr zu verwalden drohen, oder das "vernachlässigte Eck" Tutzing mit dem Torfstich bei Kampberg und dem Moorgebiet "Seemoos". Um beim Seemoos eine biotopgerechte Artenvielfalt zu schaffen, musste viel unternommen werden, berichtete sie den Kreisräten. "Es war viel Handarbeit notwendig." Der Grund ist einfach: Solche Gebiete sind schwer zugänglich, viele Büsche und kleine Bäume sind im Laufe der Zeit gewachsen und haben die Vielfalt reduziert, da sie den seltenen Gräsern und Blumen Licht und Nährstoffe entzogen haben.

Das Ergebnis ihrer Arbeit in diesem Bereich ist positiv: Durch das Entfernen der Büsche und Bäume kamen wieder Enzian, Mehlprimeln und Blutwurz hoch. Die Küchenschelle hat sich vermehrt, und bei den Tieren wurden ein paar Kreuzottern und eine seltene Schlingnatter gesichtet. Die angelegten Teiche für die Amphibien brachten zusätzliches Leben ins Seemoos. Ebenfalls viel Arbeit bereitet das Leutstettener Moos, jedenfalls der Teil, den der Landkreis als Biotop bearbeitet. "1997 war dieser Bereich noch waldfrei, dann ist alles immer mehr zugewachsen", schilderte sie die Entwicklung. Somit wurde auch der Lebensraum der Bekassine immer kleiner. In den vergangenen Jahren ließ Gansneder möglichst viele Bäume entfernen und Wassergräben zuschütten. Glück hatte sie auch, denn Luitpold Prinz von Bayern - den Wittelsbachern gehört ein Teil des Mooses - erlaubte ihr, dieses Areal in Pflege zu nehmen und zu entbuschen. Der Moorgelbling, eine seltene Schmetterlingsart, und der Wachtelkönig sind gesichtet und gehört worden, zumindest Letzterer. Überhaupt geht es den Wiesenbrütern im Landkreis etwas besser. Selbst Kiebitze brüten wieder, und zwar im Aubachtal.

Durch das Projekt Alpenflusslandschaften, das vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird, konnte auch das Alpinum aus dem Jahr 1917 in Tutzing restauriert werden. Gezeigt werden dort Alpenpflanzen in ihrem Lebensraum.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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