Nachgefragt:"Wir nehmen Richtern Arbeit ab"

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(Foto: Nila Thiel)

Anna Unsleber ist Bayerns beste Rechtspflegerin

Interview von Boris Messing, Starnberg

84 Studenten haben in diesem Jahr die Hochschule für den öffentlichen Dienst in Starnberg im Fachbereich Rechtspflege absolviert. Kürzlich bekamen sie von Rektorin Claudia Capitano und Justizminister Winfried Bausback in der Schlossberghalle in Starnberg ihre Diplomurkunden überreicht. Die 21-Jährige Anna Unsleber ist die Jahrgangsbeste. Die SZ sprach mit ihr über ein Berufsbild, mit dem viele Menschen im Lauf ihres Lebens einmal konfrontiert werden und dennoch meist wenig darüber wissen.

SZ: Was macht so ein Rechtspfleger eigentlich?

Anna Unsleber: Das ist sehr verschieden, je nachdem, in welcher Abteilung man arbeitet. Im Nachlassgericht ermittelt man beispielsweise die Erben und stellt Erbscheine aus; bei Zwangsversteigerungen versteigert man die Grundstücke der Betroffenen. Im Großen und Ganzen nehmen wir den Richtern Arbeit ab. Vollwertige Juristen sind wir aber nicht.

Was hat Sie dazu bewogen, Rechtspflegerin zu werden?

Oh, ich bin da irgendwie reingerutscht. Ich habe zuerst den Beamtentest im Finanzamt gemacht, dann hat es mich aber über Umwege zu den Rechtspflegern verschlagen. Der Beruf ist ja recht unbekannt.

Rechtspflege klingt erst einmal recht trocken.

Ja, das stimmt schon, man ist sehr viel im Büro. Aber bei der Staatsanwaltschaft, bei der ich jetzt anfange zu arbeiten, kommt man auch viel mit Klienten in Kontakt. Das Studium der Rechtspflege ist dual angelegt, man hat also schon während des Studiums die Möglichkeit zu sehen, welche Abteilungen einem zusagen und welche nicht. Im Grundbuchamt sieht's eher mau aus, da ist man ziemlich alleine.

Mittlerweile gibt es mehr Frauen als Männer, die Jura studieren. Wie war das Verhältnis von Männern und Frauen bei Ihnen im Studium?

Es gab viel mehr Frauen als Männer. Geschätzt würde ich sagen, dass 80 Prozent der Absolventen Frauen sind. Von 17 Jahren bis Mitte Vierzig war alles dabei. Viele kamen von der Bundeswehr als Quereinsteiger dazu.

Und was verdient man als Rechtspflegerin?

Am Anfang werden wir nach dem A-9-Gehaltstarif bezahlt, das sind etwa 2200 Euro netto. Mit den Jahren wird es mehr.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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