Nachwuchsmusiker:Die Stunde der Sieger

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Die Gewinner des 54. Regionalwettbewerbs "Jugend musiziert" stellen sich bei einem Konzert in der Starnberger Musikschule vor. Einige Instrumentalisten, Sänger und Ensembles zeigen fast professionelle Leistungen

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Musikwettbewerbe sind nicht unumstritten, weil musikalische Leistung immer individuell ist und nur bedingt objektiv beurteilbar. Gegner fürchten außerdem, dass der Leistungsdruck, der auch die Pädagogen entzweit, die Freude am Musizieren lähmt. Auf der anderen Seite haben Wettbewerbe einen spielerischen Aspekt, der den Sportsgeist in Kindern und Jugendlichen weckt. Zu wissen, wie man gegenüber Gleichaltrigen abschneidet, hilft zudem bei der Orientierung, wenn es um die die Fragen geht: Wo stehe ich? Hat meine Arbeit etwas gebracht?

Die Anspannung im Konzert der ersten Preisträger beim 54. Regionalwettbewerb "Jugend Musiziert" bei den jungen Musikern war enorm, obgleich es im Orlandosaal der Städtischen Musikschule Starnberg nicht mehr darum ging, eine Jury zu überzeugen, als vielmehr darum, das mühsam einstudierte Programm ohne Konkurrenzdruck noch einmal vor Publikum zu präsentieren. Für die Sieger ab Altersstufe II, also beginnend mit dem Jahrgang 2006, ging es auch darum, für die Fortsetzung des Wettbewerbs auf Landesebene in Übung zu bleiben, denn fast alle kamen weiter. Bei den Jüngsten (bis Jahrgang 2007) endet der Wettbewerb auf der Regionalebene.

Überzeugend: das Bläserensemble aus Gräfelfing (Charlotte Schmitt, Michaela Bartmann, Adrian Fritsche und Niklas Werani). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Musikschulleiterin Cornelia Lee-Winser konnte zum Konzertauftakt auch Ehrengäste begrüßen: den Regionalverantwortlichen für den Wettbewerb, Bernhard Huber, Starnbergs Zweiten Bürgermeister Klaus Rieskamp und die Kulturbeauftragte des Landkreises Starnberg, Barbara Beck. Für die jungen Musiker eine hochrangige Anerkennung, die auch der Bedeutung des Wettbewerbs Nachdruck verlieh. Aber dann: Bühne frei für die Musiker, beginnend mit der jüngsten Teilnehmerin Fiona Burtscher (acht Jahre, Gräfelfing) und dem Werk eines Komponisten, der bei keinem Kinder- und Jugendwettbewerb fehlen darf: Dmitri Kabalewsky, der schon Anfängern eine wunderbare Musik an die Hand gab. Dass Musikpädagogik längst das Tonleitern-rauf-und-runter-Leiern hinter sich gelassen hat und den Sinn für Musikalität priorisiert, führten Felix-Theodor Brasch (Gräfelfing) und Roxana Müller (Gilching) vor. Beide traten nicht nur als gewandte Pianisten auf, sondern brillierten auch als Gesangssolisten mit einwandfreier Intonation. Luna Pellegrin (Ottobrunn) überzeugte indes mit präziser Anschlagstechnik und geschmeidiger Geläufigkeit in Klavierstücken von Tschaikowsky (aus "Album für die Jugend" op. 39) und Grieg (aus "Lyrische Stücke" op. 71).

Klavier beherrschte ebenso das Programm der höheren Altersgruppen. So nahm sich Alicia Rings (Grünwald, Jahrgänge 2001/02) Bachs Fantasia aus der Partita a-Moll BWV 827 ohne Pedal vor, differenzierte feinsinnig und reich mit reinen anschlagstechnischen Möglichkeiten. In ihrer Altersgruppe trat auch Felipe Güttler (Holzkirchen) an, der mit "Diferencias sobre la dama de demanda" von Antonio de Cabezón einen feierlich-majestätischen Ausflug in die Renaissance unternahm.

Talentiert: die Pianistin und Sängerin Roxana Müller. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Technisch ragte in dieser Altersgruppe Julia Pauli (Holzkirchen) heraus, die mit Liszts "Un sospiro" die zahlreichen Zuhörer zum Staunen brachte. Präzise und sicher exponierte sie das virtuose Werk absolut transparent und verlor trotz komplexer Wechsel der Hände in der von Arpeggien umspielten Melodielinie nie den Sinn für den Kontext und den weiten Spannungsbogen. Harfenistin Bettine Kuffer (Gilching) stand dem mit ihrer Interpretation des Scherzetto aus "six pièces" von Jacques Ibert in nichts nach. Auch sie drang weit über die rein spieltechnischen Aspekte hinaus in die Materie ein und formte das lyrisch-beschwingte Stück mit klangschöner Dynamik in feinsten Nuancen.

Ensembles waren in diesem Jahr ebenfalls wieder im Wettbewerb. So stellten sich Ferdinand Schickel und Valentin Spatz (Berg) als Violinduo in der Kategorie "Streicher-Ensemble (gleiche Instrumente)" in den Jahrgängen 2005/06 der Konkurrenz. Mit zwei Sätzen aus "Easy Duets" op. 60/3 von Jacques Mazas demonstrierte das Duo vor allem, welch enorme Herausforderung zu einem so frühen Zeitpunkt in der Ausbildung das Zusammenspiel erfordert. Was es bedeutet, im Ensemble zu musizieren, haben die vier Saxophonisten von der Musikschule Gräfelfing in der Kategorie Holzbläser-Ensemble (Jahrgänge 1999/2000) indes längst verinnerlicht. Charlotte Schmitt (Krailling), Michael Bartmann (München), Adrian Fritsche und Niklas Werani (beide Gräfelfing) zauberten Andante und Allegro aus Premièr Quatuor op. 53 von Jean-Baptiste Singelée nicht nur in absolut sauberer Intonation, sondern auch mit austarierter Klangbalance und einfühlsamer Formung. Eine fast professionelle Leistung zeigte auch die etwa gleichartige Sopranistin Georgia Tsonis (Pullach) mit Mozarts Arie "Voi che sapete" aus "Die Hochzeit des Figaro" sowie dem dramatisch-leidenschaftlichen Lied "Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte". Die Aufstellung zum Landeswettbewerb kann sich hören lassen.

© SZ vom 28.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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