Nachhaltigkeit:Wer repariert, der kassiert

Lesezeit: 2 min

Der Awista setzt neue Anreize zur Müllvermeidung, um Umwelt und Ressourcen zu schonen. Die Gebühren bleiben dennoch stabil

Von Michael Berzl, Starnberg

Wer ein kaputtes Elektrogerät zum Reparieren bringt, statt es wegzuwerfen, kann dafür künftig bares Geld kassieren. Das Kommunalunternehmen, das für die Abfallwirtschaft im Landkreis Starnberg (Awista) zuständig ist, belohnt diese Art der Müllvermeidung. Gegen Vorlage einer Rechnung gibt es bis zu 50 Euro, kündigte Awista-Vorstand Christoph Wufka im Anschluss an die letzte Verwaltungsratssitzung in diesem Jahr an. Ein Posten von insgesamt 5000 Euro sei für dieses Belohnungssystem eingeplant, "und ich gehe davon aus, dass wir den Betrag im Lauf des Jahres aufstocken müssen", sagte er.

Mit der Reparaturprämie folgt das Awista dem Vorbild der Stadt Wien und des Freistaats Thüringen, wo dieses Modell bereits praktiziert wird. Es soll ein weiterer Anreiz sein, um Müll zu vermeiden. Ziel sei es, "ein Umdenken herbeizuführen, das Konsumverhalten zu beeinflussen und so die Umwelt und Ressourcen zu schonen." Laut Awista fallen im Landkreis pro Kopf knapp elf Kilogramm Elektroschrott in einem Jahr an; davon sind fast neun Kilogramm Klein- und Großgeräte.

Bisher produziert jeder Landkreisbürger rein statistisch etwa 113 Kilogramm Restmüll, der zu in einer Müllverbrennungsanlage in Augsburg gebracht wird. Insgesamt landeten etwa 15 500 Tonnen in der grauen Tonne. Bei der Entsorgung ist das die teuerste Kategorie von Abfall, wie Wufka erläuterte. Je weniger davon anfällt, desto besser ist das für die Bilanz - und damit auch für die Gebührenzahler.

Die wohl wichtigste Nachricht für die Landkreisbürger aber lautet: Die Müllabfuhr wird im nächsten Jahr nicht teurer. Nach der ersten Erhöhung nach langer Zeit im vergangenen Jahr um sechs Prozent bleiben die Gebühren vorerst unverändert. Damit kostet zum Beispiel die kleinste graue Restmüll-Tonne mit einem Volumen von 60 Liter, die von vielen Haushalten genutzt wird, weiterhin 148,20 Euro pro Jahr. Zu den stabilen Tarifen sagte Vorstand Wufka: "Da sind wir sehr stolz darauf, da haben wir gut gewirtschaftet." Durch gute Mülltrennung hätten aber auch die Bürger dazu beigetragen.

Einen weiteren Beitrag haben aber auch Verkaufserlöse geleistet, denn es gibt durchaus Abfälle, mit denen sich Geld verdienen lässt. Papier und Schrott zum Beispiel. Metall ist gerade weltweit ein begehrtes Material, was sich nach dem Marktgesetz von Angebot und Nachfrage natürlich auf den Preis auswirkt. Das gilt ebenso für die eingesammelten Zeitungen und Kartonagen: Papier ist knapp und entsprechend wertvoll. Was Verlage gerade schmerzhaft zu spüren bekommen, ist lukrativ für Abfallversorger. Innerhalb von zwei Jahren sei bei Papier und Metall ein Anstieg von bis zu 200 Prozent zu verzeichnen gewesen, heißt es in den Unterlagen für die Verwaltungsräte.

Wenn auch die Gebühren insgesamt unverändert bleiben, gibt es doch im Detail einige Änderungen, die der Verwaltungsrat am vergangenen Freitag beschlossen hat. So gilt etwa beim Austausch von Mülltonnen künftig das "Verursacherprinzip", wie Wufka sagte. Wenn zum Beispiel eine Familie, die Nachwuchs bekommt, auf eine größere Tonne umstellen will, muss sie diesen Aufwand selbst bezahlen. Pro Anfahrt werden dann je nach Behälter 20 oder 30 Euro veranschlagt.

Weitere Änderungen: Die Expressleerung außerhalb des regulären Turnus wird etwas teurer, die Müllentsorgung bei Veranstaltungen dagegen etwas billiger. Ein Novum gibt es bei der Entsorgung: Styropor darf künftig in den gelben Plastiksack, in dem auch Verpackungsmüll oder Verpackungen mit dem grünen Punkt gesammelt werden, und muss nicht mehr separat zum Wertstoffhof gebracht werden.

Die ersten Erfahrungen mit dem heuer neu eingeführten "Big Bag", einem großen Sack für einen Kubikmeter Gartenabfälle, der zum Preis von 39 Euro abgeholt wird, nannte Wufka "ein bisschen ernüchternd". Die wenigen, die diesen Service in Anspruch nahmen, seien aber begeistert gewesen. Seit für das Angebot geworben werde, laufe es zwar etwas besser. "Die Sache muss sich erst etablieren", glaubt der Awista-Vorstand.

© SZ vom 21.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: