Münsing:"Wir sind in der Schwebe"

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Münsing sucht nach einem neuen Anlegesteg für Passagierschiffe in Ammerland. Doch das gestaltet sich schwierig. Es gibt kaum öffentliche Flächen - und die Chancen, das Bauwerk auf Privatgrund zu realisieren, stehen schlecht

Von Benjamin Engel, Münsing

In der derzeitigen Winterpause ruht die öffentliche Passagierschifffahrt auf dem Starnberger See. Doch die Kommune Münsing arbeitet weiter daran, einen Ersatzstandort für den abgebauten Dampfersteg in Ammerland zu finden. Noch im November will Bürgermeister Michael Grasl (FW) einen runden Tisch mit der Bayerischen Seenschifffahrt und Fachbehörden organisieren. "Wir prüfen andere Standorte", berichtet der Bürgermeister. "Das wird aber schwierig." Denn in Ammerland gebe es kaum öffentliche Flächen, auf denen sich ein neuer Steg realisieren lasse. Wenig realistisch erscheine es, dass Privatleute Grundstücke anböten. "Wir sind in der Schwebe", sagt Grasl.

Zumindest 2019 wird wohl kein öffentlicher Passagierdampfer in Ammerland anlegen. Die Bayerische Seenschifffahrt hat den jetzigen Holzsteg direkt neben dem Hotel am See abbauen lassen. Die Konstruktion war so in die Jahre gekommen, dass sie nicht mehr repariert werden konnte. Ein erforderlicher Neubau mit einer Unterkonstruktion aus Metall würde 100 000 bis 120 000 Euro kosten. Das erschien der Seenschifffahrt zu kostspielig. Denn der Anleger hätte wohl nur noch ein bis maximal zwei Jahre betrieben werden können.

In Ammerland hat die Seenschifffahrt für den Zugang zum Steg einen kurzfristig kündbaren Vertrag mit Hotelier Sailer geschlossen. Wollen die Passagiere nämlich bei den Dampfern ein- und aussteigen, müssen sie über dessen Privatgrund gehen. Jetzt habe der Hotelier die Regelung nur noch maximal bis zur übernächsten Saison verlängern wollen, schildert Seenschifffahrts-Geschäftsführer Michael Grießer. So lohne sich aber ein teurer Neubau für den Steg nicht mehr. Gemeinsam mit der Kommune arbeite man daran, nach einem Ersatzstandort in Ammerland zu suchen. Die Seenschifffahrt wollen einen Halt in Ammerland weiterbetreiben, auch wenn dort nur etwa 1,5 Prozent aller Gäste zu- und aussteigen.

Mit der Entwicklung ist Münsings Bürgermeister Grasl unglücklich. Weil der Zugang zum Steg über Privatgrund führe, seien der Kommune die Hände gebunden, sagt er. Als Verwaltungschef halte er den Anleger für einen wichtigen Teil Ammerlands. Von dort gebe es eine direkte Querverbindung über den See. Für das Ostufer sei der Standort bedeutend. "Auch historisch gesehen war der Steg ein Tor zur Region, noch bevor es Bus und Bahn gab", schreibt Münsings Bürgermeister in einer Stellungnahme. Mit dem Schiff seien Oberschüler oder Pendler nach Starnberg gefahren. Darum habe sich die Gemeinde stets für den Standort eingesetzt.

Vor allzu schnellen Urteilen über den Hotelier warnt Grasl. "Es ist das gute Recht jedes Grundstückseigentümers, mit seinem anvertrauten Grund auch nach Generationen anders zu verfahren wie bisher", teilt er mit. Ergänzten sich Steg und benachbarte Infrastruktur - mit Gaststätten, Biergarten oder Kiosk - am See, spricht der Bürgermeister von Win-win-Situationen. Allerdings lasse sich das so einfach kaum auf Ammerland übertragen. Dort gebe es keine öffentlich zugänglichen Sehenswürdigkeiten. Das unterscheide Ammerland von anderen Orten rund um den Starnberger See. Starnberg habe etwa das Museum oder die Promenade. In Berg stehe der Schlosspark mit der Votivkapelle von Ludwig II. für Besucher offen.

Zudem sieht Grasl ein geändertes Freizeitverhalten der Ausflügler. Manche Dampfer-Passagiere wollten am Steg für ein Getränk oder Eis nur kurz aussteigen. Der Gastwirt verdiene dann wenig. Das Verhältnis zwischen der Seenschifffahrt und dem Hotelier aber war auch früher schon kompliziert. Vor zwölf Jahren stand der Zugang zum Steg schon einmal zur Debatte. Damals war eine Grunddienstbarkeit ausgelaufen, welche die Eltern von Sailer der Seenschifffahrt gewährt hatten. Der Hotelier verhandelte über eine Pacht. Gegen eine "kleine Entschädigung" einigten sich die Vertragsparteien.

Im Frühjahr 2016 musste der Maibaum vom Privatgrundstück des Hotelinhabers weichen. Sailer hatte das mit Haftungsfragen begründet. Der örtliche Burschenverein fand einen Ersatzstandort bei der Ammerlander Kirche am Elzerberg. Die Kommune hatte auch die Bushaltestelle vom Privatgrund des Hoteliers auf die gegenüberliegende Straßenseite verlegen lassen. "Genauso wird aktuell der Versuch unternommen, einen Stegstandort zu finden", schildert Grasl. Wegen der vielfältigen Interessen von Privatbesitzern bis hin zu Bade- und Bojenplätzen sei das herausfordernd.

Unterdessen will sich Sailer in absehbarer Zeit offenbar als Hotelier zur Ruhe setzen. Über seine Pläne mit der Immobilie schweigt er aber.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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