Montessori-Schule Starnberg:Praktisches erschaffen

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Bett, Kleid, Hängematte: Die Achtklässler präsentieren ihre Hausarbeiten

Von Florine Pfleger, Starnberg

Es ist nicht irgendeine Prüfung, die an diesem Abend ihren Abschluss findet, es ist die "richtige Montessori-Prüfung". Der Schulleiter der Mittel- und Oberstufe, Gerd Stöckle, kündigt stolz die praktischen Hausarbeiten der Achtklässer an, während die schon nervös auf ihren Bänken hin- und herrutschen. Von Hängestuhl, über Lampen, Schreibtisch, Gewächshaus und Cosplay-Anzug haben sie das Jahr über so einiges gewerkelt. Die Aufgabe bestand darin, einen beliebigen Arbeitsbereich zu wählen und darin etwas Praktisches zu schaffen, nicht in der Schule, sondern zu Hause. Für die Beratung durften die Schüler einen Mentor bestimmen.

Emil Gmell wurde sein Bett zu klein, darum hat er sich ein größeres gebaut. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Jeder Schüler hat insgesamt drei bis vier Minuten Zeit für seine Präsentation, in der er von der Idee, über die Umsetzung zum Gelernten spricht. Die meisten begründen ihr "Warum?" pragmatisch, wie beispielsweise Sarah Reimann, die eine Holztruhe gebaut hat, weil es zu wenig Stauraum in ihrem Zimmer gab, oder Emil Gmell, dem sein Bett zu klein wurde und er sich deshalb ein größeres Bett gebaut hat. Es gab aber auch romantischere Gründe, wie der von Lisl Schüferling, die schon immer in einer Hängematte schwingen wollte, oder von Leon Lorch, der sich sein Traumbuch schrieb.

Ruth Braun hat ein Kleid genäht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Einige Projekte fielen wegen ihrer Skurrilität auf. Das Berg-Burg-Modell von Milan Zettl war so eines, denn er hatte es für ein Strategiespiel namens Tabletop gebaut, bei dem man auf Landschaftsmodellen mit Miniaturfiguren aus Zinn- oder Kunststoff spielt. Auch das Kochbuch für Hund und Katz von Jakob Heinrich, das alle zum Schmunzeln brachte.

Eines wiederholte sich bei jedem Vortrag: Wenn alle Arbeitsschritte durchgesprochen waren und die Schüler schon erleichtert schnauften, weil die Aufregung endlich vorbei war, wurde dem Mentor für die Hilfe gedankt - denn mit ihnen hätten die Schüler aus eigener Kraft etwas schaffen können, hieß es, das sich viele nie zugetraut hätten. Und nach ein paar Mal versteht man, was Schulleiter Stöckle zu Anfang sagte. Denn das Grundprinzip der Montessori-Schule heißt: "Hilf mir, es selbst zu tun."

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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