Nach sechs schwierigen Jahren:Steinebacher Bahnhof steht zum Verkauf

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  • Nach sechs Jahren wollen sich Hermann Schweigert und seine Frau Dietlind von Laßberg von dem denkmalgeschützten Gebäude trennen.
  • Sie haben den Bahnhof aufwendig restauriert und als Kulturstätte ausgebaut - doch die Wörthseer nahmen das Angebot kaum an.
  • Kaufinteressenten gibt es bereits, die künftige Nutzung ist offen.

Von Christine Setzwein, Wörthsee

2418 Quadratmeter Grundstücksfläche, 628 Quadratmeter Gebäudefläche, 143 Quadratmeter Gastraumfläche, 18 Parkplätze. Das sind die nackten Zahlen, die das Objekt beschreiben. Tatsächlich aber handelt es sich beim alten Steinebacher Bahnhof um ein historisches Schmuckstück. Dazu gemacht haben ihn Hermann Schweigert und seine Frau Dietlind von Laßberg, als sie das denkmalgeschützte Gebäude 2011 gekauft und aufwendig renoviert haben. Sechs Jahre später steht der Bahnhof nun zum Verkauf. "Ich habe keine Lust mehr, den Kasperl zu spielen", sagt Schweigert.

Schweigert ist verbittert. So viel hatten er und seine Frau vor mit dem "Alten Bahnhof Steinebach", wie sie die Gaststätte nach der Wiederöffnung nannten. Kultur und Kulinarik hieß das Motto, der Bahnhof sollte ein Schmuckstück für die Gemeinde und ein Wohnzimmer für junges, aber auch reiferes Publikum werden. Etwa 250 000 Euro, "richtig viel Geld", hat das Ehepaar in die Sanierung investiert. Im Gastraum haben 85 Gäste Platz, im Biergarten noch einmal so viel.

Doch die Wörthseer nahmen das Angebot nicht so wahr, wie es sich die neuen Besitzer vorgestellt hatten. "Bei Konzerten mit 120 Gästen waren vielleicht fünf Wörthseer dabei", sagt Schweigert. Auch die Suche nach einem Wirt blieb erfolglos. "Bei keinem hatten wir ein gutes Gefühl." Die Entscheidung, die Gaststätte nicht zu verpachten, hält er heute für richtig. "Sonst wäre das Gebäude nicht mehr in diesem guten Zustand", ist er überzeugt. 2015 zog das Ehepaar, das im Hauptberuf ein Immobilien- und Consulting Büro betreibt und abends am Tresen stand, die Reißleine und stellte den Gastronomiebetrieb ein. Seitdem wird nur noch zu Konzerten, privaten Geburtstags-, Hochzeits- und Firmenfeiern geöffnet. Tango-Abende und Trommelunterricht finden noch statt. Die zwei Wohnungen im Ober- und Dachgeschoss sind vermietet. Im kleinen Nebengebäude mit dem verwunschenen Garten befindet sich eine homöopathische Praxis.

Vor einem Jahr habe es ein Gespräch mit der Bürgermeisterin und Wörthsees Gemeinderat gegeben, wie es den weitergehen könne mit dem Lokal. Schweigert: "Das war nett, aber passiert ist nichts", und gehört habe er seither auch nichts mehr. Ort und Rathaus interessierten sich nicht dafür, jetzt habe er keine Lust mehr, den Leuten nachzulaufen. Für ihn "bricht die Kultur zusammen in Wörthsee". Doch mit Kultur verdiene man nichts, und die Gastroszene werde auch immer schwieriger.

Verkaufen müsse er aber nicht, sagt Schweigert. Die Online-Anzeige sei ein "Versuchsballon". Es gebe bereits ernsthafte Angebote, sogar ein "sehr gutes". Über den Preis gibt es keine Angaben. Ob das in den Jahren 1903/04 erbaute Gebäude nach einem Verkauf Gastronomiebetrieb bleibt, ist nicht sicher. Laut Schweigert könnte der neue Besitzer eine Nutzungsänderung beantragen, für ein "hippes Büro" zum Beispiel, oder für einen Laden.

"Wir waren etwas blauäugig", räumt Schweigert heute ein. Aber Kulturveranstaltungen, Normalbetrieb und private Feiern waren offenbar nicht unter einen Hut zu bringen.

© SZ vom 26.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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