Münsinger Ochsenrennen:Baze und Django sind die Besten

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Zwei Ochsen aus dem Stall der Sebalds machen in Münsing das Rennen

Von Benjamin Engel, Münsing

Sonntagnachmittag gegen 14 Uhr: Die Sonne brennt vom fast wolkenlosen Sommerhimmel. Es hat um die 30 Grad. Für die 19 Jockeys und ihre Tiere soll jetzt das Münsinger Ochsenrennen beginnen. Für eine Teilnehmerin ist es vorbei, ehe sich die Startbox erstmals öffnet. Mr. Charly Brown, der Murnau-Werdenfelser Ochse von Jockey Ela Sappl, lahmt auf einmal am linken Hinterfuß. Tierarzt Georg Unterholzner vom Veterinäramt des Landkreises lässt das sechsjährige Tier deshalb nicht starten, zu groß wäre die Verletzungsgefahr. Still streift sich die 20-jährige Sappl das Leibchen mit der Startnummer 15 ab und hockt sich auf die Holzlatte der Seitenbegrenzung in der Rennarena. "Ich bin arg enttäuscht. Aber ich kann nichts machen", sagt sie. 2012 war sie mit ihrem Ochsen gestartet.

Vor dem Festzelt am Hartlweg protestieren Tierschützer der Organisation Animals United gegen die Veranstaltung. Sie fordern die Besucher auf, keine Eintrittskarten zu kaufen. Doch zum Start des mittlerweile sechsten Ochsenrennens - der Münsinger Ochserer-Verein organisiert die Veranstaltung seit 1996 alle vier Jahre - sind die Hänge zu beiden Seiten der Naturarena "Hertawiesn" westlich der Holzhauser Staatsstraße gut gefüllt. Polizei und Bayerisches Rotes Kreuz (BRK) schätzen, dass 15 000 bis 20 000 Besucher gekommen sind. Die drängen sich teils dicht an dicht im Schatten der Bäume oder spannen Schirme zum Schutz vor der Sonne auf. Für sie steht der Spaß im Vordergrund. Und so feuern die Besucher die Ochsen und ihre Jockeys fast noch frenetischer an, die nach wenigen Metern stehenbleiben - wie King Louie von Amelie Bernlochner. Er bleibt einfach stehen, und alle Anfeuerungsrufe bleiben erfolglos.

Wie der Ochse Mr. Charly Brown von Sappl kann auch der Pinzgauer Anderl mit Jockey Simon Ritzl nicht starten. Das Tier ist zu nervös und bockig. Michael Pfatrisch stürmt auf seinem Ochsen Baze, einer Mischung aus der Rasse Fleckvieh und Weiß-Blauer-Belgier, im Finale dagegen als Erster ins Ziel. Er krallt sich mit seinen Händen fest in die Schlaufen des Bauchgurts, um auf dem Ochsen zu bleiben. Nach drei Läufen ist er vollkommen nass geschwitzt und freut sich über den Sieg. "Das ist super. Das habe ich gar nicht erwartet." Noch in der Früh habe er den Ochsen besonders gut gewaschen und gestriegelt und ihm viel Wasser zu trinken gegeben. Jetzt komme Baze so schnell wie möglich auf die Weide von Besitzer Thomas Sebald am Staudacherhof bei Ammerland. Dort bekomme das Tier Äpfel, seine Lieblingsleckerli, noch etwas Kraftfutter, und dann könne er sich im Schatten unter den Obstbäumen ausruhen.

Besitzer und Landwirt Sebald kann sich übrigens gleich über einen Doppelerfolg freuen. Denn sein Sohn Thomas Sebald junior wird auf Django Zweiter. Jockey Christian Kiesl wird mit dem Murnau-Werdenfelser Ochsen Xaverl Dritter und Josef Strein landet mit Paule, einem Pinzgauer, auf Platz Vier.

In punkto Sicherheitskonzept zieht der Wolfratshauser Polizeiinspektionsleiter Werner Resenberger ein positives Fazit. "Es gab keine Schwierigkeiten", sagt er. So wurden die Ausflugsgäste an den Starnberger See durch Hinweisschilder weiträumig um Münsing herum geleitet. Gegen 14.30 Uhr sperrt die Polizei schließlich die Ortsdurchfahrt durch Münsing und die Staatsstraße zwischen Münsing und Holzhausen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie Resenberger erklärt. Denn die Ersten gehen bereits zu den Autos an den Parkplätzen zurück. Andere fahren mit dem Auto noch zum Ochsenrennen. Die Staus nach Ende der Veranstaltung lösen sich bald auf.

Das Rote Kreuz muss keine größeren Verletzungen behandeln. 45 BRK-Helfer einschließlich fünf Ärzten sind vor Ort. Wie Wolfgang Tutsch vom BRK sagt, müssen sie bis gegen 16 Uhr 30 Patienten versorgen. Einer war mit dem Rad gestürzt, ohne sich schwer zu verletzen. Die meisten werden wegen Kreislaufproblemen im Zelt gleich neben der Arena behandelt. "Einer hat in der Früh nur eine Tasse Kaffee getrunken. Dann ist ihm schwummrig geworden." Alle Altersgruppen seien betroffen gewesen, sagt Tutsch. Viele hätten zu wenig getrunken, was durch den Flüssigkeitsentzug in der Hitze zu Kreislaufproblemen führe. Ins Krankenhaus muss niemand gebracht werden.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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