Münsing:Einzigartige Mischung

Lesezeit: 2 min

Packend: Gitarrist und Sänger Torsten Goods (links) und Bassist Thomas Stieger beim Auftritt in Oberambach. (Foto: Arlet Ulfers)

Torsten Goods mit Band beim Seejazz-Festival

Von Reinhard Palmer, Münsing

Zum Seejazz-Festival gehört die sommerliche Atmosphäre, die zum Glück rechtzeitig die Trübsal der letzten Tage wegblies. Der Open-Air-Abend auf Schlossgut Oberambach (Münsing) konnte also kaum genussvoller sein. Zumal in Torsten Goods ein Musiker auf der Bühne stand, der mit funky Groove und souligem Gesang ein damit absolut stimmiges Bild zu kreieren vermochte.

Es ging aber keinesfalls um seichte Nachtmusik, sind doch alle Musiker seines Quartetts an ihren Instrumenten virtuos und im mitreißenden Pop und Rock zu Hause. Selbst wenn Goods den Toto-Song "99", der ein Jahr älter ist als er selbst, aufgriff, befreite er ihn von jeglicher Patina, ohne den Zauber dieser Musik anzutasten. So leicht und funky bekam der Klassiker eine vergnüglichere Gangart - und mit einem fetzigen Basssolo von Thomas Stieger auch eine packende Intensivierung. Wie auch sonst die Arrangements der Goods-Band sehr stimmig austarierte Spannungsbögen zogen, die selbst dem einfachsten Thema noch eine enorme Kraft entlockten.

Das Potenzial, das Goods in seinen meist in Zusammenarbeit mit dem Pianisten und Keyboarder Jan Miserre entstandenen Kompositionen sowie an der Gitarre nutzt, hat viel mit seinen frühen musikalischen Einflüssen zu tun. Spiritual, Blues und Roots-Musik sind seine Quelle der Seelentiefe und der kernigen Grooves, die in Oberambach immer wieder mit Stiegers grollendem Bass und dem brodelndem rhythmischen Puls von Felix Lehrmann am Schlagzeug für kraftvolle Passagen sorgten.

Auf der anderen Seite steht auch das stark ausgeprägte melodische Gefühl, das mit Goods' irischen Wurzeln mütterlicherseits zusammenhängen mag und den melancholischen Unterton pflegt. Zumal auch irische Songs wie "Carrickfergus" (Folk), "When Love Comes to Town" ( U2) oder "No Religion" (Van Morrison) besonders differenzierende Akzente ins Programm brachten und im balladenhaften Erzählstil auch wieder eine Brücke zum Blues schlugen.

Diese Mischung ist schon einzigartig und gibt Goods eine Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten an die Hand, die reichhaltige, bisweilen überraschende Wendungen und eine abwechslungsreiche Dramaturgie ermöglicht. Und sowohl Goods als auch Mieserre richteten ihre virtuosen Soli gänzlich danach aus, vor allem mit der engen Orientierung an der jeweiligen Melodie, die selbst in den fingerakrobatischen Eskapaden stets präsent blieb. Umso mehr, wenn sich Goods auf seiner halbakustischen Gitarre in thematischen Variationen erging und eine einfühlsame, tief emotionale Gangart einlegte. Kurzum: Ein Jazzabend, der in bester Erinnerung bleiben wird. Wie schon Goods' früheren zwei Besuche bei Jazz am See in Feldafing.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: