Münsing:Abheben und sanft landen

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Nicht zu glatt und nicht zu gerade: die Band "Balloon Pilot" bei ihrem Auftritt in Münsing. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein beschwingter Abend mit "Balloon Pilot"

Von Thekla Krausseneck, Münsing

Balloon Pilot, das ist große Musik im kleinen Rahmen: Wie die Privatsession eines Weltstars fühlt sich der Abend im Münsinger "Freiraum" an; eine Atmosphäre wie diese wäre in einer Konzerthalle nie zu erzeugen, die Musik aber würde ohne Mühe eine Konzerthalle füllen. Manche Songs würden in einen Film über das Leben passen, manche sind acht Minuten lang, manche sind laut, andere sind still, und gemeinsam machen sie den Konzertabend für gut 50 Gäste zu einem Erlebnis.

Cäcilia Kohn, Inhaberin des "Freiraums", war bereits mit 17 Jahren ein Fan von Balloon Pilot, als die noch Los Burritos hießen. Lange habe sie auf die fünf Musiker eingeredet, um sie zu einem Auftritt im "Freiraum" zu bewegen - trotzdem sei sie jetzt "ein bisschen sprachlos, dass sie heute hier sind", sagt die junge Frau zu Beginn des Konzerts. Balloon Pilot befinden sich gerade obendrein "auf Welttournee von Ambach bis Schongau", wie Sänger und Gitarrist Matze Brustmann vorausschickt. Dennoch finde er es schön, in Münsing spielen zu dürfen - auch, weil er nur einen Kilometer Anreise gehabt habe.

Im "Freiraum" treffen Brustmann, Andi Haberl, Benny Schäfer, Christian Radojewski und Matthias Gmelin auf ein begeistertes und spürbar dankbares Publikum, das nichts vergeudet und jeden Ton auskostet, bis er definitiv nicht mehr zu hören ist, und erst dann in Applaus ausbricht. Die Indie-Popband fängt ihre Zuhörer mit dem ersten Akkord ein, nimmt sie mit auf eine Ballonfahrt durch den Kosmos ihrer Gedanken und lässt sie erst am späten Abend - nach einer sanften Landung auf einer weichen Klangwiese - wieder los.

Balloon Pilot stellen an diesem Abend ihr zweites Album vor, das erst ein paar Tage zuvor erschienen ist. Der Titel lautet "Eleven Crooked Things". Crooked, das heißt verbogen, krumm, und elf Songs sind auf der Scheibe zu finden - die weder krumm noch schief sind, aber eben auch nicht zu glatt und nicht zu gerade, sondern eher so wie das Leben. Eben dieses Leben hat die Musiker zu dem gemacht, was sie sind: Profis. Schäfer und Haberl etwa sind Teil des klassischen Jazz-Ensembles max.bab. Brustmann hat eine Stimme, der man gern zuhört. Mal melancholisch, mal verträumt singt der Ammerlander "Cold Day in Spring" vom neuen Album und "Tight" aus einer Zeit vor Balloon Pilot. Dazwischen bringt er seine Zuhörer zum Lachen, etwa indem er sagt, die Band komme bei einem Auftritt auf ähnliche Watt-Zahlen wie AC/DC - und dass er vor einer Zugabe immer nur kurz die Tür zuziehe, "nicht, dass sie aufhören zu klatschen". Nach der dritten Zugabe, einem Solo von Brustmann, heißt es dann leider: gute Nacht. Doch die neue Scheibe verkauft sich gut; und damit kann daheim jeder so oft abheben, wie er will.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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