Münsing:Zu groß für den See?

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Die Kritik an den Plänen und der Konter des Bürgermeisters

Von Benjamin Engel, Münsing

Schon auf der Jahresversammlung des Ostuferschutzverbandes im Juli hatte Beirat Gustav Neumeister gegen das geplante Seniorenwohnstift in Ambach gewettert. Das Vorhaben bezeichnete er als "Luxuswohnanlage im Außenbereich", gegen die man sich wehren müsse. Eine ähnliche Formulierung findet sich nun in dem offenen Brief, den der Rechtsanwalt und Mitglieder des OSV-Vorstands unterschrieben haben - außer dessen Vorsitzende Ursula Scriba.

Das aktuelle Schreiben richtet sich an den Münsinger Bürgermeister sowie den Gemeinderat. Darin kritisieren die Unterzeichner die beiden Architektenentwürfe für das geplante Seniorenwohnstift als überdimensioniert. Auf dem Areal der früheren Wiedemann-Kurklinik in Ambach wollen die Planer 80 Wohnungen plus Schwimmbad, Veranstaltungssaal und Tagespflege errichten. Das, so heißt es im Schreiben, sei in dieser Größenordnung einzigartig am Ostufer des Starnberger Sees. Die Zielsetzung des Rahmenplans, zum Schutz des Seeufers keine neuen baulichen Fremdkörper zuzulassen, werde so zur Makulatur. Daher werden die Gemeinderäte in dem Brief aufgefordert, das Bauvolumen und die Wohnungsanzahl massiv zu reduzieren, sollten sie den Wünschen der Planer folgen.

Gleichzeitig wird das geplante Seniorenwohnstift infrage gestellt. "Warum ist es überhaupt erforderlich, einen Bebauungsplan nach Wünschen des Investors aufzustellen?", fragen die Unterzeichner. Sie argumentieren mit dem ebenfalls existenten Baurecht für eine Klinik, die verwirklicht werden könnte. Die Gemeinde müsse erklären, warum sie den Bau einer "Luxuswohnanlage" der Wiederaufnahme eines Krankenhausbetriebs vorziehe. Der Wunsch des Investors sei dafür nicht ausreichend, weil der Gemeinderat dem Gemeinwohl verpflichtet sei.

Diesen Vorwürfen widerspricht Bürgermeister Michael Grasl (FW) in einer Stellungnahme. Wie er schreibt, seien Anlagen dieser Größenordnung nicht einzigartig am Seeufer, was etwa Hotels, Akademien oder Museen zeigten. "Der Begriff ,Luxuswohnanlage' rückt die Arbeit des KWA in ein falsches Licht und geht völlig ins Leere", schreibt er. Eine wie von den Planern angestrebte Betreuungseinrichtung für Senioren sei damit nicht vergleichbar. Das KWA gehöre deutschlandweit zu den führenden Häusern in den Bereichen Pflege und Geriatrie.

Sollte die Wohnungszahl massiv reduziert werden, würden die Preise in der Einrichtung laut Grasl ebenfalls stark steigen. Mehr Bewohner als zu Zeiten des Wiedemann-Santoriums werde es dort nicht geben. Damals hätten solvente Kurgäste sogar private Zimmer in der Umgebung gemietet. Die Kommune diene dem Gemeinwohl auch, indem sie Arbeitsplätze im Ort schaffe, und weil die Bevölkerung den Saal und die Tagespflege der Einrichtung auch nutzen könne. Ein Wohnstift öffne sich nach außen, biete kulturelle und gesundheitsfördernde Angebote. Eine Klinik müsse einen tatsächlichen Bedarf erst nachweisen. Die Gemeinde werde ihre Belange in einem städtebaulichen Vertrag regeln und durchsetzen.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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