Musik:Mal festlich, mal zauberhaft

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Von der Barockmusik bis hin zur Romantik: In der evangelischen Christuskirche Tutzing präsentieren die Trompeterin Olivia Kunert und der Organist Robert Kutsche den Zuhörern ihr Können. (Foto: Georgine Treybal)

Olivia Kunert und Robert Kutsche konzertieren in der Tutzinger Christuskirche und präsentieren den Zuhörern abwechselnd Duos und Orgelsoli

Von Reinhard Palmer, Tutzing

Die Besucherzahl des Konzerts ließ schon sehr zu wünschen übrig. Jetzt ist die evangelische Christuskirche in Tutzing nach der Umgestaltung 2016 endlich hell und freundlich, auf alle Fälle einladend, auch wenn es sich hierbei über Geschmack trefflich streiten ließe. Mehr Konzertbesucher lockt der Raum jedenfalls nicht herbei. Andererseits waren die beiden Musiker, die hier auf Spendenbasis konzertierten, weder namhafte noch renommierte Solisten. Das Wirken von Olivia Kunert (Trompete) und Robert Kutsche (Orgel) bewegt sich bis dato vor allem im gottesdienstlichen wie kirchenkonzertanten Bereich. Kutsche, der bis vor kurzem noch in einer Pariser Kirche tätig war, hatte eventuell hierzulande noch keine Gelegenheit, sich einen Namen zu machen. Die Orgel in der Tutzinger Christuskirche ist zwar eher ein bescheidenes Konzertinstrument, doch ausreichend, um Kutsches beachtliche Potenziale aufzuzeigen, die allerdings nicht gerade im Fach der freien Improvisation liegen. Die erinnerte mit ihrer einfachen Folge von pulsierenden Akkorden und einer schlichten Melodie an ein popartiges Lied. Die dramaturgische Anlage zeugte dennoch von einer klaren Vorstellung des Spannungsaufbaus.

Das Programm sah abwechselnd Duos und Orgelsoli vor, wobei es insgesamt aus einer Reihe kleiner Stücke bestand, die nicht gerade häufig in Konzerten zu hören sind. Perlen der Musikliteratur von bescheidenen Dimensionen. So etwa für Orgelsolo liturgisch grundierte Stücke von François Couperin ("Primier Kyrie", "Couplet Sanctus", "Dialogue sur les grandes jeux"), die Kutsche zwischen sanglicher Festlichkeit, melancholischem Sinnieren und strahlender Fulminanz feinsinnig ausdifferenzierte. Mutiger indes in "Litanies" vom zeitgemäß komponierenden Jehan Alain, der 1940 mit nur 29 Jahren an der Front fiel. Von süßlichen Klängen beherrscht ertönte hingegen "Andante grazioso" des Briten Henry Smart aus dem 19. Jahrhundert.

Aus der Verbindung von Trompete und Orgel geht im Grunde per se ein festlich-feierlicher Klangkörper hervor. Vor allem Händels Stücke aus der Feuerwerksmusik (Ouverture) sowie Wassermusik (Allegro und March) gaben Kunert und Kutsche die Gelegenheit, das barocke Schillern in reicher Farbigkeit üppig auszukosten. Doch Kunert war nicht mit fetzigem Schmetterblech angetreten, sondern eher mit weiblicher Empfindsamkeit, die für die Interpretationen entscheidend sein sollte, wenn auch nicht immer mit sicherer Tonbildung umgesetzt. Ob nun die Sonata in D des Händel-Zeitgenossen Leonardo Vinci, Vivaldis getragene Melancholie der "Aria da una Cantata" oder die vergnügte Gavotte in D des Belgiers François-Joseph Gossec: Dem Duo ging es um klare Charakterisierung der werkimmanenten Eigenheiten. Besonders reizvoll dabei die leichten, spritzigen Sätze des Italieners Vinci, die eine vergnügliche Note ins Programm brachten. Zauberhaft indes das filigrane Hüpftänzchen Gossecs. Eine Rarität folgte noch in der Zugabe: Prélude im alten Stil für Orgel des US-amerikanischen Komponisten und Orgelvirtuosen Gordon Young.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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