Münsing:Weiher ohne Wasser

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Gewässer in Degerndorf soll ausgebaggert werden

Von Benjamin Engel, Münsing

Die Debatten über einen effektiven Hochwasserschutz für Degerndorf dauern schon fast zehn Jahre an - doch eine Lösung wird es so schnell nicht geben. Denn die Eigentümer am Sonderhamer Weiher sperren sich gegen die vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim favorisierte Variante: einen Damm an der engsten Stelle quer über das Gewässer zu bauen. Jetzt muss die Kommune Alternativen prüfen. Im Ort kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Die Wasserqualität im Degerndorfer Weiher ist schlecht. Deshalb will die Kommune das Gewässer im Herbst ablassen, den am Grund abgesetzten Schlamm den Winter über ausfrieren lassen, um diesen leichter abtransportieren zu können. Unter den Gemeinderäten stieß die Verwaltung damit auf Kritik.

Als der Degerndorfer Weiher 2008 zu verlanden drohte, handelten die früheren Besitzer, die Familie von Schauspieler Sepp Bierbichler aus Ambach, und ließ das Wasser ab. Schlamm und hunderte Weißfische spülte es durch die Schleuse am Nordende in den Lüßbach. Dort verendeten sie, was die hohe Konzentration an Schwebstoffen im Bachwasser nahelegte.

Das Wasserwirtschaftsamt bezweifelte die Standfestigkeit des Dammes am Nordende des Weihers und forderte die Kommune auf, diesen zu überprüfen. Das Ergebnis: Der Damm schütze nicht ausreichend vor starkem Hochwasser. Die Kommune müsse aktiv werden. Daraus entwickelte sich die Idee, den südlichen Teil vom Sonderhamer Weiher als Rückhaltebecken zu nutzen und quer durch das Gewässer einen Damm zu bauen. Denn über den Lüßbach ist der Sonderhamer mit dem Degerndorfer Weiher verbunden. Der Bach fließt über Münsing weiter bis Percha.

Seit 2008 versucht die Kommune auch den Schlamm, der sich auf dem Grund des Degerndorfer Weihers angesammelt hat, loszuwerden. So hoffen die Verantwortlichen die durch starke Nährstoffeinträge ohnehin schon verminderte Wasserqualität zu verbessern. Doch bisherige Versuche den Schlamm auszubaggern, scheiterten daran, dass dieser zu weich war. Daher rührt auch die Idee mit dem Ausfrieren.

Um freie Hand zu haben, hat die Kommune den Weiher der Familie Bierbichler Ende 2015 abgekauft. Susanne Öttl vom Bauamt rechnet damit, dass etwa 20 000 Kubikmeter Schlamm abtransportiert werden müssten, um eine Schicht von etwa einem Meter abzutragen. Lasse man den Schlamm ausfrieren, lasse sich die dann festere Masse kostengünstiger und leichter wegbringen.

Über die Aussicht eines über lange Wintermonate trockenen Weihers wollte sich Matthias Richter-Turtur (Wählerguppe Ammerland) überhaupt nicht freuen. "Wenn ich es richtig sehe, haben wir den Schwarzen Peter wie früher Bierbichler", sagte er. Im Winter sei der Degerndorfer Weiher für Eisläufer und Eishockeyspieler beliebt. Bliebe das Gewässer dann leer, sei das sehr bedauerlich. Christian Holzapfel (Einigkeit Degerndorf) mahnte zur Vorsicht. "Ich gebe zu bedenken, dass man nicht die Sohle ausbaggert, sonst läuft der Weiher von unten aus", sagte er. Susanne Huber (FW) erklärte dagegen, dass es vollkommen normal sei, Gewässer zur Bewirtschaftung im Winter abzulassen und auszubaggern.

Die Kommune erhofft sich durch die Maßnahmen auch positive Effekte für den Hochwasserschutz. Öttl kündigte an, dass die Kommune erst noch eine naturschutzrechtliche Erlaubnis zum Ausbaggern des Schlammes einholen müsse. Denn im nördlichen und teils im westlichen Bereich ist der Weiher als Biotop kartiert. Mit einem Mähboot will die Verwaltung aber erst einmal die Wasserpflanzen beseitigen und so die "Verkrautung" des Degerndorfer Weihers eindämmen.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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