Freizeit:Behörden wollen Mountainbiker im Mühltal stoppen

Lesezeit: 3 min

Ein Mountainbiker auf einem Weg bei Leutstetten: Von den illegal angelegten Routen im Mühltal sollen die Radler nun ferngehalten werden. (Foto: Georgine Treybal)

Das Hochufer der Würm ist weit über die Region bekannt für seine attraktiven Trails. Den Behörden wird es nun zu viel. Mit Appellen und notfalls Bußgeldern sollen die Radler ferngehalten werden.

Von Michael Berzl, Starnberg

Direkter hätte die Konfrontation nicht ausfallen können: Hier Haftungsfragen und der Naturschutz, dort sportliche Herausforderungen und der Wunsch, sich in der Natur frei bewegen zu dürfen. Landratsamt und Forstverwaltung wollen Mountainbiker gerne aus dem Mühltal vertreiben und haben deshalb Transparente im Wald aufgehängt. Bei einem Ortstermin mit Landrat Stefan Frey (CSU) und Forstbetriebsleiter Wilhelm Seerieder wurde jedoch deutlich, dass das nicht so einfach werden wird. Unversehens wurden die beiden mitten im Wald in eine lange und kontroverse Debatte mit Bikern verstrickt, in der so ziemlich alle Argumente ausgetauscht wurden, die schon aus den Diskussionen um Trails an der Isar bekannt sind.

Frey und Seerieder waren am Donnerstagvormittag gerade dabei, die Problematik mit den Trails zu erklären, die im Laufe der Jahre zwischen Gauting und Starnberg im Buchenwald an dem steilen Abhang zur Würm hinunter entstanden sind. Diese kleinen Wege mit Steilkurven und Sprungschanzen seien schlicht illegal, betonte der Forstleiter mehrfach. "Das ist schließlich kein Sportplatz hier." Zwar dürften sich Ausflügler zu Fuß ungehindert überall im Wald bewegen, nicht aber Reiter und Radler. Die müssten auf geeigneten Wegen bleiben. Seerieder verwies dabei auf das Bayerische Naturschutzgesetz.

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Insbesondere in einem besonders geschützten Bereich wie dem Flora-Fauna-Habitat an der Würm müssten solche Gebote eingehalten werden, betonte Seerieder: "Da haben wir keinen Spielraum." Zudem wies er auf die Haftungsprobleme hin, die entstünden, wenn der Staatsforst als Grundeigentümer die wild angelegten Radlerpfade dulden würde. Der Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten sieht außerdem ökonomische Gründe; schließlich bestehe die Gefahr, dass durch die rechtswidrige Nutzung des Waldes und die Schäden, die dabei angerichtet werden, "der Ertrag geschmälert wird".

Banner appellieren nun an die Biker, diese Wege nicht mehr zu benutzen. "Damit dokumentieren wir, dass wir das nicht möchten und nicht dulden", so Landrat Frey. Doch das ist nur der Anfang. Auch von Polizeikontrollen und Bußgeldern zwischen 50 und 100 Euro war die Rede.

Radfahrer sollen draußen bleiben: Lea Schlageter vom Landratsamt, Landrat Stefan Frey, Stephan Hinze, der den Fachbereich Umwelt leitet, und Wilhelm Seerieder von den Bayerischen Staatsforsten (von links) beim Ortstermin im Wald. (Foto: Georgine Treybal)
Mountainbiker in der Diskussion mit Landrat Frey und Forstleiter Wilhelm Seerieder. (Foto: Michael Berzl)

Mitten in diese Ausführungen hinein schoben also zwei Radler im wahrsten Sinne des Wortes ihre Mountainbikes hinein. Zwei Lehrer aus München, die zum ersten Mal ins Mühltal gekommen waren, um das Gelände zu erkunden - möglicherweise auch als Ausflugsziel für ihre Schüler. Ohne zu zögern sprach Landrat Frey die beiden an und suchte das Gespräch. Und bekam so in einem teils hitzigen Streit zu hören, womit die Behörden wohl noch öfter konfrontiert werden dürften: "Mit Verbotsschildern werden Sie das Problem nicht lösen. Die Leute aus der Stadt wollen in der Nähe was, was gut ist".

Und was da im Würmtal entstanden ist, ist in den Augen von Mountainbikern ziemlich gut: Ein interessanter Kurs mit Hindernissen und Steilkurven in einem abschüssigen Gelände, der auch noch gut mit dem Auto zu erreichen ist. Bei schönem Wetter sind oft Biker zu sehen, die auf dem Wanderparkplatz in der Heidekurve ihre Räder ausladen. In der Szene sprich sich das schnell herum. Durch einschlägige Internet-Plattformen wie das Ausflugsportal Komoot werden Gebiete wie das Mühltal erst recht bekannt, die Trails dort tauchen im Netz gelegentlich als Tipp auf.

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:Verhandeln statt verbieten

Schilder und Banner werden wenig Wirkung haben. Wer Schäden an der Natur begrenzen will, muss es mit einer Verhandlungslösung und Alternativangeboten versuchen.

Kommentar von Michael Berzl

"Das Mühltal ist besonders attraktiv für die Radler wegen der Topografie. Solche Abfahrten gibt es sonst kaum in der Münchner Schotterebene", sagt Jörg Schmidtmann, Referent für Bike-Infrastruktur beim MTB-Club München. Um ähnliche Bedingungen vorzufinden, müssten die Sportler sonst bis zum Samerberg, nach Oberammergau oder gleich nach Bischofsmais im Bayerischen Wald fahren. An die Wirkung von Schildern glaubt er nicht, eine sinnvolle Lösung wäre nach seinen Vorstellungen vielmehr, ein legales Angebot zu schaffen, um illegale Trails einzudämmen. Seine Argumente hat er auch an Landrat Frey geschickt.

Ähnlich sieht das Kevin Wagner aus Gilching, ein passionierter Radler, der Mitglied im Verein "Soulrider" ist und die Situation im Mühltal aus eigener Anschauung gut kennt. "Es ist der beste Spot in weitem Umkreis", befindet er. Seit der Corona-Pandemie, als offizielle Bikeparks geschlossen waren, sei der Zulauf noch größer geworden.

Dafür dass die Behörden nun einschreiten, hat er sogar Verständnis: "Es ist zu viel und zu groß geworden". Diese Einschätzung ist öfter in der Szene in der Region zu hören. Aber von einem Verbot ohne offizielles Alternativangebot hält auch Wagner wenig. Dem Gilchinger stellte sich dann die Frage, die sich auch andere Downhill-Biker stellen: "Wo denn dann?"

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