Museum Starnberger See:Leiterin kündigt überraschend

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Nach sechs Jahren in der Kreisstadt Starnberg wechselt die 52-jährige Sibylle Küttner ans Gartenbaumuseum in Erfurt. Sie erhofft sich bei ihrem neuen Arbeitgeber mehr Unabhängigkeit.

Von Katja Sebald, Starnberg

Das Museum Starnberger See braucht wieder einmal eine neue Leiterin: Sibylle Küttner wechselt zum Jahresende als Museumskuratorin ans Deutsche Gartenbaumuseum in Erfurt. Sie wolle sich noch einmal einer neuen Herausforderung stellen, gibt die 52-Jährige als Grund für ihre Kündigung nach sechs Jahren in Starnberg an: "Ich habe das Gefühl, dass ich hier ausgelernt habe und dass nicht viel Neues nachkommen würde."

Sie habe "eine fantastische neue Stelle" gefunden, sagt Küttner. Das Thema Gartenbau sei zwar völlig neu für sie, das Museum habe aber explizit eine Historikerin mit Museumserfahrung gesucht. In Erfurt werde sie auch näher bei ihrer Tochter leben, die in Göttingen studiert. Außerdem komme sie selbst ursprünglich aus Hessen und habe dort noch Familie. "Zwischen Hessen und Thüringen gibt es viele Gemeinsamkeiten", ergänzt sie. Und schon immer habe sie "im Osten" arbeiten wollen: "Ich finde die Geschichte sehr spannend, und ich war als Kind oft zu Besuch in der DDR."

Wechsel an der Spitze: Das Museum Starnberger See braucht wieder einmal eine neue Leitung. (Foto: Arlet Ulfers)

Vor allem mit der Sozialgeschichte hatte Küttner auch in Starnberg ihr Thema gefunden: Unter dem Titel "Kaiser, König, Bettelmann" hatte sie mehrmals Seminare für die Münchner Volkshochschule angeboten und den Teilnehmern auch im Museum gezeigt, wie der Münchner Hof über die Jahrhunderte das Leben der Fischer und Bauern prägte, wie es nach den prunkvollen Seefesten für die kleinen Leute weiterging und wie Umland und See bewirtschaftet wurden, bevor ihn die Münchner Schickeria in den 1970er Jahren für sich entdeckte. Gerne hätte sie diese Aspekte auch in einer neu konzipierten Dauerausstellung im Museum sichtbar gemacht. Dieses Projekt, das schon unter ihrer Vorgängerin auf den Weg gebracht werden sollte, konnte auch sie nicht realisieren: "Aus Kapazitätsgründen", sagt sie. Es gebe außer ihrer eigenen Stelle nur eine einzige Vollzeitstelle für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, und die sei im Moment noch befristet und laufe 2019 aus.

Ein voller Erfolg seien jedoch die jährlich drei Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen gewesen. "Es war wichtig, das Museum damit erst einmal für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar zu machen", sagt sie. Das Haus, das aus dem ehemaligen Heimatmuseum hervorgegangen ist, hatte 2008 einen vom Münchner Architekturbüro Guggenbichler & Netzer geplanten, spektakulären modernen Anbau bekommen, der jedoch in Starnberg umstritten war und nachträglich zumindest im Inneren "unsichtbar" gemacht wurde. 2010 hatte man 8000 Besucher gezählt. Für 2018 schätzt Küttner, dass die Zahl erstmals auf 9000 ansteigen könnte. Besonders viele Besucher habe man vor zwei Jahren mit der Ausstellung "Faszination Miniaturwelten" über Modelleisenbahnen und Puppenstuben angezogen. Auch die Ausstellung über die Starnberger Künstlerin Johanna Schütz-Wolff und die Dokumentation über Boote und Bootsbauer sei sehr gut angekommen, ebenso die gerade zu Ende gegangene Schau über König Ludwig III.: "Viele private Leihgeber haben sich gemeldet, das war eine tolle Erfahrung, die mir gezeigt hat, wie viel Freude die Arbeit in einer Kleinstadt bereiten kann."

Überhaupt habe sie sich von der Bevölkerung in Starnberg gut aufgenommen gefühlt und vom Freundeskreis des Musuems Unterstützung bekommen. Die Stadtverwaltung habe ihr bei der Gestaltung des Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramms alle Freiheiten gewährt, sagt Küttner rückblickend: "Ich bin am besten, wenn ich selbständig arbeiten kann." Ihr neuer Arbeitgeber sei eine Stiftung: "Das bringt mehr Unabhängigkeit, das liegt mir." Zwei Ausstellungen wird Küttner in Starnberg noch eröffnen, bevor sie sich nach Erfurt verabschiedet: Im November beginnt die "Revolution in Provinz", von Dezember an sind Marionetten aus einer privaten Sammlung zu sehen.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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